Aresing
Die vielleicht einzige Stahlkapelle der Welt

Der Bildhauer Martin Knöferl hat in Aresing einen Gebetsraum in einem Hochseecontainer gestaltet

10.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:06 Uhr
Sogar über einen Glockenturm verfügt die Stahlkapelle. −Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Aresing (DK) Ohne Container geht heutzutage gar nichts mehr. Seit einer Weile kann man nun sogar in einem Container beten. Der Metallbauer Xaver Ostermeier hat zusammen mit dem Bildhauer Martin Knöferl vor den Toren Schrobenhausens die womöglich einzige Stahlkapelle der Welt geschaffen.

Man muss schon zweimal hinschauen, so ungewöhnlich ist der Anblick. Aber - es ist alles da, was eine Kapelle braucht, sogar ein kleiner Glockenturm. Tagsüber ist die Kapelle der Allgemeinheit zugänglich, am Rande der Gemeinde Aresing, in einem Gewerbegebiet gelegen.

Meistens gibt es ja einen Anlass, wenn jemand eine Kapelle baut, Xaver Ostermeier spricht darüber nicht. Dass es hier um eine Herzensangelegenheit geht, steht aber außer Frage. Zu der Idee, etwas nicht Konventionelles zu tun, kam es vor vielen Jahren schon in Gesprächen mit Martin Knöferl, einem Bildhauer aus dem benachbarten Hörzhausen, der sakrale Kunst schafft und dessen großes Thema Hoffnung ist. Am Ende war die Wahl des Materials natürlich regelrecht naheliegend, angesichts des Berufs, den Ostermeier ausübt: Er ist Metallbauer und betreibt einen Stahlhandel.

Und eines Tages passierte es. Xaver Ostermeier erstand einen ehemaligen Standard-20-Fuß-Hochseecontainer, 2,5 auf 6 Meter und begann, ihn zu einem Gotteshaus umzubauen. Martin Knöferls Aufgabe war die innere Ausgestaltung. Geht das? Kalter Stahl als Raum für warmherzige, innige Momente der Andacht und des Gebets? Aber ja. Denn ein Container mag auf den ersten Blick geschlossen sein, aber er lässt sich auf einer Seite ja auch öffnen, sogar vollständig - das steht für die Weite und Offenheit Gottes. Sagt der Künstler. Wer ihm folgt, spürt gleich, was er meint.

Wer den Raum betritt, wird verblüfft sein. Die vereinnahmende Bildsprache von Martin Knöferl, die mittlerweile an vielen Orten in ganz Bayern Begeisterung, ja Bewunderung auslöst, sie wirkt auch hier. Knöferl hat schon so viele Orte der Andacht gestaltet. Seine Hoffnungszeiten, bei denen er gern Holz, Glas, manchmal Metall und Farben miteinander in Verbindung bringt, sind mittlerweile zu Hunderten verbreitet.

Für die Aresinger Stahlkapelle hat sich der Künstler vornehmlich auf rot und blau festgelegt. Rot als Farbe der Liebe und der Leidenschaft, blau als Bindeglied zur früheren Verwendung des Containers. Blau steht für das Wasser, das er einst überwand, auch für den Himmel. Blau strahlt aber auch Kraft aus, und Vertrauen.

Gut Ding will Weile haben - das gilt auch für die Aresinger Containerkapelle. Im Jahr 2012 schon ließ Xaver Ostermeier in Passau eine Glocke gießen, vor wenigen Wochen erst kam es nun zur Einweihung. Der Ortsgeistliche Michael Menzinger hatte sich dafür eigens eine Erlaubnis vom Bistum einholen müssen - und sie auch erhalten. Gut 200 Gläubige waren in gespannter Erwartung dabei, sie wollten sehen und erleben, was hier entstanden ist. Viele Blicke zog die Friedenstaube auf sich, die Knöferl in einem zentralen Rundfenster inszeniert hat. "Der Geist des Friedens und der Versöhnung ist gerade in unseren Tagen so wichtig", wird Martin Knöferl nicht müde, zu betonen.

Und handelt es sich nun tatsächlich um die bisher einzige Stahlkapelle der Welt? Es ist tatsächlich möglich. Das Internet, das ja mittlerweile reichlich vereintes Wissen der Welt in sich birgt, schweigt verdächtig, wenn man nach einer Kapelle oder gar einer Kirche aus Metall oder Stahl fragt. Die Kirche von Gijs Van Vaerenbergh wird genannt, aber sie ist transparent.

Das Besondere - das passt zum Ort. In Aresing erblickte einst ein bedeutender Kirchenmann das Licht der Welt, Bischof Johann Michael Sailer (1751-1832). Und natürlich ist er in der Stahlkapelle verewigt. Künstler Knöferl hat einen seiner Gedanken aufgegriffen, Sailers Einladung an die Gläubigen, das eigene Leben mit Gott in Verbindung zu bringen. "Herr, nimm mich, wie ich bin", ist auf rotem Glas am Eingang zu lesen. Wer die Kapelle verlässt, wird mit diesem Satz konfrontiert: "Herr, mach mich, wie Du mich haben willst."