Ingolstadt
Molkerei verkauft keine Trinkmilch mehr

Goldmilch produziert künftig ausschließlich Milchpulver sowie Grundstoffe für Speiseeis

01.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:06 Uhr

Säcke mit Milchpulver kommen aus der Abfüllanlage des Molkereibetriebs in Ingolstadt. Goldmilch-Geschäftsführer Karl Kunz beobachtet die Produktion - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Marke Goldmilch auf Butter, Milch und Sahne wird es bald nicht mehr geben: Am 23. Dezember geben die Ingolstädter Milchwerke ihren Frischdienst für den Einzelhandel auf. Damit setzt das Unternehmen am hart umkämpften Markt nun vollends auf Spezialisierung.

In Ingolstadt wird es nur noch eine Produktion von Vollmilch- und Sahnepulver für die deutsche und europäische Schokoladenindustrie geben; im Zweigbetrieb Thalmässing eine für Eisgrundstoffe und Milch-Skakes, die überwiegend von McDonald’s und Ikea abgenommen werden.

Damit konzentrieren sich die Milchwerke Ingolstadt-Thalmässing vollends aufs Kerngeschäft. Und das läuft gut, was man an den Erzeugerpreisen sieht: Die Goldmilch-Genossenschaft zahlt ihren Milchbauern mehr als andere Abnehmer.

Bis zuletzt hatte der Milchhersteller versucht, den Frischdienst aufrechtzuerhalten. Beliefert wurden Geschäfte von Thalmässing bis Pfaffenhofen, von Abensberg bis Eichstätt und von Neuburg bis Pfaffenhofen. Bei der Trinkmilch gab es dann heuer Rückgänge im zweistelligen Prozentbereich. „Wenn im Einzelhandel Abschläge von 25 Cent für Trinkmilch durchgesetzt werden, müssen wir mithalten. Das ist eine Katastrophe“, sagt Karl Kunz, der Geschäftsführer der Milchwerke. Von der Verwertung her habe man mit der Trinkmilch den schlechtesten Preis erzielt, und dann sei der heuer auch noch nach unten gegangen. Bei Butter sei die Erlössituation zwar besser, aber nicht der Konkurrenzdruck.

„Als regionale Genossenschaft können wir mit den Großen nicht konkurrieren“, sagt Kunz. In den Supermärkten stünden Milchprodukte von Firmen, die bundesweit verkauft würden. „Da kommen wir mit unseren paar Litern gegen die Großen im Norden nicht an.“ Früher sei das anders gewesen. Wenn ein Goldmilch-Produkt 20 Pfennige teurer gewesen sei, hätten die Kunden es trotzdem gekauft. Die Eigenmarken von Edeka, Kaufland und Rewe seien heute aber fast 40 Cent billiger, so dass in den vergangenen 15 Jahren das Minus bei Sahne, Butter und frischer Trinkmilch immer größer geworden sei. Zum Jahresende gehen nun zwei Mitarbeiter in Ruhestand: Die Genossenschaft nutzt die Möglichkeit, den Frischdienst einzustellen, ohne dass es zu Entlassungen kommt. „Keiner der 70 Mitarbeiter wird deswegen seinen Job verlieren“, sagt Kunz. Mit den Frischprodukten wurde zum Schluss nur noch ein Prozent vom jährlichen Umsatz erzielt; er liegt bei 60 Millionen Euro. Im Gegenzug haben die Milchwerke mengen- und preismäßig bei McDonald’s dazugewonnen.

Weiter beliefert werden Bäckereien, Krankenhäuser, Küchen, Kantinen, Alten- und Pflegeheime. Sie bekommen die Schlagsahne im Fünf-Liter-Eimer. Der Frischdienst kommt auch weiterhin zu den Milchlieferanten, wo sie ihre Produkte weiter kaufen können. Allerdings wird auf denen künftig nicht mehr Goldmilch stehen. „Diese Marke gibt es künftig nicht mehr“, sagt der Milchwerke-Geschäftsführer.

Schon in den vergangenen Jahren haben die Milchwerke Butter, Sahne und Trinkmilch nicht mehr selbst hergestellt, sondern von der früheren Konkurrenz Domspitz in Regensburg produzieren lassen. „Im Milchbereich ist dieser Austausch üblich“, so Kunz. Wenn der Frischdienst-Lastwagen künftig Gaststätten oder Krankenhäuser ansteuert, hat er lauter Handelsware dabei.

Bei den Verbrauchern kommt die Einstellung des Frischdienstes nicht gut an. Ein einfacher Zettel, der im Kassenbereich eines Thalmässinger Marktes liegt, informiert die Kunden lapidar darüber, dass sie künftig keine Butter, Milch und Sahne mehr von den Milchwerken Ingolstadt-Thalmässing im Kühlregal finden werden. Am 23. Dezember komme der Lastwagen der Molkereigenossenschaft zum letzten Mal, um den Einzelhandel zu beliefern. Erst vor wenigen Tagen hätten sie von der Einstellung des Frischdiensts erfahren, monieren die Verkäuferinnen. Dass sie künftig keine Goldmilch-Produkte ihrer regionalen Molkerei mehr im Regal stehen haben, bedauern sie. „Bei uns sind die immer gut verkauft worden“, sagt Brigitte Burmester. Sie habe sie den Kunden immer empfohlen, „weil man die Goldmilch-Sahne so schön aufschlagen kann“.

Der Markt hat deshalb bei den Milchwerken nachgefragt, ob man nicht – wie die Landwirte auch – weiter beliefert werden könnte. Eine endgültige Antwort steht noch aus. „Eventuell werden die Produkte bei der Tour zur Thalmässinger Molkerei mitgenommen und können dort abgeholt werden“, sagt Horst Stelzer. Er ist für den Frischdienst zuständig. Dann könnten sich zumindest Kunden in Thalmässing weiter über regionale Produkte im Kühlregal freuen.