Sommerserie 2021
Sprachschatz von A bis Z: Ein Buchstabe als besondere Liebeserklärung

Y wie das Ypsilon in Bayern

20.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:26 Uhr
  −Foto: Pixabay

Dialekt ist gelebte Tradition in der Sprache. Um die sprachliche Vielfalt in Bayern geht es in unserer neuen Sommerserie - von A bis Z. Die Serie nähert sich mit Y wie in Bayern dem Ende.

Endlose Strände, blauer Himmel, weiße Häuser: Griechenland garantiert etlichen Bayern Jahr für Jahr sommerliche Bräune und jede Menge Erholung. Um sich lange an die schönen Tage dort zu erinnern, wandern zahllose Armbändchen, bedruckte Handtücher und Ansichtskarten in die Koffer. Aber würden Sie so weit gehen, gleich Ihren Namen zu ändern, damit dieser griechischer klingt? Wären Sie bereit, nun Elysabeth, Rychard, Gysela oder Matthyas zu heißen, nur um Ihre Griechenland-Liebe zum Ausdruck zu bringen?

Zumindest wären Sie nicht die oder der Erste, der auf diese Idee käme, wie Grit Nickel erklärt. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und forscht zum Dialekt in Bayern. "Die historische Schreibweise des Königreichs Baiern wurde 1825 durch eine Anordnung von König Ludwig I. von Bayern abgelöst. Die fortan geltende Schreibung mit Ypsilon wird auf dessen Philhellenismus zurückgeführt, also seine Vorliebe für Griechenland und Griechentum." So ganz neu war diese Schreibweise laut Nickel allerdings nicht: "Auch vor Ludwigs Anordnung gab es ein Nebeneinander von Bayern versus Baiern und auch danach waren beide Varianten zu finden, etwa in der Korrespondenz von Otto von Bismarck, einem Baiern-Schreiber, und Ludwig II., einem Bayern-Schreiber."

Die Sprachwissenschaft macht sich diese beiden verschiedenen Formen zu Nutze: Dadurch lässt sich der Freistaat vom Dialektraum unterscheiden. "Bayerisch bezieht sich auf das Bundesland Bayern, also ein politisches Gebiet - Bairisch hingegen auf den Dialektraum, zu dem das Nord-, Mittel- und Südbairische gehören." Damit nimmt das Ypsilon mittlerweile eine viel größere Rolle ein, als einfach nur ein Ausdruck der Griechenland-Verehrung zu sein.

Doch zurück zu Ludwig I. Er konnte seine Griechenland-Liebe über das Ypsilon hinaus ausleben. Denn sein Sohn Otto I. wurde zum dortigen König. Und während Griechenland heute politisch nichts mehr mit Bayern zu tun hat, ist zumindest der Buchstabe als Andenken an die Zeit am Meer geblieben.

DK

Laura Schabenberger