Riedenburg
Netzbetreiber will hoch hinaus

Leitung bei Altmannstein und Riedenburg wird aufgerüstet Masten im Schnitt 55 statt 32 Meter hoch

26.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:54 Uhr

Foto: Stefan Janda

Riedenburg (DK) Die Gleichstromtrasse Süd-Ost ist passé, zumindest in der Ingolstädter Region. Ganz im Osten des Kreises Eichstätt sowie um Riedenburg wird aber trotzdem eine Leitung gebaut, die dem umstrittenen Projekt höhenmäßig kaum nachsteht. Die Masten werden im Schnitt 55 Meter hoch sein.

Völlig neu ist das Vorhaben nicht, schon vor zwei Jahren hatte der Riedenburger Stadtrat darüber diskutiert. Es geht um eine bereits bestehende 220-Kilovolt-Leitung, in Fachkreisen schlicht P 53 genannt und noch zu Hitlerzeiten errichtet. Sie soll nun auf 380 Kilovolt (kV) verstärkt werden. Die Trasse führt von Raitersaich im Kreis Fürth über Ludersheim im Nürnberger Land weiter in Richtung Dietfurt im Kreis Neumarkt, an Altmannstein (Kreis Eichstätt) vorbei und tangiert bei Thann auch Riedenburger Flur (Kreis Kelheim). Die Erweiterung erstreckt sich bis Altheim südöstlich von Landshut.

"Die Bestandsleitung soll auf 380 Kilovolt ertüchtigt werden, so ist das im Bundesbedarfsplangesetz festgelegt", erklärt Markus Lieberknecht als Sprecher des für die Planung zuständigen Übertragungsnetzbetreibers Tennet. Die Masten stammten aus den 1930er-Jahren, Isolatoren und Leitungen seien über die Jahre immer wieder erneuert worden. Mit der Aufrüstung auf 380 Kilovolt seien neue Masten nötig. "Der Ersatzneubau wird aber über weite Strecken parallel zur bestehenden Trasse verlaufen." Wo genau, das werde noch eingehend untersucht.

Eines gilt aber als sicher: Die neuen Masten sollen um einiges höher werden als die bisherigen mit ihren 32 Metern, weil 380-kV-Leitungen mehr Abstand vom Boden verlangen. Tennet geht im Durchschnitt von 55 Metern aus, es könnten aber auch mal deutlich mehr sein, mit einem Maximum bis zu 80 Metern, etwa wenn schützenswertes Waldgebiet überspannt werden muss.

"Für uns ist die Planung eine große Herausforderung, weil viele Leitungsabschnitte über die Jahrzehnte umbaut wurden", sagt Lea Gulich, die sich für Tennet um die Bürgerbeteiligung kümmert. So führe zum Beispiel an einer Stelle ein Kreisel um einen Masten, andernorts würden die Häuser nahe an die Stromkabel heranreichen. "Auch Sportplätze sind nachträglich unter den Leitungen entstanden." Nach den Vorgaben des Landesentwicklungsprogramms sollen die Abstände jedoch im Außenbereich mindestens 200, im Innenbereich 400 Meter betragen.

"Wir müssen also immer wieder ausweichen, kommen damit aber oft anderen Objekten zu nahe", zeigt Gulich das Problem auf. Nach ihren Worten läuft im Moment eine Detailuntersuchung, um solche Engstellen und notwendige Umgehungen zu definieren. Spätestens Ende des Jahres wolle Tennet die Bürger und Behörden in den betroffenen Orten informieren und das Vorhaben diskutieren.

Im Zeitplan folgt dann die Absprache mit den Regierungsbezirken, bevor ein Raumordnungsverfahren, ein Raumordnungsbeschluss und das Planfeststellungsverfahren möglich werden. "Die Realisierung wird frühestens 2022 erfolgen", sagt Lea Gulich. Der Bau werde auf der 160 Kilometer langen Strecke in drei Abschnitten erfolgen und geschätzt jeweils ein bis zwei Jahre dauern. In der Altmannsteiner und Riedenburger Ecke dürfte demnach erst ab 2024 oder später tatsächlich etwas passieren. Zu den Baukosten kann die Tennet-Mitarbeiterin bisher nichts sagen, nur so viel: "Im Schnitt betragen sie 1,5 Millionen Euro pro Kilometer." Eine Erdkabellösung sei gesetzlich nicht zulässig.

Tennet-Sprecher Lieberknecht und seine Kollegin betonen, großen Wert auf Transparenz zu legen. "Wer Fragen zum Projekt hat, kann sich jederzeit an mich wenden, egal ob von Bürger- oder Behördenseite", sagt Lea Gulich, erreichbar per E-Mail unter lea.gulich@tennet.eu. "In Bereichen, in denen die Wohnbebauung sehr nahe an die Leitung herangerückt ist, sind wir bestrebt, Lösungen gemeinsam mit den Betroffenen zu finden", verspricht der Netzbetreiber.