München
Flexible Förderung soll weiter schnelles Abi ermöglichen

12.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:03 Uhr
„G8“ und „G9“ steht in einem Gymnasium an einer Tafel. −Foto: Armin Weigel/Archiv

Der Freistaat will nicht gänzlich auf Turbo-Abiturienten verzichten - auch wenn die Prüfungen nach acht Jahren in Bayern wieder abgeschafft wurden. Die Schüler dürfen nun selbst entscheiden.

Trotz der Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren sollen Schüler in Bayern ein Jahr früher die Prüfungen machen können. Enge Betreuung und wöchentlicher Zusatzunterricht für die Jugendlichen seien eine überschaubare Zusatzbelastung, sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Mittwoch bei der Vorstellung des Konzepts in München. Die finale Entscheidung für eine Lernzeitverkürzung per Überholspur sei erst kurz vor dem Ende der zehnten Klasse nötig. Zudem sei es optimal durchführbar für die Lehrkräfte.

Sollten sich Eltern und Schüler nach der Erstberatung in der achten Klasse für eine Verkürzung entscheiden, sollen die angehenden Abiturienten in den Stufen neun und zehn je zwei zusätzliche Schulstunden pro Woche - abwechselnd in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen - erhalten. Auf diese Weise sollen Wissensdefizite bei den Abiturprüfungen verhindert werden. Laut Piazolo soll es aber auch für jene Schüler die Möglichkeit auf die Überholspur zu wechseln geben, die sich in der achten Klasse gegen den Zusatzunterricht entscheiden. „Es ist aber sicher besser, von Anfang an dabei zu sein“, betonte er.

Seit diesem Schuljahr dauert der Weg zum Abitur in Bayern wieder grundsätzlich neun Jahre. Die Möglichkeit, das achtjährige Gymnasium zu absolvieren, bleibt aber bestehen. Besonders begabte Schüler können auf Wunsch auch Jahrgangsstufen einfach komplett überspringen.

Die an der Erstellung des Konzeptes beteiligten Bildungsverbände gaben sich wie Piazolo optimistisch, dass sich das Konzept erfolgreich an den Gymnasien durchsetzen könne. „Es wird aber eine Weile dauern, bis sich die Vorteile bei Schülern und Eltern rumgesprochen haben“, sagte Walter Baier, Landesvorsitzender der Direktorinnen und Direktoren an den Bayerischen Gymnasien. Deshalb appellierte er auch an alle Beteiligten, dem Konzept Zeit zu geben, bis eine erneute Evaluation erfolge.

Auch der Philologenverband lobte das Konzept, wenngleich es nach dem Bekunden von Landeschef Michael Schwägerl nicht zu einhundert Prozent dem entspreche, was vor vier Jahren erstmals diskutiert worden sei. Die Vorsitzende der Landes-Eltern-Vereinigung, Susanne Arndt, betonte dass weder Eltern noch Lehrer oder Schüler durch das Konzept unter Druck geraten dürften. Deshalb sei es wichtig, dass je nach Nachfrage genügend Lehrerstellen im System hinterlegt seien. So könnten in dem zum Konzept gehörenden Mentorenprogramm - einer direkten Schülerbetreuung durch einen Lehrer in der gesamten Zeit - pro Lehrer maximal drei Schüler unterstützt werden.

Piazolo hofft, dass die Überholspur nicht nur im normalen Schulalltag „nebenherläuft“, sondern, dass das Konzept möglichst viel angeboten und nachgefragt wird. Sollten dann perspektivisch auch mehr Lehrerstellen benötigt werden, müsse darüber mit dem Finanzminister verhandelt werden. Nach einer vorsichtigen Schätzung von Baier dürften sich bis zu 15 Prozent eines Jahrgangs für die Überholspur entscheiden. „Wenn es gut läuft, werden es immer mehr werden.“

Auch seitens des Landeschülerrates sind die Hoffnungen groß, dass das Konzept passgenaue Lösungen für alle Schüler ermöglicht. „Wir sind der Meinung, dass mit der individuellen Lernzeitverkürzung eine gut umzusetzende, pädagogische und in sich schlüssige Möglichkeit für die bayerischen Schülerinnen und Schüler geschaffen wurde, um sinnvoll und individuell die Länge des Bildungsweges zum Abitur bestimmen zu können“, sagte Vertreter Florian Schwegler.

dpa