Feldkirchen
„Wie ein angeschossener Eber“: Streit im Jagdverband

18.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:02 Uhr
Jürgen Vocke, Präsident des Bayerischen Jagdverbandes. −Foto: Daniel Karmann/Archivbild

Der Präsident des Bayerischen Jagdverbands wurde wegen Veruntreuung von Verbandsgeldern angezeigt. Jetzt wirft ihm die Schatzmeisterin auch noch Drohungen vor.

Der wegen Veruntreuung von Verbandsgeldern angezeigte Präsident des Bayerischen Jagdverbands (BJV) Jürgen Vocke kann die Vorwürfe gegen ihn weiterhin nicht nachvollziehen. „Ich wüsste nicht, was ich Verbandsschädigendes getan haben soll“, sagte Vocke am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

Der 76-Jährige wurde kürzlich von einem BJV-Mitglied wegen Untreue und Unterschlagung angezeigt. Laut Staatsanwaltschaft München I geht es um private Auslagen, den Dienstwagen und die Beschäftigung seiner Tochter bei einem mit dem BJV verbundenen Unternehmen. Vocke selbst kennt den Inhalt der Anzeige nach eigenen Angaben noch nicht. Er berichtet eher von verbandsinternen Diskussionen darüber, ob er als Angestellter gilt oder als selbstständig. „Ich kann nicht ausschließen, dass mir mal ein Fehler passiert ist und ich zum Beispiel einen Bewirtungsbeleg nicht vollständig ausgefüllt habe“, sagte Vocke. Aber er habe konsequent ein Fahrtenbuch geführt.

Auch den Vorwurf von Drohungen gegen die Schatzmeisterin Mechtild Maurer wies Vocke zurück. Maurer hatte der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch gesagt, dass Vocke ihr mit rechtlichen Schritten gedroht habe, wenn sie einen Präsidiumsbeschluss zu Aufwandsentschädigungen umsetze. Vocke wies die Darstellung zurück. Er erinnere sich nur an eine Präsidiumssitzung, an der er nicht teilgenommen habe, woraufhin er die Sitzungsergebnisse zunächst überprüfen wollte. Allerdings sei es in den vergangenen Wochen sehr emotional zugegangen. „Vielleicht habe ich da mal wie ein angeschossener Eber überreagiert, aber niemals gedroht“, sagte Vocke.

Tatsächlich seien die Schatzmeisterin und er „im Clinch“. Vocke äußerte sich verärgert, dass Maurer ihm seine Belege nicht mehr in Kopie gebe, damit er die Vorwürfe nachvollziehen könne. „Ich habe die Verbandsarbeit immer mit Leidenschaft gemacht“, sagte der 76-Jährige, der seit 25 Jahren BJV-Präsident ist. „Was jetzt passiert, tut weh.“

Anlass für die Strafanzeige und den Streit war ein Zwischenbericht eines Wirtschaftsprüfers. Den Prüfer hatte der Verband mit Sitz in Feldkirchen (Landkreis München) auf Wunsch der seit 2018 amtierenden Maurer beauftragt. Er sollte untersuchen, ob die Gelder korrekt verwendet wurden - etwa bei Spesen und Reisekosten. „Ich habe über weite Strecken einen ungeregelten Zustand vorgefunden, den ich Schritt für Schritt mit Richtlinien verbessern konnte“, so Maurer.

Die abschließenden Ergebnisse des Wirtschaftsprüfers sollen Ende Oktober auf einer Mitgliederversammlung vorgestellt werden. Schatzmeisterin Maurer betonte, möglichst viele Vorschläge des Prüfers direkt umsetzen zu wollen, damit der Verband weiter als gemeinnützig anerkannt bleibt. Der BJV hat rund 50 000 Mitglieder.

Bayerischer Jagdverband

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dpa