Rom/USA
Kardinal Müller sieht Schuld am Missbrauchsskandal bei Homosexuellen

Kirchenfürst spricht von "moralischer Verderbtheit"

23.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:11 Uhr
In einem Interview machte Kardinal Gerhard Ludwig Müller (rechts) ein Netzwerk von Homosexuellen im Vatikan für den Missbrauchsskandal innerhalb der katholischen Kirche verantwortlich. −Foto: Christian Eckl

Rom/USA (DK) Der frühere Präfekt der Glaubenskongregation, Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller, hat ein Netzwerk von Homosexuellen im Vatikan für den Missbrauchsskandal der Kirche verantwortlich gemacht. In einem Interview mit der US-Website „Lifesitenet“ sprach Müller davon, dass Homosexualität widernatürlich sei.

Dass in den „eigenen Reihen praktizierende Homosexuelle“ seien, habe den Ausschlag für eine Krise der Kirche gegeben, sagte der Kardinal dem Interview zufolge. Müller griff den emeritierten Erzbischof von Washington, Theodore McCarrick, scharf an. „Dass McCarrick zusammen mit seinem Clan und einem homosexuellen Netzwerk Mafia-ähnliche Verwüstungen in der Kirche anrichten konnte, hängt mit der Unterschätzung der moralischen Verderbtheit homosexueller Handlungen unter Erwachsenen zusammen“, sagte der Kardinal demnach wörtlich. Der Fall des Washingtoner Erzbischofs ist der erste seit über 90 Jahren, in dem ein Kardinal aus dem Kardinalsstand entlassen wurde.

Müller hat auch harte Vorwürfe gegen den Vatikan formuliert. Man sei den Gerüchten gegen den Erzbischof nur sehr zögernd nachgegangen. Dies ordnete der Kurienkardinal den homosexuellen Seilschaften in der Kirche zu. Er habe in seiner zeit als Glaubenspräfekt „immer wieder betont, dass auch homosexuelles Verhalten von Geistlichen auf keinen Fall toleriert werden darf und dass die Sexualmoral der Kirche durch die weltliche Akzeptanz von Homosexualität nicht relativiert werden darf.“ Müller sagte zudem, man müsse aus kirchlicher Sicht unterscheiden, ob jemand im Einzelfall oder „in fortwährend sündigem Zustand“ lebe.

Dass neben Missbrauch auch Priester, die sich homosexuell verhielten, bestraft wurden, war bis 1983 gültiges Kirchenrecht. Die Abschaffung der Bestrafung für Homosexualität kritisiert Müller in dem Interview heftig: „Das war ein katastrophaler Fehler“, sagte Müller demnach. „Sexuelle Kontakte zwischen Personen des gleichen Geschlechts widersprechen vollständig und unmittelbar dem Sinn und Zweck der Sexualität als Grundlage der Schöpfung.“ Sie seien „Ausdruck eines ungeordneten Verlangens und Instinkts“ und ein „Zeichen der gebrochenen Beziehung zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer seit dem Sündenfall.“

Müller lehnt gleichzeitig die Schlussfolgerung ab, dass es sehr viele homosexuelle Priester geben muss, da 80 Prozent des Missbrauchs von Klerikern an Jungen begangen wurde. Auch die jüngst veröffentlichte Studie der Deutschen Bischofskonferenz geht auf das Phänomen ein. Müller bestätigte sie aus seiner Sicht: Es handle sich dabei um Täter, die sich „in ihrer tiefen Unordnung ihrer Leidenschaft männliche Opfer gesucht haben.“

Wissenschaftlich gibt es übrigens keinen Beweis dafür, dass Homosexuelle in irgendeiner Form eher zu Kindsmissbrauch neigen würden als heterosexuell lebende Menschen.

Christian Eckl