Freising
Baldrian-Trick hilft bei Wildkatzen-Zählung

06.06.2021 | Stand 14.06.2021, 3:33 Uhr
Eine Europäische Wildkatze, aufgenommen im Tierfreigehege im Nationalpark Bayerischer Wald unweit von Neuschönau. −Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Sie sind scheu und selten: Wildkatzen in Bayern. Der Bund Naturschutz fördert die Ausbreitung des Tieres. Dazu gehören regelmäßige Zählungen - das funktioniert mit Baldrian.

Sie ist ein scheuer Mäusejäger und fühlt sich in Wäldern wohl: die Wildkatze. Das zwischenzeitlich in Bayern ausgestorbene Tier breitet sich seit einigen Jahren wieder aus. Die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) beobachtet diese Entwicklung. Aktuell habe wieder ein Monitoring stattgefunden, teilte die Behörde mit. Dieses werde vom Senckenberg-Institut in Frankfurt ausgewertet. Mit Ergebnissen sei Ende des Jahres zu rechnen.

Wild- und Hauskatzen ließen sich äußerlich schwer unterscheiden, sagt Alois Zollner, Leiter des LWF-Wildtiermanagements. Zur sicheren Artbestimmung brauche es genetische Untersuchungen. Eine einfache und schonende Methode zur Gewinnung von DNA-Material des extrem scheuen Wildtiers sei das Aufstellen von Lockstöcken.

Dafür werde eine nicht gehobelte Holzlatte im Waldboden verankert und mit Baldriantinktur besprüht. Von diesem Geruch würden die Katzen unwiderstehlich angezogen. „Sie reiben sich an dem Lockstock und einige Haare bleiben am rauen Holz hängen.“ Diese Haarproben würden eingesammelt und ausgewertet.

Das Monitoring in Bayern, das diesmal schwerpunktmäßig im Spessart stattgefunden hat, ist Teil einer bundesweiten Zählaktion. Die Wildkatze steht den Angaben nach unter dem Schutz der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, die alle Mitgliedstaaten verpflichtet, für „einen günstigen Erhaltungszustand“ dieser Art zu sorgen. Ein solcher sei dann gegeben, wenn Population und Lebensraum groß genug sind, um ein langfristiges Überleben der geschützten Art sicher zu stellen.

Auch der Bund Naturschutz zählt mittels der Baldrian-Methode regelmäßig Wildkatzen. Wie der BN bereits im März mitgeteilt hatte, gab es laut seiner Zählung im Monitoringjahr 2019/20 67 Nachweise, im Vergleichszeitraum 2014/15 waren es 209 Nachweise. Allerdings gab es 2019/20 weniger Kontrollpunkte, an denen die Tiere gezählt wurden.

Nachdem das Tier 1940 in Bayern ausgestorben war, züchtete der BN in eigenen Gehegen zwischen 1984 und 2009 mehr als 600 Exemplare der Wildkatze, um sie auszuwildern. In Deutschland gilt die Wildkatze als gefährdet, in Bayern gar als vom Aussterben bedroht. Einer ihrer größten Feinde ist der Straßenverkehr.

© dpa-infocom, dpa:210606-99-879587/2

Info LWF zur Wildkatze

dpa