Stephansposching
Polizeieinsatz in Asylbewerberunterkunft eskaliert

Festnahme bei Deggendorf scheitert - Auseinandersetzungen mit anderen Bewohnern und Sperre der Autobahn

24.10.2018 | Stand 25.10.2023, 10:49 Uhr
Ein Polizist betrachtet ein zerstörtes Fenster in der Außenstelle des Ankerzentrums Deggendorf in Stephansposching. −Foto: Weigel/dpa

Stephansposching (DK) In einer Asylbewerberunterkunft in Niederbayern ist die versuchte Festnahme eines Mannes aus dem Ruder gelaufen.

Zeitweise wurde sogar die Autobahn bei Plattling komplett gesperrt.

Komplett in schwarzer Montur, mit Helmen und Schutzmasken machten sich mehrere Dutzend Polizeibeamte auf den Weg zur Außenstelle des Ankerzentrums Deggendorf im Industriegebiet Plattling-Stephansposching. Einige hielten Stöcke in den Händen. Ihr Weg führte sie vorbei an einer nicht enden wollenden Schlange von Einsatzfahrzeugen. Auch vor der Unterkunft stande mehrere Polizeiwagen. Ein Hund bellte, Beamte sicherten die Ausgänge. Über 50 Einsatzkräfte rückten bei diesem Großeinsatz am Nachmittag an, um die Unterkunft gründlich zu durchsuchen. Das Aufgebot war die Antwort auf einen gescheiterten Polizeieinsatz vom Vormittag, bei dem ein 25-jähriger Asylbewerber aus Sierra Leone in Abschiebehaft genommen werden sollte. Im Rahmen der Dublin-III-Verordnung stand seine Überführung nach Italien an. Den Mann trafen die Beamten nicht in der Unterkunft an. Allerdings mischten sich einige nicht betroffene Nigerianer ein. Der Wortführer der Gruppe sei schließlich handgreiflich gegenüber einem der Polizeibeamten geworden, hieß es. Trotz heftiger Gegenwehr konnte der Nigerianer in Gewahrsam genommen werden, befreite sich aber kurz darauf wieder.
Laut den Beamten vor Ort sei die Stimmung "relativ aggressiv" gewesen, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern. Die Polizisten zogen sich daraufhin zurück. Verletzt wurde dabei niemand. Allerdings entschied die Polizei sich dazu, "ein Zeichen zu setzen": Am Nachmittag beraumten sie einen Großeinsatz an, bei dem unter anderem Spezialkräfte aus Nürnberg und Bamberg anrückten, mit dem Ziel, die Asylbewerberunterkunft einer gründlichen Kontrolle zu unterziehen. Der Einsatz hatte auch Auswirkungen auf die A92: Für rund 25 Minuten wurde die Autobahn zwischen den Anschlussstellen Plattling-Nord und Plattling-West vollständig gesperrt. So sollte verhindert werden, dass Personen auf die Autobahn laufen. Die Beamten waren unter anderem mit Kettenhemden und Schilden ausgerüstet. Auch ein Polizeihund war im Einsatz. "Bisher läuft aber alles sehr ruhig ab", betonte Pressesprecher Günther Tomaschko während des Einsatzes.
Ziel des Aufgebots sei in erster Linie, nach dem Vorfall Polizeipräsenz zu zeigen, erklärte Tomaschko. Es sollten dabei aber nicht mehr Asylbewerber abgeschoben werden. Wo sich der gesuchte Mann aus Sierra Leone aufhält, sei nicht bekannt. Der Einsatz dauerte bis in die Abendstunden.

Corinna Mühlehner