Musik
Sohn von Udo Jürgens: Auf Tournee gab es kein Familienleben

15.11.2022 | Stand 15.11.2022, 7:14 Uhr

Interview mit John Jürgens - John Jürgens, Sohn des Sängers Udo Jürgens, aufgenommen nach einem Interview. - Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Archivbild

Als Sohn von Sänger Udo Jürgens hatte es John Jürgens nicht immer leicht. Dass sein berühmter Vater so selten zu Hause war, habe er ihm allerdings nie vorgeworfen. Trotz allem hätten die Beiden ein gutes Verhältnis zueinander gehabt.

Im Leben von Sänger Udo Jürgens blieb neben ausverkauften Konzerten, langen Tourneen und weltbekannten Hit-Liedern oft wenig Zeit für Familie übrig. Sein Sohn John Jürgens habe das seinem berühmten Vater aber nie übel genommen. «Ich habe das als Kind nicht so empfunden - es war einfach, wie es war», sagte Jürgens der Deutschen Presse-Agentur. Seinem Vater sei ein gutes Verhältnis zu seinen Kindern wichtig gewesen. «Wir haben ihn zwar wenig gehabt, aber immer wenn wir ihn hatten, dann sehr intensiv.»

Trotzdem sei es als Kind und Jugendlicher im Internat nicht immer von Vorteil gewesen, dass der eigene Vater zu den bekanntesten Menschen Deutschlands zählt. «Es gab auch Kinder, die dich nicht so toll finden wegen so etwas», sagte Jürgens, der in München lebt. Auch dem Sänger und Komponist selber sei bewusst gewesen, dass es für seine Kinder nicht immer einfach war. «Er hat sich sogar mal dafür entschuldigt», erinnerte sich der 58-Jährige.

Auch als er mit etwa 16 Jahren seinen Vater auf Tournee begleitete, habe es dort nicht viel Zeit für ein Familienleben gegeben. «Ich bin mit den Roadies im Truck gefahren. Ich war als Teil der Crew unterwegs und immer auch in deren Hotels, nicht in den Hotels vom Papa. Das war eine tolle Zeit, aber eben ein Job und kein Familienurlaub», sagte Jürgens. Bei den Konzerten habe er hinter der Bühne mit Ton und Licht ausgeholfen. «Da war der Papa sehr streng. Er hat immer gemerkt, wenn er nicht im Lichtkegel war, weil ich einen Einsatz verpasst habe.»

Dass Udo Jürgens Musik irgendwann auf seinen Erfolg als Schlagerstar reduziert wurde, finde sein Sohn schade. «Die Leute verwechseln das. Wenn man sich den Text zu «Griechischer Wein» zum Beispiel anhört, dann ist das sowas von kein Schlager. Das trägt so eine wahnsinnige Message in sich», sagte Jürgens.

Acht Jahre nach Udo Jürgens Tod (1934-2014) erscheint am 16. Dezember das neue Album «da capo, Udo Jürgens - Stationen einer Weltkarriere» mit 61 Songs des österreichischen Sängers, der auch die Schweizer Staatsbürgerschaft hatte. Das Album beinhaltet neben Jürgens großen Klassikern auch bislang unveröffentlichte Varianten einiger Lieder, seltene Live-Versionen und Stücke, die bisher nicht digital erhältlich waren. Das Album wurde unter anderem von Jürgens Kindern Jenny und John Jürgens kuratiert. «Man kommt unserem Vater im Hören sehr nah», sagte Jürgens.

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