Amberg
Viele Fragen sind noch unbeantwortet

Die Leiche der getöteten Studentin Sophia ist nun in Deutschland - Ihre Familie hadert mit den Behörden

28.08.2018 | Stand 23.09.2023, 3:55 Uhr

Amberg (DK) Erleichterung nach dem schrecklichen Tod der Studentin Sophia aus Amberg: Der Leichnam wurde von den spanischen Behörden nach Deutschland überführt und ist bereits in der Heimat angekommen. Der mutmaßliche Täter wird ausgeliefert. Doch noch immer hadert Sophias Familie mit den deutschen Behörden.

Sophias Bruder Andreas Lösche ist noch nicht überzeugt. Mit leiser Stimme sagt er: "Ich glaube es erst, wenn ich Sophia selbst sehe." Am Montag informierte die Staatsanwaltschaft Bayreuth zusammen mit dem Polizeipräsidium Oberfranken die Öffentlichkeit, dass die spanischen Behörden ihre Ermittlungen in dem Fall abgeschlossen haben. "Der Leichnam von Sophia L. wird zeitnah nach Deutschland überführt", teilten die Behörden gemeinsam mit. "Zudem erfolgt demnächst die Auslieferung des 41-jährigen Tatverdächtigen in das Bundesgebiet." Damit dürfte gesichert sein, dass sich der Tatort des Mordes an der jungen Tramperin aus der Oberpfalz tatsächlich in Deutschland befindet und nicht etwa in Spanien oder einem anderen europäischem Land. Tatverdächtig ist ein marokkanischer Lastwagenfahrer, der in Südspanien festgenommen wurde, während man die Leiche in Nordspanien fand - der Mann soll angeblich versucht haben, nach Marokko überzusetzen.

Die Familie der 28-jährigen Sophia ist allerdings nach wie vor nicht gut auf die deutschen Behörden zu sprechen. "Ich wurde zwar angerufen, dass die Überführung stattfinden soll, aber man konnte mir noch keinen genauen Zeitpunkt sagen, wann das geschehen wird", so Andreas Lösche. Die Informationspolitik der deutschen Behörden gegenüber den Angehörigen formuliert er so: "Man geht gar nicht mit uns um, indem man gar nicht mit uns kommuniziert." Zwar habe man von Seiten der ermittelnden Kripo Oberfranken Bescheid gegeben, dass der Leichnam Sophias nach Deutschland kommt. "Aber von Seiten der Staatsanwaltschaft reagiert man gar nicht auf unsere Fragen."

Dabei habe die Familie von Sophia noch so viele Fragen. "Hat der festgenommene Lastwagenfahrer gestanden? Oder warum wird er nun nach Deutschland ausgeliefert? Was hat er den Ermittlern erzählt? Wie verbrachte meine Schwester ihre letzten Stunden?" Das seien die Fragen, die ihn und Sophias Eltern bewegten. Lösche kündigte an, dass die Familie eine Nebenklage bei einem Prozess erheben werde, "auch, um Akteneinsicht zu bekommen." Denn Lösche hat Angst, "dass wir als Familie die letzten sind, die irgendwas erfahren."

Der Bruder der getöteten Sophia sagt, dass "der Rechtsstaat bei uns überhaupt nicht funktioniert hat." Sophia sei nie ein Vermisstenfall gewesen. Der Polizei in Bayern macht er schwere Vorwürfe: Als die Studentin am 14. Juni in den Lastwagen des 41-Jährigen stieg, schrieb sie laut ihrem Bruder drei SMS an Freunde "mit einem Smiley dahinter", so der Bruder. Ab 20 Uhr brach der Kontakt an jenem 14. Juni ab, Sophia ging nicht mehr ans Telefon. Am kommenden Tag ging Sophias Vater um 7.45 Uhr zur Polizei in Amberg. "Dort hieß es, er soll mittags wieder kommen", erinnert sich ihr Bruder. "Man hat schlicht nicht aktiv nach Sophia gesucht, alles, was geschehen ist, ist von den Angehörigen ausgegangen, die auf Facebook um Mithilfe gebeten haben", sagt Lösche. Nur einen Eintrag in den Polizeicomputer veranlasste die Polizei. "Das heißt: Erst wenn Sophia ihren Pass auf ein Scangerät am Frankfurter Flughafen gelegt hätte, wäre etwas passiert." Lösches Vorwurf ist harsch: "Wir haben nicht zu wenig Polizei in unserem Land, sondern zu wenig gute und empathische Polizisten!"

Auch in Deutschland soll Sophias Leichnam nochmals einer Autopsie unterzogen werden. Hier seien die Angaben, wie lange dies dauere, unterschiedlich: "Das kann wenige Stunden dauern, aber ich habe auch schon gehört, dass das nochmals sechs Wochen dauert", so der Bruder der Getöteten. Aber: "Mich wundert nichts mehr."

Christian Eckl