Raitenbuch
Wohnen und Arbeiten vereint

Für den Schlosser und Schmied Toni Roith ist sein altes Jurahaus-Anwesen ein "kleines Paradies"

13.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:09 Uhr

 

Raitenbuch (DK) Mit wenig Aufwand möglichst viel erreichen – so lautet das Credo von Toni Roith. Das gilt für die Arbeit wie sonst im Leben. Gemeint ist Effizienz, nicht etwa Bequemlichkeit. Und so war es nur logisch, dass der gelernte Schlosser irgendwann einmal in einem Jurahaus leben würde.

Diese schlichten, schnörkellosen Bauten wurden errichtet mit dem, was das Altmühltal und die umliegende Gegend hergab: Legschieferplatten bedecken die flachen Dächer der dicken Außenmauern aus Kalksteinen, wie sie hier überall zu finden sind; das Holz für Türen und Fenster stammt aus nahen Wäldern, und die übrigen Materialien beschränken sich ebenfalls auf das, was im Raum Eichstätt, aber auch bis ins Mittelfränkische und die Oberpfalz hinein, von Natur aus so alles vorkommt. Kein Aufwand für lange Transporte, kein unnötiger Luxus, denn die Leute in diesem Landstrich waren zwar fleißig, aber meist arm.

Ein solches Anwesen hat Toni Roith 1990 gekauft, in Reuth am Wald bei Raitenbuch im Kreis Weißenburg-Gunzenhausen. „Ich habe mich schon immer für Historisches interessiert und für alte Techniken“, erzählt der 57-Jährige. Ursprünglich stammt er aus Schamhaupten bei Altmannstein (Kreis Eichstätt), dort, wo auch Bayerns First Lady einmal daheim war. „Mit der Seehofer-Karin bin ich oft in die Arbeit nach Ingolstadt gefahren“, sagt er. Denn das Schlosserhandwerk hat der Roith-Toni beim Pfättisch in der Schanz gelernt. 1988 machte er sich in seinem Heimatort in einer Doppelgarage selbstständig, bevor er zwei Jahre später das Jurahaus in Reuth am Wald kaufte.

Der vorige Eigentümer hatte das 1548 erstmals urkundlich erwähnte Anwesen bereits weitgehend saniert. Wer durch die Haustür geht, fühlt sich in eine andere Zeit versetzt. Die alte „Rußkuchl“ mit einem mächtigen Kamin über dem Herd ist vollständig erhalten, in der vorderen Stube steht ein gusseiserner Ofen mit Kachelaufsatz. Darüber hängen noch die früher obligatorischen Stangen zum Wäschetrocknen. Toni Roith hat Türschlösser und - bänder neu geschmiedet und beweist auch sonst Liebe zum Detail. Das Obergeschoss bietet genügend Platz für eine Ausstellung seiner Arbeiten und die Planung weiterer Projekte. Einen Computer im Büro sucht der Besucher vergeblich. „Ich bin ein Gegner dieser kompletten Digitalisierung unseres Lebens“, nennt der Hausherr den Grund. Bleistift und Papier tun es auch, findet er.

Seine eigentliche Arbeit erledigt der 57-Jährige im Stadel nebenan. Innerhalb der alten Kalksteinmauer hat er noch einmal Wände hochziehen lassen und eine Schmiede eingebaut, mit Esse und allem Drum und Dran. Eine feuerfeste Decke sorgt dafür, dass der historische Dachstuhl keinen Schaden nimmt. Hier hämmert er und biegt glühendes Eisen zurecht, fertigt Schlösser oder Beschläge, aber auch mal einen Gartenpavillon aus Metallbändern. Seine Hände sind schwarz von der Steinkohle, die er in die Glut schiebt. Nur so zum Ausprobieren hat er zwischendurch aus einem Stück Blech ein Gesicht geformt – mit jeder Faser strahlt er die Liebe zu seinem Beruf aus. „Ein Schmied lebt von der Erfahrung. Selbst wenn du den Meisterbrief hast, brauchst du ungefähr zehn Jahre, bis du alles richtig weißt.“

An Aufträgen fehlt es ihm nicht, zuletzt hatte er im Ingolstädter Schloss mit alten Türbeschlägen zu tun. So kommt er in der gesamten Region herum. Um alte Handwerkstechniken, die ihn so faszinieren, jungen Leuten zu vermitteln, lädt er Kindergärten und Schulen zu Vorführungen ein.

Die meisten seiner eisernen Werkzeuge fertigt Roith selbst. Aber der 57-Jährige ist auch für andere Zünfte tätig. Wo etwa kriegen Dachdecker noch die speziellen Zangen, mit denen die typischen Schieferplatten auf Jurahäusern individuell in Form gezwickt werden? Natürlich beim Roith-Toni. Eine ganze Kiste voll hat er gefertigt. Denn schließlich will er, der Traditionalist, dass die historischen Bauten Zukunft haben. Denn so ein Jurahaus, das ist „schon ein kleines Paradies“, sagt er.