München
Kampf um Platz zwei

Die Opposition in Bayern vor der Landtagswahl

05.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:19 Uhr

München (dpa/DK) Gut zwei Monate vor der Bayern-Wahl scheint die Verteidigung der absoluten Mehrheit für die CSU in weiter Ferne. Genauso spannend ist nun der Kampf darum, wer Platz zwei hinter den Christsozialen erobert. Überholen die Grünen die SPD? Oder mischt auch die AfD mit?

Diesen Umfragewert würden die Grünen am liebsten bis zum 14. Oktober einfrieren. 16 Prozent - das wäre bei der bayerischen Landtagswahl aktuell Rang zwei hinter der CSU. Doch die Wahl ist noch lange nicht gelaufen, weder für Ministerpräsident Markus Söder noch für die Opposition. Die SPD setzt weiter darauf, ihre Position zu verteidigen, trotz Umfragewerten von 12 bis 13 Prozent. Und auch die AfD kann sich nach manchen Umfragen Hoffnungen auf Platz zwei machen.

Grünen-Spitzenkandidatin Katharina Schulze ist zuversichtlich, will sich aber auch nicht zu optimistisch geben. "Wir möchten Platz zwei aus den Umfragen halten bei der Wahl - aber das entscheiden die Wählerinnen und Wähler", sagt sie. Die Umfragen seien für die Grünen Rückenwind und Ansporn, einen leidenschaftlichen Wahlkampf zu führen. Aber auch SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen sagt: "Da geht noch was." Man sehe an allen Umfragen, dass unglaublich viele Menschen bisher nicht entschieden hätten, wen sie wählen. "Deshalb ist das ein offener Wahlkampf, mehr als in der Vergangenheit", betont Kohnen. Fakt ist: Bayern ist für die SPD schon immer ein schwieriges Pflaster gewesen. Bei Wahlen sind die Sozialdemokraten hier leidgeprüft. Die Rolle als Koalitionspartner in Berlin macht es der Bayern-SPD ebenfalls nicht leichter - da haben es die Grünen etwas einfacher.

"Die Wahl ist eine Richtungsentscheidung: Alle, die Demokratie und Freiheit verteidigen wollen, die gemeinsam Politik für die Zukunft machen wollen, die sind bei uns herzlich willkommen", sagt Schulze. Die Grünen-Bundesvorsitzende Annalena Baerbock erklärt, man wolle am 14. Oktober auch enttäuschte Anhänger anderer Parteien gewinnen: "Darum gehen wir in die Breite der Gesellschaft, um denjenigen ein Angebot zu machen, die auf eine pro-europäische Politik setzen."

Aber auch Kohnen kündigt an: "Wir werden die Landtagswahl auch zu einer Europaentscheidung machen." Außerdem gehe es um den politischen Stil, den Anstand in der politischen Debatte. "Und da hat sich die CSU in den vergangenen Wochen ins verbale Abseits katapultiert."

Im Abseits steht aus Sicht der anderen Parteien auch die AfD. Doch das ist den AfD-Anhängern egal, von denen es im Freistaat ebenfalls genügend gibt: Bei 12 bis 14 Prozent lag die Partei in jüngeren Umfragen - damit ist zwischen Rang vier und Rang zwei für die AfD alles drin. Die Partei zielt nach Worten ihres Landesvorsitzenden Martin Sichert auch auf Berlin: "Es gilt, dass wir für die CSU bei der Landtagswahl ein so einschneidend schlechtes Wahlergebnis erreichen möchten, dass dadurch die große Koalition in Berlin ins Wanken kommt", sagte Sichert zuletzt unserer Zeitung.

Klar ist: Die AfD scheidet als Koalitionspartner für die CSU aus, das hat Söder mehrfach klargestellt. Aber mit wem soll er dann im Fall der Fälle koalieren? Als Wunschpartner gilt die FDP, die aber bei Umfragen zwischen 5 und 6 Prozent liegt und deshalb nicht gesichert im Landtag ist. Die Freien Wähler wollen ebenfalls mit der CSU regieren, wenn auch nicht um jeden Preis, wie Landeschef Hubert Aiwanger immer wieder betont.

Auch die SPD will sich der CSU nicht als Partner andienen. "Es bleibt dabei: Wir machen keine Koalitionsaussage", sagt Kohnen. "Ich will vermeiden, dass es nur noch um Machtspielchen geht. Denn wenn es nur noch um Koalitionsüberlegungen geht, dann rücken die Themen in den Hintergrund." Und die Themen seien der SPD wichtig, betont Kohnen und zählt exemplarisch auf: Wohnen, Familie, Soziales, Europa.

Die Grünen dagegen hatten schon vor einiger Zeit erklärt, künftig mitregieren zu wollen. Das bedeutete faktisch eine Koalitionsaussage zugunsten der CSU, denn andere Bündnisse ohne Beteiligung der AfD sind rechnerisch unmöglich. Vor einigen Wochen, angesichts des scharfen Asyl-Kurses der Christsozialen, ruderten sie dann aber wieder etwas zurück. Und was ist jetzt? "An unserer Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, hat sich nichts geändert", sagt Schulze, betont aber: "Es muss aber inhaltlich passen - und mit der CSU der vergangenen Wochen geht es halt nicht. Mit uns kann man über ökologische, gerechte, weltoffene und pro-europäische Politik immer reden, aber über autoritäre und europafeindliche Politik nicht."

Doch mögliche Koalitionsverhandlungen sind derzeit ohnehin noch weit weg. Denn wie die Wahl ausgeht, vermag derzeit keiner vorherzusagen. Der Kampf um Platz zwei geht deshalb weiter.

Christoph Trost, Teresa Dapp