Sommerserie
Sprachschatz von A bis Z: Gesellige Gemütlichkeit beim Hoagartn

H wie Hoagartn

09.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:13 Uhr
  −Foto: DK-Archiv/Kollmeyer

Dialekt ist gelebte Tradition in der Sprache. Um die sprachliche Vielfalt in Bayern geht es in unserer neuen Sommerserie - von A bis Z. Inzwischen ist die Serie bei H wie Hoagartn angekommen.

Zusammensitzen, gemeinsam essen und trinken, dazu ausgiebig ratschen - einfach den Tag und das Leben genießen, Sorgen von sich schieben. Sie finden, das klingt nach einem tollen Plan für den Abend? Dann sind Sie mit dieser Ansicht nicht alleine.

Die Bayern sind von dieser geselligen Gemütlichkeit sogar so begeistert, dass sie ein eigenes Wort dafür haben, wie Andrea Schamberger-Hirt erklärt. Sie ist Mitarbeiterin an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Redaktionsleiterin des Bayerischen Wörterbuchs. "Mit Heimgarten wird in großen Teilen der Südhälfte Bayerns, also in Ober- und Niederbayern, Schwaben und der südlichen Oberpfalz, das gesellige Beisammensein von Nachbarn bezeichnet."

Ausgesprochen wird der Begriff - je nach Region - unterschiedlich: Hoamgartn, Hoagascht, Hoigoatn oder Huigaate führt Schamberger-Hirt als mögliche Varianten an. Doch gemeint ist immer das Gleiche, erklärt die Expertin: "Das sind Treffen, bei denen man sich unterhalten, Handarbeiten angefertigt oder mitunter auch musiziert hat." Schon im Mittelalter, also etwa im neunten und zehnten Jahrhundert, wurde der Versammlungsplatz im Dorf, der Dorfanger, als Heimgart bezeichnet, schildert Schamberger-Hirt weiter.

Für das gesellige Beisammensein gibt es in Bayern noch weitere Ausdrücke: "Sitzweil, Hutzenstube, Rockenreis (Rockaroas) oder Gunkel(stube). Denn oft traf man sich zum Spinnen und nahm dafür das nötige Gerät - den Rocken oder die Gunkel - mit auf den Weg oder die Reise in die nachbarliche Stube."

Heutzutage sind diese Wörter jedoch häufig in Vergessenheit geraten. Auch den Ausdruck Hoagartn "kennt man meist nur für ein Musikantentreffen", sagt Andrea Schamberger-Hirt. Vielleicht sollten die Bayern sich wieder viel öfter ganz bewusst gemütlich zu einem Hoagartn zusammensetzen - gerade nach den Entbehrungen der Pandemie. Nicht nur wegen der Gemeinschaft, des Essens oder des Spaßes. Sondern ganz einfach für den Dialekt.

DK

Laura Schabenberger