Sommerserie 2021
Sprachschatz von A bis Z: Französische Eleganz im Regen

P wie Paraplü

17.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:22 Uhr
  −Foto: DK-Archiv/Cornelia Hammer

Dialekt ist gelebte Tradition in der Sprache. Um die sprachliche Vielfalt in Bayern geht es in unserer neuen Sommerserie - von A bis Z. In diesem Beitrag geht es um P wie Paraplü.

 

Wenn Petrus mit Schwung die Himmelsschleusen öffnet und es wie wild regnen lässt, zücken die meisten Menschen einen Regenschirm. Doch manche greifen, vor allem in Bayern, auch zum Paraplü. Gemeint ist der gleiche Gegenstand, doch zugegeben: Während der Regenschirm irgendwann einfach nur noch trieft vor lauter Wasser, trieft der Paraplü zusätzlich zumindest noch vor französischer Eleganz.

Denn bei Paraplü beziehungsweise Parapluie handelt es sich um eines der französischen Fremd- und Lehnwörter im Bairischen, wie Grit Nickel erklärt. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und forscht zum Dialekt in Bayern. "Parapluie bezeichnet im Französischen den Regenschirm - und wird auch im Bairischen in dieser Bedeutung verwendet, neben dem Parasol als Sonnenschirm, gerne auch eher scherzhaft."

Lehnwörter wie dieses hielten laut Nickel in das Bairische beziehungsweise in die deutsche Sprache allgemein Einzug während des sogenannten Absolutismus und der napoleonischen Herrschaft. "Vor allem in den gebildeten, bürgerlichen Teilen der Bevölkerung genoss das Französische als Sprache der Kultur und des Adels ein hohes Prestige", beschreibt die Dialekt-Expertin.

Eine wichtige Rolle als Sprach-"Influencerin" am Münchner Hof und damit auch im Stadtdialekt von München wird laut Nickel Henriette Adelaide von Savoyen zugeschrieben, der Frau des Kurfürsten Ferdinand Maria von Bayern. "Durch Handel und Soldaten gelangten die französischen Fremdwörter dann auch in andere Städte und in den Dialekt der bayerischen Dörfer."

Gehalten haben sie sich offensichtlich bis heute - denn noch immer ist für viele der Gehweg das Trottoir oder das Gegenüber das Visavis. Und bei diesem harmonischen Klang wäre es doch eine Schande, wenn sie verloren gehen würden?

DK

Laura Schabenberger