Bayerisches Verzeichnis erweitert
Immaterielles Kulturerbe: Chinesenfasching, Treideln und Regensburger Domspatzen dabei

19.03.2024 | Stand 20.03.2024, 11:37 Uhr

Der Chinesenfasching Dietfurt ist eine der bekanntesten Faschingsveranstaltungen in Bayern. Nun zählt er auch zum immateriellen Kulturerbe in Bayern. − Foto: Archiv

Die Liste wächst und wächst. 13 neue Immaterielle Kulturerbe in Bayern hat das Heimatministerium am Dienstag verkündet. Darunter der Chinesenfasching in Dietfurt, das Treideln auf dem Ludwig-Donau-Main-Kanal und die vier Knabenchöre Bayerns, zu denen die Regensburger Domspatzen zählen.



„Durch den Erhalt und die Weitergabe unseres Immateriellen Kulturerbes schaffen wir einen Rahmen für sozialen Austausch, geben Stabilität in herausfordernden Zeiten und bauen Brücken zwischen Menschen und Traditionen“, lässt sich Heimatminister Albert Füracker in einer Pressemitteilung zitieren. Daher sei es ihm eine große Freude, dass das Bayerische Landesverzeichnis nun um insgesamt 13 neue Kulturformen erweitert wird.

Seit über 20 Jahren stellt die UNESCO immaterielle kulturelle Ausdrucksformen in den Fokus der Öffentlichkeit. Seit 2013 ist auch Deutschland Vertragsstaat. Neben dem Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes gibt es in Bayern ein eigenes Landesverzeichnis, das nun 82 Eintragungen enthält.

Zu den neuen gehört der Chinesenfasching Dietfurt. Er ist eine der bekanntesten Faschingsveranstaltungen in Bayern. Am „Unsinnigen Donnerstag“ bewegt sich ein rund 1.500 Teilnehmer zählender Umzug mit „Kaiserpaar“, teilweise chinesisch gewandeten Fußgruppen und Umzugswagen in Richtung Stadtplatz, wo der „Empfang“ vor dem „Thron“ einen Höhepunkt bildet. Der Name basiert auf dem historischen Ortsnecknamen „Chinesen“ für die Dietfurter und wird seit dem frühen 20. Jahrhundert als Faschingsmotto umgesetzt. Heute gibt es einen engagierten Kulturaustausch mit China, zum Umzug kommt der Generalkonsul und chinesische Kulturvereine beteiligen sich.

Ebenfall neu auf der Liste: Die vier Knabenchöre Bayerns. Dazu zählen die Chöre in Regensburg und Augsburg, hervorgegangen aus mittelalterlichen Domsingschulen, sowie in Bad Windsbach und Bad Tölz, die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurden. Die Tradition der Knabenchöre beruht auf deren besonderer Stimmlage. Die Chöre bieten eine praktisch wie theoretisch fundierte musikpädagogische Ausbildung und sind für ihre international renommierten Konzerte bekannt. Das Repertoire umfasst Chorwerke von der Gregorianik über die moderne Oper bis hin zum Volkslied. Mittlerweile nehmen die Chöre in Regensburg und Augsburg auch Mädchen auf.

Auch das Treideln auf dem Ludwig-Donau-Main-Kanal ist nun immaterielles Kulturerbe in Bayern. Die Tradition des Treidelns, also das Ziehen eines Schiffes durch ein am Ufer laufendes Pferd, geht am Ludwig-Donau-Main-Kanal von Kelheim bis Bamberg in dessen Entstehungszeit in die 1840er Jahre zurück. Nach Aufgabe des Kanals als offizielle Wasserstraße 1950 wurde das Treideln allmählich aufgegeben und 1996 zunächst im oberpfälzischen Landkreis Neumarkt und dann im mittelfränkischen Landkreis Nürnberg Land wiederbelebt. Die touristische Nutzung des Treidelns und die Weitergabe von Wissen und Können zu der alten Handwerkstechnik sind mittlerweile einmalig in Deutschland.

Ebenfalls mit dem Titel wertgeschätzt wurden die Fahnenstickerei, der Gelübdefeiertag St. Sebastian in Grafenwöhr, das Goldschlägerhandwerk in Schwabach, die Kreuther Leonhardifahrt, die Kronacher Schwedenprozession, das Kunigundenfest in Lauf an der Pegnitz, der Memminger Fischertag, der Schwäbischwerde Kindertag zu Donauwörth, die Schweinfurter Schlachtschlüssel und die Studioglasbewegung Frauenau.

− red/ade