München
Sinkendes Interesse an Kinderunis

An der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt haben sich die Teilnehmerzahlen halbiert

14.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:14 Uhr
Riesengaudi an der Kinderuni: Daniel Mark Eberhard erklärt an der Technischen Hochschule Ingolstadt mit seinem Akkordeon, warum Musik nicht nur aus Noten besteht. Im Gegensatz zu anderen Unis ist hier das Interesse der Kinder konstant. −Foto: Brandl/DK-Archiv

München (DK/dpa) Mit acht Jahren schon an die Uni? Dafür muss man kein Überflieger sein. Die Universitäten in Bayern bieten nämlich extra Vorlesungen für Kinder an - doch die verlieren das Interesse.

Die Universitäten in Bayern bieten extra Vorlesungen für Kinder an - aber das Interesse daran sinkt. Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab, saßen zu Beginn der sogenannten Kinderunis vor knapp 15 Jahren im Schnitt doppelt so viele Schüler im Hörsaal wie heutzutage.

An der Universität Regensburg haben damals noch 600 Kinder mitgemacht, dieses Semester sind es rund 300. Auch an der Katholischen Universität in Eichstätt hat sich die Zahl der Studierenden im Kindesalter halbiert, auf mittlerweile 100.

"Wir stellen im Vergleich zur Anfangszeit fest, dass die Kinder einen deutlich engeren Terminplan haben", sagt Constantin Schulte Strathaus von der Eichstätter Universität. Deshalb finden die Vorlesungen dort nur noch am Freitagnachmittag statt.

Seit 2004 veranstaltet die Eichstätter Uni gemeinsam mit der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) im Herbst eine gemeinsame Kinderuni. Aber anders als in Eichstätt hat Ingolstadt keinen Rückgang der Kinder-Studentenzahlen zu verzeichnen. "Bei uns liegen die Anmeldungen in den vergangenen Jahren konstant bei 200 Kindern", erklärt THI-Pressesprecherin Julia Knetzger auf Anfrage unserer Zeitung. Das Programm für die Vorlesungen im Herbst sei gerade in Vorbereitung.

In München hingegen ist das Angebot momentan ganz eingestellt. Der bisherige Sponsor ist abgesprungen, die künftige Finanzierung noch unklar. Auch die Universität Passau bietet keine Kinderuni an.

Die Universität Bayreuth hat einfach das Konzept umgestellt: Die Kinder dürfen nun vorab online abstimmen, was erforscht werden soll. "Seit die Kinder ihre Themen selbst auswählen dürfen, haben wir konstante Zahlen", sagt Organisatorin Ursula Küffner. Dieses Semester steht beispielsweise "3D-Druck - oder: Ich mach mir die Welt - widdewidde wie sie mir gefällt!" auf dem Lehrplan. "Große Begeisterung entsteht immer, wenn Tiere oder Experimente im Spiel sind", sagt Küffner.

An der Julius-Maximilians-Universität Würzburg hält die Vorlesung sogar ein sprechender Roboter - natürlich mit Unterstützung einer Informatik-Professorin. An solchen Tagen drängen sich die Kinder im Hörsaal. An spannenden Themen mangelt es jedenfalls nicht. An der Universität Regensburg gibt es sogar eine Warteliste, weil so viele Referenten ihre Forschung Kindern erklären möchten. Bei der Vorbereitung bietet die Uni ihre Hilfe an - so ein junges Publikum ist schließlich eine Besonderheit. Die Studierenden sind gerade mal zwischen 8 und 13 Jahre alt. "Viele Referenten beziehen aber bei der Vorbreitung die besten - und strengsten - Coaches ein: die eigenen Kinder", sagt Elisabeth König von der Universität Regensburg.

Zur Kinderuni dürfen alle wissbegierigen jungen Wissenschaftler und Forscher kommen. "Übrigens nicht nur von der Stadtgesellschaft und aus dem Umland, sondern auch vom eigenen Haus - von den Enkeln der Hausmeister bis zu Neffen und Nichten der Professorinnen und Professoren ist alles vertreten", sagt Lena Grießhammer, Sprecherin der Universität Augsburg. Nur Eltern haben an der Kinderuni selbstverständlich Hörsaalverbot.

Mirjam Uhrich, Suzanne Schattenhofer