Polsdorf
"Ein Schock fürs Leben"

Nach der Biss-Attacke eines Polizeihundes in Polsdorf sind zwei Kinder noch immer im Krankenhaus

26.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:47 Uhr

Malinois-Hunde wie dieser werden oft bei der Polizei eingesetzt. Die Tiere sind etwa so groß wie Deutsche Schäferhunde, gelten aber als schneller. - Foto: Mori/dapd

Polsdorf (DK) Es sollte eine fröhliche Weihnachtsfeier werden – doch dann fiel ein freilaufender Polizeihund im mittelfränkischen Polsdorf sechs Kinder an. Sie waren von der Feier des Allersberger Faschingskomitees nach draußen gegangen, um zu spielen.

Anscheinend von dem Toben der Buben und Mädchen angezogen, fiel der Rüde „Cabil“ die bei einer Pferdekoppel spielenden Fünf- bis Neunjährigen an, biss ihnen in Oberschenkel und Hüften und verletzte zwei von ihnen schwer. Der Bub und das Mädchen wurden auch gestern noch im Krankenhaus behandelt. Gegen die für den belgischen Schäferhund verantwortliche 41 Jahre alte Polizistin läuft nun ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung, die Eltern der betroffenen Kinder wollen sie zudem wegen unterlassener Hilfeleistung anzeigen. Sie soll nach dem Vorfall nämlich mit dem Hund verschwunden sein, ohne sich um die verletzten Kinder zu kümmern.

Im Gebäude des Schützenvereins Rothsee Polsdorf ging die Weihnachtsfeier des Allersberger Faschingskomitees zunächst weiter – bis ein Kind hereinkam und von dem Vorfall mit dem „bösen Hund“ berichtete. Die Opfer der Biss-Attacke gehören zu den „Mini-Hexen“, der Kindergruppe des Vereins. Sie waren mit zwei Betreuerinnen nach draußen gegangen, um zu spielen – dann griff sie der Hund an. Eine der Frauen konnte das Tier dem Vernehmen nach schließlich von den Kindern wegziehen, dann erlitt sie einen Nervenzusammenbruch.

Nach Polizeiangaben war der Hund bislang nicht negativ aufgefallen – im Gegenteil: Er soll seine bisherige Ausbildung „mit Bravour“ gemeistert haben. Es sei aber „durchaus möglich, dass das Getobe der Kinder bei dem Hund eine Art Schlüsselreiz ausgelöst hat“, sagte der Nürnberger Vize-Polizeipräsident Roman Fertinger. Er zeigte sich sichtlich betroffen über den Vorfall. Fertinger räumte ein, dass sich „Cabil“ zum Unglückszeitpunkt von seiner Diensthundeführerin weit entfernt hatte. Ein Umstand, der für Fertinger allein Grund genug ist, am korrekten Verhalten der Beamtin zu zweifeln. Ein junger Hund wie „Cabil“, der erst eine Vorprüfung bestanden hat, aber noch nicht die anschließende Schutzhundeprüfung, müsse „zu jeder Zeit an der Hand geführt werden“, erläuterte der Leiter der Diensthundestaffel der mittelfränkischen Polizei, Norbert Hofmayer. „Cabil“ befindet sich derzeit im zentralen Zwinger der Nürnberger Polizei. Derzeit überprüfe ein Sachverständiger das Wesen des Hundes, sagte Fertinger. Es sei nicht auszuschließen, dass das zwei Jahre alte Tier eingeschläfert wird.

Betroffen reagierte auch der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU). „Wir haben bei der Polizeihundeausbildung ganz klare Regeln, um solche Vorfälle zu verhindern“, betonte der Minister. „So etwas darf nicht passieren.“ Er habe den Eltern zugesagt, den Vorfall vorbehaltlos aufzuklären. Bis dahin werde die 41-jährige Beamtin nicht mehr in der Polizeihundestaffel Dienst tun, sondern in einem anderen Bereich der Polizei eingesetzt.

Gestern Abend gab es in Allersberg ein Gespräch zwischen Polizeivertretern und den Eltern. Sie können das Geschehen noch immer nicht fassen. Über die Kinder sagen sie: „Die haben einen Schock fürs Leben.“