Die Tierseuche rückt näher

Nach Fall in Meißen fürchten Bauern in Bayern ein weiteres Ausbreiten der Afrikanischen Schweinepest

21.10.2021 | Stand 23.09.2023, 21:27 Uhr
Die Afrikanische Schweinepest endet für das Borstenvieh meist tödlich. −Foto: Mirgeler, dpa

München/Ingolstadt - Schutzzäune, eine Hundestaffel zur Kadaversuche, ein Monitoringsystem und vermutlich auch eine gute Portion Glück haben die Afrikanische Schweinepest (ASP) bisher von Bayern ferngehalten.

Doch die Angst, dass die für das Borstenvieh meist tödliche, aber für Menschen ungefährliche Tierseuche sich auch im Freistaat breitmacht, ist bei den Bauern auch in der Region Ingolstadt gewachsen, seit vor zwei Wochen ein infizierter Schwarzkittel im sächsischen Meißen erlegt worden ist. "Deshalb intensivieren wir nochmals unsere Präventionsmaßnahmen", erklärte der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) auf Anfrage unserer Zeitung.

Das infizierte Schwein bei Meißen hatte sich rund 60 Kilometer außerhalb der bisherigen Sperrzone befunden. "Die Gefahr ist damit wieder ein paar Kilometer nähergerückt", sagte ein Schweinemäster aus dem Landkreis Eichstätt mit Sorgenfalten auf der Stirn - Bauzäune zur Abschottung seines Betriebs hatte er schon voriges Jahr bestellt. Für die Bauern bedeutet die Seuche eine Herausforderung, müssen sie doch sicherstellen, dass ihre Hausschweine nicht mit dem Borstenvieh in freier Natur oder Beständen aus anderen Betrieben in Kontakt kommen. So haben sie dafür Sorge zu tragen, dass Futter und Einstreu geschützt vor Wildschweinen lagern, um diesen Infektionsweg auszuschließen.

Das Umweltministerium in München hatte nach dem Auftreten der ersten Seuchenfälle in Brandenburg und Sachsen verschiedene Schutzmaßnahmen eingeleitet. Man habe Landkreise und kreisfreie Gemeinden bei der Beschaffung von rund 760 Kilometern ASP-Schutzzäune unterstützt, erklärte ein Sprecher. "Zusätzlich wurden rund 900 Kilometer Zaunmaterial zentral für Bayern erworben. " Feste Wildschutzzäune befänden sich außerdem auf einer Gesamtlänge von rund 500 Kilometern entlang der Bundesautobahnen im Gebiet der Grenzen zu Thüringen, Sachsen und der Tschechischen Republik. Aktuell laufe zudem die Umsetzung zum Ausbau solcher Wildschutzzäune entlang weiterer Autobahnen, insbesondere in Richtung Österreich.

Erhöhte Prämien für den Abschuss von Schwarzkitteln sollen die Gefahr einer ASP-Ausbreitung durch vermehrte Jagd mindern. Speziell ausgebildete Hunde helfen beim Aufstöbern verendeter Tiere, um deren Kadaver schnellstmöglich zu beseitigen. Diese Hundestaffel sei zwischendurch bereits nach Sachsen und Brandenburg ausgeliehen worden, hieß es auf Anfrage am Dienstag aus dem Umweltministerium in München. "Zusammen mit der Bundeswehr in Sachsen hat Bayern zudem einen Drohneneinsatz zur Fallwildsuche auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz durchgeführt. " Für Sachsen seien darüber hinaus rund 25 Kilometer mobile Zäune bereitgestellt worden.

Gefordert ist neben Behörden und Politik aber auch jeder einzelne, denn jedes achtlos weggeworfene Wurstbrot birgt eine Gefahr, sollte das Fleisch von einem ASP-infizierten Tier stammen. Abfälle sollten daher unbedingt in geschlossenen Behältern entsorgt und nicht an Tiere verfüttert werden. Es empfehle sich, keine Fleischwaren aus Osteuropa mitzubringen, wo die Seuche unter anderem in Russland, Estland, Litauen und Polen grassiert, warnen Behörden.

Der deutschlandweit erste Fall von Afrikanischer Schweinepest war am 10. September 2020 im brandenburgischen Kreis Spree-Neiße bekanntgeworden. Aktuell gelten in dem Bundesland 1864 Wildschweine als positiv getestet (Stand 18. Oktober). Sachsen ist ebenfalls betroffen, hier waren zum Stichtag 566 an der Seuche erkrankte Tiere erfasst.

DK

Horst Richter