Arbeitsmarkt
Mehr Ausbildungsverträge in der Metall- und Elektroindustrie

22.03.2022 | Stand 23.03.2022, 19:46 Uhr

Schweißerin an der Arbeit - Eine Schweißerin fügt Metall-Elemente durch Punktschweißen zusammen. - Foto: Markus Scholz/dpa/Archivbild

Die bayerischen Metall- und Elektroindustrie will wieder mehr ausbilden und beklagt einen Mangel an geeigneten Bewerbern. Die IG Metall kritisiert dagegen Defizite auf Arbeitgeberseite.

Nach drei Rückgängen in Folge erwartet die bayerische Metall- und Elektroindustrie 2022 wieder mehr neue Ausbildungsverträge. Der Arbeitgeberverband bayme vbm erwartet einen Anstieg um 6,5 Prozent auf 14.000, wie er am Dienstag mitteilte. Die Lage sei wieder im «Aufwärtstrend» und bewege sich in Richtung des Vorkrisenniveaus, sagte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Insgesamt sei die Situation gut für die Bewerber. «Die Jugendlichen werden gesucht», betonte Brossardt. Das macht sich auch bei den Übernahmequoten bemerkbar: Waren 2021 nur 69,8 Prozent der Auszubildenden unbefristet und weitere 20,9 ganz oder teilweise befristet übernommen worden, gehen die Unternehmen für das laufende Jahr von 75,8 Prozent unbefristeten und 17,4 ganz oder teilweise befristeten Übernahmen aus. Hier sei man wieder auf dem typischen hohen Niveau.

Die IG Metall sieht die Lage deutlich kritischer: «Die Ausbildungssituation in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie ist verheerend», sagte Bezirksjugendsekretärin Eva Wohlfahrt mit Blick auf den Rückgang der vergangenen Jahre. Selbst wenn die Prognose für 2022 erreicht werde, liege man noch deutlich unter dem Niveau von 2019. «Vielen Jugendlichen bleibt die Chance verwehrt, sich in einer Ausbildung zu beweisen», betonte Wohlfahrt. «Das erzeugt Frust und Perspektivlosigkeit.»

Angesichts des demografischen Wandels sei Ausbildung für die Unternehmen eine der wichtigsten Anstrengungen, betonte Brossardt. Die größte Herausforderung sei, geeignete Bewerber zu finden. Und dabei sei es einerseits wichtig, junge Menschen zu fördern, andererseits aber auch Vorprägungen wie eine gewisse Angst vor Technik zu überwinden.

Wohlfahrt kritisierte dagegen: «Die Arbeitgeber machen es sich zu leicht, wenn sie das Niveau der Bewerber beklagen. Wer Fachkräfte sucht, muss auch mehr ausbilden und in die Qualität der Ausbildung investieren.» Dabei müsse auch nachgeholt werden, was während Corona durch mobiles Arbeiten und schlechte digitale Ausstattung von Berufsschulen zu kurz gekommen sei.

Die Umfrage, auf der die Zahlen basieren, habe noch vor Beginn des Kriegs in der Ukraine stattgefunden sagte Brossardt. Sollte dieser noch gravierendere Auswirkungen haben, könne es zwar ein gewisses Rütteln geben, tiefe Veränderungen erwartet er aber selbst dann nicht: Auch dann bleibe die Situation so, dass die Unternehmen angesichts der Altersstrukturen Auszubildende brauchten. Wie sich die aus der Ukraine nach Bayern geflüchteten Menschen auf den Ausbildungsmarkt auswirken, sei im Moment noch nicht absehbar, sagte Brossardt. Im laufenden Jahr werde es aber noch keine Effekte geben.

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