Regensburg
Millionenschaden für Sky

Prozessbeginn: Betrüger verkauften Zugangsdaten für Pay-TV-Sender

15.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:58 Uhr
Mit Jacke und Kapuze vor den Fotografen geschützt, sitzt einer der Angeklagten im Verhandlungssaal in Regensburg. −Foto: Weigel/dpa

Regensburg (DK) Computerbetrug in mehr als 143000 Fällen und Bildung einer kriminellen Vereinigung: Mit diesen Vorwürfen sehen sich seit gestern fünf Männer am Landgericht Regensburg konfrontiert.

Sie sollen Zugangsdaten für Pay-TV-Sender gestohlen und anschließend weiterverkauft haben. Die für Cyberkriminalität zuständige Generalstaatsanwaltschaft Bamberg rechnet vor, dass sie damit den Pay-TV-Sendern einen Schaden von mehr als 16 Millionen Euro zugefügt haben sollen. Mehr als 1,6 Millionen Euro, also zehn Prozent der tatsächlichen Kosten der Abonnements, sollen sie dabei in die eigene Kasse gewirtschaftet haben.

Geschädigter des Systems ist vorwiegend die Sky Deutschland Fernsehen GmbH mit Sitz in Unterföhring bei München. Abonnements kosten normalerweise zwischen 25 und 60 Euro, so beziffert es jedenfalls die Staatsanwaltschaft. Mittels eines Receivers und einer Smartcard wird das Programm verschlüsselt ausgestrahlt. Wohl bereits seit 2009 soll es unter Adressen wie euroshar. eu oder 123.megaip. tv einen illegalen Vertrieb von Zugängen gegeben haben. Über diese war es möglich, am Pay-TV-Sender vorbei das Programm zu empfangen. Und das sollen die technisch wohl ziemlich versierten Angeklagten so gemacht haben: Sie besorgten sich über ein Abonnement bei Sky einen original Receiver und eine Smartcard. Diesen schlossen sie laut Staatsanwaltschaft an einen Server an, der es möglich machte, für Teilnehmer an dem illegalen System das Sky-Programm unverschlüsselt über das Internet zu streamen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatten die illegalen Streaming-Plattformen mehr als 12000 zahlende Kunden.

Hauptverdächtige sind ein 34-jähriger Russlanddeutscher sowie ein 46-jähriger IT-Administrator aus Lettland, die beide in Untersuchungshaft sitzen. Der Kopf der mutmaßlichen Computerbetrugs-Bande sitzt nicht auf der Anklagebank, er ist wohl noch nicht gefasst, ein anderes Führungsmitglied ist namentlich noch nicht einmal bekannt. Drei weiteren Angeklagten wird vorgeworfen, zunächst als Kunden, später als Moderatoren in Erscheinung getreten zu sein und so zwischen den Bereitstellern der Plattform und den mehr als 12000 Schein-Abonnenten vermittelt zu haben. Sie erhielten laut Anklage ebenfalls nicht unerhebliche fünfstellige Einnahmen aus dem Betrugssystem. Aufgetreten sind sie mit Pseudonymen wie "Darkstar".

Aufgedeckt wurden die illegalen Streaming-Plattformen von der Zentralstelle Cybercrime Bayern, die bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg ansässig ist und die am 1. Januar 2015 eingerichtet wurde. Der Prozess ist auf 18 Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird für 11. Februar 2019 erwartet.

Christian Eckl