Sommerserie 2021
Sprachschatz von A bis Z: Das Ende vom Brot

S wie Scherzl

17.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:22 Uhr
  −Foto: Pixabay

Dialekt ist gelebte Tradition in der Sprache. Um die sprachliche Vielfalt in Bayern geht es in unserer neuen Sommerserie - von A bis Z. Diesmal geht es um S wie Scherzl.

 

Die einen lieben es, genießen den Knusperspaß bis ganz zum Schluss. Die anderen hassen es und fürchten um ihre Zähne. Sie rätseln nun, worum es hier gehen könnte? Dann kommt hier die Lösung - wobei diese nicht garantiert, dass sie damit klüger sind als noch vor wenigen Sekunden. Denn gemeint war das Scherzl.

Für alle, die immer noch von Fragezeichen geplagt werden, hat Grit Nickel eine ausführlichere Erklärung. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und forscht zum Dialekt in Bayern: "Der Scherz oder - als Verkleinerungsform - das Scherzl oder Scherzerl bezeichnet das Randstück eines Brotlaibs oder eines Laibs Leberkäs, das als erstes abgeschnitten wird oder am Ende übrigbleibt." Vermutlich leite sich der Ausdruck vom italienischen Wort scorza ab, was die Rinde bezeichne.

Doch nicht überall in Bayern ist der Ausdruck Scherzl gebräuchlich, wie Nickel weiter erklärt. "Neben der Bezeichnung Scherzerl ist zum Teil auch der Begriff Ranft oder Ranftl im Bairischen verbreitet. Scherz, vor allem aber Ranft, können daneben auch eine dicke Scheibe Brot bezeichnen." Die Dialekterhebungen des Bayerischen Sprachatlas zeigen laut der Expertin, dass die Bezeichnung Scherz für ein sehr großes Stück Brot eher in Niederbayern, in Oberbayern dagegen vor allem auch Keil zu finden ist. Allerdings geht es nicht nur in Bayern mit Scherzerl, Ranftl und Keil kreuz und quer. Im deutschen Sprachraum gibt es eine enorme Vielfalt an Begriffen für das abgeschnittene Randstück des Brotes:"Der Kanten im Nordosten Deutschlands, Knust im Nordwesten, Knäppchen in Rheinland."

Als wäre das nicht kompliziert genug, wird in manchen Dialekten auch noch das Anfangsstück vom Endstück begrifflich unterschieden. "Zum Beispiel im Schwäbischen: das Knäusle für das Anfangs- und Riebele für das Endstück." Damit ist wohl eindeutig bewiesen: Nicht nur am Scherzl an sich, sondern auch an seinen zahllosen Namen lassen sich die Zähne ausbeißen.

DK

Laura Schabenberger