150 Polizisten im Einsatz
Schwere Vorwürfe gegen Baufirma Karl: Polizei durchsucht Firmengebäude

21.07.2022 | Stand 07.06.2024, 10:34 Uhr |

Schwere Vorwürfe gegen die Baufirma Karl aus Hengersberg (Landkreis Deggendorf): Diese soll sich Kosten in Millionenhöhe gespart haben, indem sie Abfälle unerlaubt entsorgte. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft Passau am Donnerstag mit.

 



Die Karl-Bau GmbH mit Firmensitz in Hengersberg hat Niederlassungen in Deggendorf, Innernzell (Landkreis Freyung-Grafenau) und Eging am See (Landkreis Passau) und ist in weiten Teilen Bayerns tätig. Die bisherigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Passau sowie der Kriminalpolizeiinspektion Niederbayern ergaben Vorwürfe gegen mehrere Verantwortliche. Diese stehen im Verdacht, mutmaßlich seit mehreren Jahren bei unterschiedlichen Bau- und Sanierungsmaßnahmen im südbayerischen Raum teilweise verschiedenes belastetes Bodenmaterial und Bauschutt unerlaubt entsorgt zu haben. So sollen sie sich einen Teil der Kosten, die bei einer ordnungsgemäßen Entsorgung angefallen wären, erspart haben. Es wird von einem Betrag über mehrere Millionen Euro ausgegangen.

Bei einem nicht unerheblichen Teil der mineralischen Abfälle handelte es sich um Material, das zum Teil aus pechhaltigem Straßenaufbruch bestand, beziehungsweise mit solchem durchsetzt war. Zudem besteht der Verdacht, dass Abbruchabfälle, die noch mit überhöhten Bestandteilen von künstlichen Mineralfasern (KMF), Asbest sowie PCB belastet waren, nicht ordnungsgemäß entsorgt, beziehungsweise verwertet wurden. Etwaige Auswirkungen auf die Umwelt werden von den zuständigen Fachbehörden geprüft.

Der Fall erinnert an den Teer-Skandal aus dem Landkreis Passau: Über zwölf Jahre ist es nun her, dass ein Landwirt aus Großthannensteig (Hutthurm, Landkreis Passau) einen Rinderstall und ein Fahrsilo bauen ließ. Allerdings wurden dafür rund 10.000 Tonnen teerhaltiges Material illegal verwendet. Was folgte, beschäftigte den betroffenen Landwirt, das beauftragte Recyclingunternehmen, das Landratsamt, die Gerichte. Erst zehn Jahre, eine Insolvenz und über 1,7 Millionen Euro später wurde der Skandal endgültig zu den Akten gelegt.

Rund 150 polizeiliche Einsatzkräfte und sechs Staatsanwälte im Einsatz

Die Staatsanwaltschaft Passau überantwortete die polizeiliche Einsatzleitung der Kriminalpolizeiinspektion Niederbayern. Beim Vollzug der vom Amtsgericht Passau für mehrere Büro- und Geschäftsräume sowie der Wohnungen eines Tatverdächtigen erlassenen Durchsuchungsbeschlüsse am Donnerstag, waren zahlreiche Einsatzkräfte vor Ort. Insgesamt waren rund 150 Beamte der Kriminalpolizeiinspektion Niederbayern, Unterstützungskräfte der Bayerischen Bereitschaftspolizei, IT-Spezialisten des Bayerischen Landeskriminalamtes, der Kriminalpolizeiinspektionen Landshut und Passau sowie der Zentralen Ergänzungsdienste aus Landshut, zudem auch sechs Staatsanwälte im Einsatz.

Bei der Durchsuchungsaktion in drei niederbayerischen Landkreisen sind neben zahlreichen schriftlichen Unterlagen auch enorme Datenmengen gesichert worden, die nun im Rahmen der weiteren intensiven und sehr umfangreichen Ermittlungen ausgewertet werden und als Beweismittel dienen.

Vorläufige Sicherung von Vermögenswerten in Millionenhöhe

Im Zuge der Durchsuchungsmaßnahmen haben Ermittler der Kriminalpolizeiinspektion Niederbayern zeitgleich einen von der Staatsanwaltschaft Passau erwirkten und durch das Amtsgericht Passau erlassenen Vermögensarrest über 2,7 Millionen Euro vollzogen. Dazu sind entsprechende vermögensabschöpfende Maßnahmen durchgeführt worden.

„Die Staatsanwaltschaft Passau weist darauf hin, dass die verantwortlich handelnden Personen bis zu einer etwaigen rechtskräftigen Verurteilung als unschuldig gelten“, teilt ein Polizeisprecher in der gemeinsamen Pressemitteilung mit.

− ce

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