Fulda
Sternenpark Rhön engagiert sich gegen Lichtverschmutzung

24.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:49 Uhr
Kampf gegen Lichtverschmutzung: Sternenpark Rhön noch nicht am Ziel. −Foto: Arnulf Müller/Archiv

Vier Jahre nach der Ernennung als Sternenpark zieht das Biosphärenreservat Rhön ein durchwachsenes Zwischenfazit bei den Bemühungen gegen allgegenwärtige Lichtverschmutzung. Denn nicht jeder hilft mit, damit das Dunkel der Nacht erhalten bleibt.

Vier Jahre nach der Anerkennung als Sternenpark ist das Biosphärenreservat Rhön im Kampf gegen weit verbreitete Lichtverschmutzung weiter vorangekommen - aber noch nicht am Ziel. „Die Lichtverschmutzung hat sich im öffentlichen Raum verringert. Die Kommunen rüsten ihre Straßen- und Gebäudebeleuchtung zunehmend umweltverträglich um“, sagte Sternenpark-Managerin Sabine Frank der Deutschen Presse-Agentur in Fulda. Aber das große Problem ist: Von Gewerbeflächen und Privatgrundstücken aus strahle noch immer viel zu viel Licht unnötig gen Himmel. Die Dunkelheit der Nacht werde dadurch gestört - mit Folgen für Natur, Tier und Mensch.

Unter Lichtverschmutzung versteht man künstliches Licht, etwa von Straßenlaternen, Werbeflächen und hell erleuchteten Schaufenstern, das ungenutzt die natürliche Nachtlandschaft und den Himmel aufhellt. Die Dunkelheit wird mit künstlichem Licht überlagert und „verschmutzt“ - dadurch sind zum Beispiel weniger Sterne am Himmel zu sehen.

Das Biosphärenreservat Rhön setzt sich als Naturschutzgebiet für den Erhalt natürlicher Dunkelheit ein. Im August 2014 erhielt es auf Antrag der Arbeitsgemeinschaft Rhön von der International Dark-Sky Association (IDA) die Auszeichnung als „Sternenpark“. In Deutschland gibt es nur eine weitere anerkannte Einrichtung dieser Art, den Sternenpark Westhavelland. Nach Angaben der IDA leben 99 Prozent der Bevölkerung Europas und der Vereinigten Staaten unter einem lichtverschmutzten Himmel.

Die Auszeichnung als Sternenpark wird nur an Gebiete verliehen, die eine natürliche Nachtlandschaft aufweisen. In der Rhön - im Drei-Länder-Eck von Bayern, Hessen und Thüringen - ist das wichtig. Dort leben viele Tiere und Pflanzen, die nachtaktiv sind und eine natürliche Umgebung ungestört von künstlicher Beleuchtung brauchen. Unter der Aufhellung des Nachthimmels leiden besonders Insekten, weil sie an den Lichtquellen verenden, wie der BUND Hessen berichtet.

Wissenschaftlich nachgewiesen ist zudem, dass das menschliche Hormonsystem negativ auf künstliches Licht bei Nacht reagiert. Es stört die innere Uhr des Menschen und kann unter anderem zu Schlafstörungen führen. Gesunder Schlaf hat eine überragende Bedeutung für die Funktion von Körper und Gehirn. Chronische Schlafstörungen werden mitverantwortlich gemacht für Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und Fettleibigkeit.

Die bayerischen Ministerien für Umwelt und Wirtschaft loben die Vorbildfunktion des Sternenpark-Projekts. „Insgesamt hat vor allem im Bereich der öffentlichen Beleuchtungseinrichtungen in den vergangenen Jahren bereits ein Umdenken hin zu energiesparenden und umweltfreundlichen Beleuchtungskonzepten stattgefunden“, hieß es weiter. Zwar seien künstliche Lichtquellen notwendiger Bestandteil der Infrastruktur, vom Straßenverkehr bis hin zur Beleuchtung aus Sicherheitsgründen. Aufstellung und Betrieb von Beleuchtungsanlagen müssten aber im Einklang mit gesetzlichen Anforderungen vor allem aus den Bereichen Immissionsschutz, Bau, Verkehr und Naturschutz stehen.

Sternenpark-Managerin Sabine Frank sieht immer wieder haarsträubende Beispiele von Lichtverschmutzung und Energieverschwendung: „Leider werden zum Beispiel immer noch sehr viele Supermarktparkplätze die ganze Nacht mit grellen, blendendem Licht taghell wie in einer Sportarena erleuchtet.“ Wenn schon Beleuchtung - dann solle von Leuchten mit hohem Blau-Anteil besser auf orange-farbene LED-Beleuchtung umgerüstet werden, empfiehlt sie.

Aber auch Privat-Leute sollten sich über unnötige Lichtquellen in der Nacht Gedanken machen, appelliert Frank. „Solar-Fackeln blenden Igel und andere Tiere auf Augenhöhe. Das muss auch nicht sein.“

Der Sternenpark arbeitet daran Handlungsempfehlungen für energiesparende und umweltverträgliche Gewerbebeleuchtungen zu erarbeiten. „Das ist dringend nötig. Die Beleuchtungen auf Gewerbe- und Privatflächen laufen aus dem Ruder. Der herrscht ein wahnsinniger Wildwuchs, der Anlass zu großer Sorge gibt. Aber wir sind dabei, die größten Lichtsünder in der Rhön anzusprechen.“

In Bayern können Kommunen sich nach Ministeriumsangaben in puncto Energiesparen und intelligente Beleuchtungskonzepten etwa im Rahmen von staatlich geförderten Energienutzungsplänen oder von regionalen Energieagenturen beraten lassen. Weiter hieß es: „Die Förderung von intelligenten und energiesparenden Konzepten für die Straßenbeleuchtung wurde 2017 als ein Schwerpunkt in das entsprechende Förderprogramm aufgenommen.“

Den deutschlandweit fast einmaligen Titel als Sternenpark vermarktet das Biosphärenreservat auch touristisch mit wachsendem Erfolg. „Sternenführungen, die wir in der Rhön anbieten, sind ruckzuck ausgebucht“, beobachtet Frank, „wir haben noch nie so viele Anfragen gehabt. Die Menschen verspüren offenbar große Sehnsucht nach dem Himmel in natürlicher Nacht. Dunkelheit verströmt eine besondere Faszination - die sollten alle zusammen bewahren helfen.“

Sternenpark Rhön

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dpa