„Ich hatte mal wieder Glück“
Extrembergsteiger Thomas Huber äußert sich nach Bergunfall und übt Kritik

24.10.2023 | Stand 25.10.2023, 19:14 Uhr

Thomas Huber am Rettungsseil: Der Reichenhaller Natur- und Sportfotografe Stefan Wiebel war vor Ort dabei und hat den Einsatz fotografisch festgehalten. − Fotos: Stefan Wiebel

Mehr Feingefühl fordert Thomas Huber von manchen Medien. Die Nachricht, der Extrembergsteiger sei am Mittagsloch-Steig an seinem Lieblingsort am Untersberg im Berchtesgadener Land abgestürzt, hat Wellen geschlagen. Doch so schlimm sei es nicht gewesen.



„Die muss ich jetzt etwas glätten“, sagt Huber bezogen auf Horror-Schlagzeilen – die Mediengruppe Bayern hatte sich auf die Spekulationen anderer Zeitungen nicht verlassen und erst berichtet, als es offiziell bestätigte Informationen gab. Denn so schlimm, wie in anderen Berichten beschrieben, sei es gar nicht gewesen. Es geht ihm gut. Schon in wenigen Tagen soll es für ihn wieder zurück auf den Berg gehen.

Thomas Huber wirkt gelöst am Telefon



Thomas Huber wirkt gelöst am Telefon. Er hatte Glück im Unglück und zudem Helfer, für deren Einsatz er unendlich dankbar ist. Ein „halbkörpergroßer Fels“ war aus der Wand gebrochen. Dieser hätte ihn zwar nicht erschlagen, aber runterreißen können, sagt er. Dabei war sein Besuch an seinem Lieblingsberg, dem Untersberg, „alltägliches Tun, nichts Besonders. Das habe ich schon mindestens 50-mal gemacht“, sagt er.

Im zweiten Schwierigkeitsgrad liegt jener Bereich, wo er sich befand, schroffes Gelände - „und plötzlich bricht der Felsblock weg, den ich schon unzählige Male berührt habe“, sagt er. Er habe sich im richtigen Moment weggedreht, sein Reflex und die folgende Reaktion seien gut gewesen. „Ich hatte Glück, dass der andere Griff gehalten hat“, sagt er. „Zwischen Schramme und Endgültigkeit liegt nur ein dünnes Blatt“, so beschreibt es der Alpinprofi im Gespräch.

Woher die Infos für die Horror-Schlagzeilen kamen, kann er sich nicht erklären



Ein Pressebericht, der schlecht recherchiert gewesen sei, habe die Welle mit Falschinformationen ausgelöst. Kurz darauf meldeten große Medien, Huber sei abgestürzt und befinde sich im Schockraum in der Kreisklinik in Traunstein, ein Fuß sei zudem gebrochen. “Das alles stimmt so nicht“, sagt Huber, ein wenig sauer. “Die Medien wussten mehr als ich.“ Viele hätten sich daraufhin Sorgen gemacht. Woher die berichteten Falschinfos stammten, kann sich der Berchtesgadener nicht erklären.

Der 56-Jährige, bekannt für extreme Kletterrouten weltweit, hat „nur“ eine Einblutung am linken Sprunggelenk. „Ich werde relativ schnell wieder einsatzbereit sein“, sagt er.

Die Bergwacht und die Retter von Christoph 14 hätten Großartiges geleistet, nachdem Huber schnell festgestellt hatte, dass mit seinem Sprunggelenk etwas nicht in Ordnung ist. Zur Absicherung sei er in die Klinik nach Traunstein geflogen worden. „Die Schramme wurde verklebt, was bleibt ist ein Bluterguss“, sagt er.

Todesgefahr, die kennt der Extrembergsteiger



Demütig zeigt er er sich nun - „dass ich wieder mal Glück in meinem Leben hatte“. Todesgefahr, die kennt der Extrembergsteiger: Beim Klettern am Brendlberg, einem bewaldeten Hügel am Untersberg war er bereits vor sieben Jahren abgestürzt und hatte großes Glück. Bei dem 16-Meter-Sturz kam er - trotz schwerer Verletzungen - glimpflich davon.

„Ich hinterfrage jetzt aber nicht, ob es ein Zeichen war“, sagt Thomas Huber am Dienstagmittag am Telefon. Er werde den Untersberg wieder besuchen, „meinen persönlichen Ort der Ruhe“. Huber wird dort weitermachen, wo er aufhören musste. Man müsse sich aber im Klaren sein, dass in jedem Moment etwas passieren kann. „Schicht im Schacht ist sehr schnell.“