Sommerserie 2021
Sprachschatz von A bis Z: Katzenmusik und Tracht

Diesmal ist C wie Charivari an der Reihe

05.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:10 Uhr
  −Foto: Herrmann

Dialekt ist gelebte Tradition in der Sprache. Um die sprachliche Vielfalt in Bayern geht es in unserer neuen Sommerserie - von A bis Z. Um C wie Charivari geht es diesmal.

 

Wenn in coronafreien Jahren die Volksfestsaison wie gewohnt startet, packen viele Bayern ihre Trachten aus: Dann werden Dirndlschürzen gebügelt, die fehlenden Hemdknöpfe angenäht und die Lederhosen auf den Balkon zum Lüften gehängt, damit der Duft von Steaksemmeln, Zuckerwatte und verschüttetem Bier verschwindet. Dann werden Janker herausgesucht, Trachtenhüte entstaubt und Charivaris aus dem Schmuckkästchen gefischt.

Sie fragen sich, wer oder was sich hinter diesem ungewöhnlichen Wort verbirgt? Dann hat Andrea Schamberger-Hirt, Mitarbeiterin an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Redaktionsleiterin des Bayerischen Wörterbuchs, die passende Antwort für Sie: "Der oder das Charivari ist ein Schmuckgehänge an einer Kette oder auch die ganze Kette mit Schmuckgehänge und wird heutzutage gerne als Teil der Tracht getragen."

Typische Anhängsel sind laut Schamberger-Hirt Münzen: Traditionell baumelt am Charivari zum Beispiel der sogenannte Tauftaler. "Das ist eine Silbermünze, die der Pate dem Täufling geschenkt hat." Außerdem sind an der Kette häufig bestimmte Tiertrophäen - beispielsweise Zähne von Wildtieren wie Hirschen, Murmeltieren, Mardern oder Fischottern -, Krallen von Greifvögeln wie dem Adler oder sogar die Füße eines ungeborenen Rehs zu finden.

Und vermutlich diesen Anhängern verdankt das Charivari seinen Namen: Diese können wie ein Durcheinander wirken und laut klappern, also für Katzenmusik und Radau sorgen. Das französische Wort für diese tierische Unruhe ist le charivari, wie Schamberger-Hirt erklärt. Das Wort Charivari ist der Expertin zufolge im gesamten Ostalpenraum verbreitet. "In der Materialsammlung des Bayerischen Wörterbuchs gibt es Belege aus Ober- und Niederbayern, und zwar nicht nur in der Aussprache Schariwari, sondern auch abgewandelt als Tschariwari oder Scharawali." Damit ist klar: Das Wort ist so facettenreich wie die Kette mit all ihren Anhängern.

DK

Laura Schabenberger