Dezente Musik und durchdachte Beleuchtung - mit diesen Worten wirbt das Unternehmen Sanifair auf seiner Homepage für seine Toilettenanlagen.
Ob das unbedingt nötig ist, das soll jeder selbst entscheiden. Fakt ist jedoch: Die WCs sind so gut wie immer sauber und ordentlich. Es gibt immer genügend Toilettenpapier und Seife. Aber das kostet: 70 Cent muss der "Kunde" einwerfen, bevor er eintreten darf ins stille Örtchen. 50 Cent davon bleiben übrig, um im angrenzenden Laden einen Espresso oder eine Tafel Schokolade zu kaufen. Und so ist es eine Win-Win-Situation - zumindest für Sanifair und die Geschäfte: Sanifair erhält pro Toilettengang Geld, und im besten Fall konsumiert der Kunde anschließend etwas, das er ohne den Wertgutschein nicht gekauft hätte.
An der Raststätte Köschinger Forst an der A 9 werden die Toilettenanlagen wie an den meisten deutschen Rasthöfen auch von Sanifair betrieben. Die Meinungen unter Reisenden dazu gehen weit auseinander. "Bei uns muss alles immer Geld kosten", beschwert sich zum Beispiel Silvia Werner. Die Wiesbadenerin ist beruflich viel mit dem Auto unterwegs und kennt sich dementsprechend gut aus. "Das ist ein Grundbedürfnis, von dem wir sprechen. Bei den überteuerten Preisen in den Tankstellen sollte der Gang zur Toilette eigentlich schon mit drin sein." Sie hält bei Sanifair nur, wenn es unbedingt nötig ist, den Bon löst sie selten ein. "Die verfallen ja auch nach drei Jahren." Maik Kleinschmidt aus Erfurt hingegen findet das Prinzip gut, immerhin fände man saubere und gepflegte Toiletten vor, auf denen man sich wohlfühlen könne. Sabine Schley aus Köln ist der Meinung, dass Toiletten grundsätzlich kostenlos sein sollten. "In anderen Ländern wie zum Beispiel in Neuseeland wird sehr viel Wert darauf gelegt." Leider gäbe es aber in Deutschland kaum eine Alternative zu Sanifair. "In die dunklen Toilettenhäuschen will ich als Frau nicht unbedingt nachts gehen." Den Bon löst sie schon ein. "Auch wenn ich weiß, dass der Kaffee, den ich davon kaufe, überteuert ist."
