Nürnberg
"Franken haben Flirten nicht im Blut"

Mit Katharina Pommer können sie es aber lernen - Wichtig ist vor allem gute Laune

16.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:23 Uhr
Flirten am Stadtstrand: Zwischen Poolbar und Strandkorb hat Katharina Pommer Tipps zum Anbandeln gegeben. −Foto: Fotos: Karmann/dpa, Baumann

Nürnberg (HK) In Liebesdingen kennt sich Katharina Pommer (kleines Foto) aus. Die Expertin für Flirtfragen hat kürzlich die Besucher des Nürnberger Stadtstrandes in Herzensangelegenheiten an die Hand genommen.

Wir haben mit der 1980 in Wien geborenen Autorin und Therapeutin, die heute mit ihrem Mann und den vier Kindern am Ellertshäuser See in Unterfranken lebt, über den Flirtkurs zwischen Poolbar und Strandkorb sowie über aktuelle Trends in Geschlechterfragen gesprochen. Dabei hat Pommer selbstverständlich auch Tipps zum erfolgreichen Anbandeln in diesem Sommer gegeben. Eine lebensbejahende Grundeinstellung ist für Pommer dabei besonders wichtig.

Frau Pommer, wie sollte man(n) beim Stadtstrand flirten?

Katharina Pommer: Grundsätzlich ist ganz wichtig, dass man auf die klassischen Anmachsprüche verzichtet. Die kommen weniger gut an. Am Stadtstrand punktet man mit positiver Ausstrahlung. Das ist eine lebensbejahende Haltung, die sich in Ausdruck, Körpersprache und Verhalten ausdrückt. Wichtig ist auch zu wissen, auf welcher Flirtstufe man sich gerade befindet. Es gibt zwei Stufen des Flirtens. Erstens die platonisch-unschuldige Flirtstufe. Die will eigentlich nur gute Laune verbreiten und Spaß haben. Die zwei Stufe ist ernster und intensiver und verfolgt einen Zweck. Entweder man will eine langfristige, ernsthafte Beziehung oder nur eine Affäre à la One-Night-Stand. Bevor der Mann also eine Frau anspricht, sollte sich dieser am besten über seine aktuelle Flirtstufe genau bewusst sein.

Und die Damen der Schöpfung? Was müssen Frauen tun, um "den Richtigen" zwischen Poolbar und Strandkorb kennenlernen zu können?

Pommer: Frauen hängen alten Beziehungen meistens sehr nach. Das merkt man ihnen leider sehr oft noch lange an. Frauen sind dann sehr zurückhaltend. Oder wollen den Mann erst testen. Oder wollen angesprochen und erobert werden. Und dann weichen sie den Blicken der Männer aus.

Klingt nach keiner guten Idee?

Pommer: Nein! Denn beim Flirttraining am Stadtstrand in Nürnberg ist es interessant gewesen zu sehen, dass dort ganz viele schüchterne Männer unterwegs sind. Für diese Männer wäre es wichtig, wenn die Frauen sich zum Blickkontakt durchringen könnten. Wenn die Frauen den Blickkontakt halten, dann ist die erste Hürde schon mal genommen. Die große Herausforderung ist die Angst vor der Ablehnung. Wenn mich jemand anlächelt und mir länger in die Augen schaut, dann wagt auch der schüchternste Mann einen Flirt.

Welche Stärken und Schwächen haben die Franken beim Flirten?

Pommer: Die Franken haben das Flirten nicht im Blut. Die müssen sich das leider ein bisschen erarbeiten. Ich bin Österreicherin. Ich quatsche sehr gerne Leute an. Das mögen die Franken. Wenn sie angesprochen werden, dann machen sie total schnell auf. Man sagt ihnen eigentlich nach, dass sie lange brauchen, um warm zu werden. Die Erfahrung habe ich nicht gemacht. Wenn sich die Franken gut aufgehoben fühlen, hat man sofort ein Freund fürs Leben.

Welche Goldenen Regeln gibt es für das erfolgreiche Anbandeln?

Pommer: Man sollte nicht nur über sich reden. Wichtig ist vor allen Dingen gut zuzuhören. Außerdem sollte man auf keinen Fall über seine verflossene Liebe negativ sprechen. Und nicht mit Vorurteilen zum ersten Date gehen. Eine positive Grundhaltung dem anderen Geschlecht gegenüber wäre ebenfalls wichtig. Das kann man leider immer wieder beobachten, dass sich Männer oder Frauen mit verschränkten Armen beim Cocktail im Café gegenüber hocken.

Gibt es einen Flirttrend in diesem Sommer?

Pommer: Geflirtet wird heute viel über das Handy und den Computer. Der Trend geht außerdem wieder zu längeren Beziehungen. Total angesagt ist auch der "Mingle". Das sind Frauen und Männer, die alles gemeinsam unternehmen aber nicht das Bett teilen. Das ist ein Verhalten der Generation Y, die nicht Ja sagen wollen. Sondern sich alles offen halten wollen.

Zurück zum Flirten: Haben Sie einen persönlichen Geheimtipp, der quasi immer funktioniert?

Pommer: Gute Laute funktioniert immer. Die wirkt wie ein Magnet. Positive Menschen, die offen, herzlich und nicht neidisch sind, haben meistens Erfolg. Viele Langzeit-Singles tragen den Liebeskummer oft schon im Gesicht durch die Gegend. Dann besteht häufig meine Aufgabe darin, diesen Menschen wieder positiven Optimismus in Liebesdingen beizubringen. Dass Menschen wieder einander eine Chance geben.

Persönlich sind Sie in Liebesdingen sehr erfolgreich. Darf man fragen, wie sich das mit dem Flirten bei Ihnen abgespielt hat?

Pommer: (lacht) Ich bin von der Grundstruktur ein sehr herzlicher Mensch. Ich habe schon als Kind gerne geflirtet. Ich bin Mama von vier Kindern. Wenn mein vierjähriger Sohn ein Eis will, was meinen Sie, wie der mit mir flirtet. Der gibt mir ein Bussi und wickelt mich in Windeseile um den Finger. Flirten bedeutet für mich herzlich auf Menschen zuzugehen. Das hat für mich überhaupt nichts mit erotischen Hintergründen zu tun. Sondern mit Spaß am Leben und der Freude an der Kommunikation. Der Mensch flirtet von Natur aus gerne. Man will angenommen und geliebt werden. Darin liegt der natürliche Selbsterhalt der Menschheit.

Das Gespräch führte

Nikolas Pelke