Istanbul/München
Mustafa Yeneroglu nach NSU-Urteil: Staat hat versagt

11.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:05 Uhr
Der türkische Abgeordnete Mustafa Yeneroglu wirft Deutschland Verantwortungslosigkeit vor. −Foto: Bernd von Jutrczenka/Archiv

Nach dem Urteil im NSU-Prozess wirft der türkische Abgeordnete und Erdogan-Vertraute Mustafa Yeneroglu Deutschland Verantwortungslosigkeit vor. Obwohl es klare Anzeichen gegeben habe, dass alle Morde „definitiv rechts motiviert“

waren, seien die Sicherheitskräfte und der Geheimdienst dem nie ernsthaft nachgegangen. Yeneroglu, der für die Urteilsverkündung nach München gereist war, sagte dem türkischen Staatssender TRT, „Dokumente über Mitglieder der Terrororganisation im Bundesverfassungsschutz und im militärischen Geheimdienst“ seien vernichtet worden. „Bis heute wurde kein Polizist und kein Geheimdienstmitarbeiter angeklagt.“ Da habe der Rechtsstaat gegenüber seinen eigenen Idealen versagt.

Der Deutschen Presse-Agentur sagte Yeneroglu, das Verfahren habe ihn „aufgewühlt“. Er kritisierte, dass der „ganze NSU-Komplex“ auf fünf Angeklagte reduziert worden sei. Dabei seien 500 Mitglieder des NSU-Netzwerkes identifiziert worden. Da gebe es Fälle aufzuklären. „Ansonsten wird den Opferfamilien Gerechtigkeit verweigert.“

dpa