Regensburg
"Für ein freies Bayern, wie es vor 1870 existiert hat"

Prälat Emmeram Ritter ist seit 65 Jahren in der Bayernpartei und erinnert sich noch gut an den Erfolg bei der Wahl 1950

07.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:48 Uhr

Ein bayerischer Patriot: Prälat Emmeram Ritter - Foto: Schwarz

Regensburg (DK) Prälat Emmeram Ritter war dabei, als die Bayernpartei bei der Landtagswahl 1950 Erfolge feierte. Der 86-jährige Priester ist der Bayernpartei seit 65 Jahren treu. Lange Jahre leitete er im Ordinariat des Bistums Regensburg die Abteilung für Heilig- und Seligsprechungen und war maßgeblich an der Vorbereitung der Heiligsprechung von Anna Schäffer aus Mindelstetten (Kreis Eichstätt) beteiligt.

Herr Prälat Ritter, wie kamen Sie zur Bayernpartei?

Emmeram Ritter: Das war eine spontane Regung, als ich 1948 als Student der Philosophie, der Bayernpartei beigetreten bin. Ich bin in München, in der Nähe von Schloss Nymphenburg, aufgewachsen; das ist klar, dass mich das auch sehr beeinflusst hat. Ich war von Jugend auf bayerischer Patriot. Und die Bayernpartei trat für ein freies Bayern ein, wie es vor 1870 existiert hat. Das erachtete ich – auch nach den Erfahrungen im Krieg und in der Kriegsgefangenschaft – als das Richtige. Die CSU erschien mir damals eher als deutschnationale Partei. Deren Gründer Adam Stegerwald war ja kein Altbayer, sondern ein Franke.

Erinnern Sie sich noch speziell an die Wahl 1950? Sie verlief ja recht gut für die Bayernpartei.

Ritter: 39 Mandate haben wir im Landtag gehabt! In Altbayern und Schwaben waren wir mindestens genauso stark wie die CSU, bloß die Franken haben ausgelassen! Der Baumgartner Sepp war unser großer Mann. Das war ein sehr feiner Mann, ein sehr gescheiter Mann. Der konnte nicht nur polternd auftreten. Er hatte sehr viel Charisma.

Waren Sie denn selbst im Wahlkampf aktiv? Und gab es da keine Probleme von Seiten der Kirchenführung?

Ritter: Ich selbst habe ab und an Wahlkampfreden gehalten. Das war auch nach 1953 kein Problem, als ich dann zum Priester geweiht worden war. Erst 1968 hat der damalige Münchner Erzbischof, Kardinal Döpfner – übrigens ein Franke – bei der deutschen Bischofskonferenz angeregt, dass sich Geistliche nicht mehr politisch betätigen sollen. Das soll jetzt aber nicht so aussehen, dass ich etwas gegen Franken hätte. Da gibt es auch sehr gute Menschen!

Sie waren also dann auch noch 1954 aktiv, als die Bayernpartei sogar an die Regierung kam?

Ritter: Ja. Es kam dann zu der Viererkoalition aus SPD, Bayernpartei, FDP und BHE unter Ministerpräsident Wilhelm Hoegner. Hoegner war ein Sozi, aber ein guter Bayer und ein guter Mensch! Damals wurde mein Onkel Dr. August Geislhöringer Innenminister. Leider Gottes hat diese Koaltion nur drei Jahre gehalten. Und die Bayernpartei ist danach langsam untergegangen. Aber jetzt geht es meiner Ansicht nach wieder aufwärts und so hoffe ich, dass es auch bei den kommenden Wahlen gut für uns aussieht.

Das Gespräch führte unser Redakteur Markus Schwarz.