München
Prozess um verbrannte Leiche: Geliebte hörte Opfer schreien

13.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:41 Uhr
Ermittler der Polizei am Fundort der verkohlten Frauenleiche am Feringasee. −Foto: Matthias Balk

Im Prozess um eine verbrannte Leiche am Feringasee bei München hat die Geliebte des Angeklagten ausgesagt. Sie ist so etwas wie die Kronzeugin in dem Verfahren. Denn als der Angeklagte seine Lebensgefährtin tötete, stand die junge Frau vor der Haustür.

Als ihr Freund seine Lebensgefährtin tötete, stand sie vor der Haustür und hörte ihre Schreie: Im Münchner Mordprozess gegen einen 33 Jahre alten Mann, der seine Lebensgefährtin getötet und an einem Badesee verbrannt haben soll, hat am Donnerstag die Geliebte des Angeklagten ausgesagt.

Die junge Frau aus Prag schilderte, dass sie im Haus ihres Freundes erst ein lautes Geräusch und dann einen Schrei hörte. „Ich habe mehrmals geklingelt und an der Tür geklopft“, übersetzte eine Dolmetscherin ihre Aussage. „Dann hörte ich eine Frau schreien und dann bin ich weggerannt.“ Es sei ein „Schmerzensschrei“ gewesen.

Ihr Freund habe ihr später verschiedene Geschichten erzählt, um den Schrei und seine Verletzungen an Händen und Hals zu erklären. Zuletzt blieb er bei der Version, eine Ex-Freundin sei bei ihm gewesen und habe ihn attackiert. Daraufhin blieb die Pragerin bei ihm, den nächsten Tag verbrachten sie zusammen beim Schloss Neuschwanstein, bevor sie wieder nach Hause fuhr, weil die ganze Sache ihr unheimlich geblieben sei.

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft tötete der Angeklagte seine Lebensgefährtin, um mit seiner Geliebten ein neues Leben anfangen zu können. Der Mann selbst räumt ein, die Frau getötet und ihre Leiche verbrannt zu haben, bestreitet aber Absicht und Vorsatz. Es sei „ein schreckliches Unglück“ gewesen.

Die junge Frau schilderte am Donnerstag, dass sie von der Lebensgefährtin ihres neuen Freundes, mit der er seit sieben Jahren zusammen war, nichts gewusst habe. Erst als sie ihn in seinem Münchner Reihenhaus besuchte, sei sie stutzig geworden, weil sich Kleider und Frauenparfums im Haus befanden. Der Angeklagte habe ihr gesagt, die Sachen gehörten seiner Freundin, die vor einigen Monaten gestorben sei. Er habe noch nicht die Kraft gefunden, sie wegzuräumen.

Am Tatabend erhielt der Deutsche im Restaurant einen Anruf von seiner Lebensgefährtin, die früher als erwartet von einer Geschäftsreise zurückgekommen war. Unter einem Vorwand hetzte der junge Mann nach Hause, ließ seine Geliebte auf dem Weg von der U-Bahn-Station zum Haus zurück und war für sie zunächst nicht zu erreichen. Sie wartete vor der Haustür - bis sie die Schreie hörte. Zurück in ihrer tschechischen Heimat stieß sie auf Medienberichte über die Mordermittlungen gegen ihren Freund - und ging zur Polizei.

dpa