Hund überfahren: Postbote muss Strafe zahlen

66-Jähriger ist sauer auf die Justiz

09.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:14 Uhr
Kann schon wieder lachen, sauer ist er aber immer noch auf die Landshuter Justiz: Der ehemalige Postbote Josef Strasser. −Foto: Alexander Schmid

Im Osten von Landshut kennt fast jeder Josef Strasser (66).Über 30 Jahre hat der beliebte Briefträger den Menschen dort Tag für Tag die Post gebracht. Jetzt wurde der mittlerweile pensionierte Postbote von der Justiz verurteilt. In seinen letzten Monaten im Amt soll er im Dienst einen Hund getötet und dann Fahrerflucht begangen haben. 800 Euro soll Strasser deshalb blechen.

"Das ist Irrsinn", sagt er und wird wütend. Die Sache war offiziell eigentlich schon eingestellt worden. Doch die Landshuter Justiz war unerbittlich und griff den Fall Monate später wieder auf.

Der Vorfall ereignete sich am 15. Mai 2018 kurz hinter der Stadtgrenze von Landshut. Wie seit mehr als drei Jahrzehnten bringt Strasser auch an diesem Tag die Post zu zwei Bauernhöfen. Auf einem der Höfe leben zwei große Hunde, die immer wieder ausbüxen und gefürchtet sind, auch schon mal das Postauto angreifen. Einer der Hunde jagt auch an diesem Tag den gelben Post-Bus. Am Waldrand passiert es dann: Der Hund läuft um das Auto und kommt unter die Räder.

Strasser fährt zu der Hundebesitzerin auf den Hof und meldet ihr den Unfall. Die wütende Frau, die Strasser seit Jahren kennt, habe eine Entschädigung gefordert. Wochen später, im Juni, wird das Ermittlungsverfahren "wegen Vergehens nach dem Tierschutzgesetz" eingestellt, wie die Staatsanwaltschaft Landshut schreibt. Vorbei ist die Sache damit aber nicht.

Neuer Vorwurf gegen den Postboten

Vier Monate später, Ende Oktober, kommt plötzlich wieder Post von den Strafverfolgern. Dieses Mal soll sich der Briefträger unerlaubt vom Unfallort entfernt haben. Die Staatsanwaltschaft bietet ihm jetzt auf einmal an, von einer Klageerhebung wegen Unfallflucht abzusehen, wenn er 800 Euro an die Verkehrswacht Landshut zahlt. Strasser hätte sich aus dem Staub gemacht, "ohne die erforderlichen Feststellungen zu ermöglichen."

 

Richter stutzt den Briefträger zurecht

Strasser legt Einspruch ein. Vor Gericht aber stutzt der Richter den Briefträger ordentlich zurecht und will ihn zu 20 Tagessätzen à 40 Euro verdonnern. Völlig entnervt hat Strasser, der ohne Anwalt gekommen war, schließlich nachgegeben. Stinksauer auf die Justiz ist er aber noch immer. "Verdächtige müssen in Deutschland aus der U-Haft entlassen werden, weil die Justiz angeblich überlastet ist", sagt er und zeigt eine entsprechende Zeitungsmeldung vom Tag seiner Gerichtsverhandlung, die er sich ausgeschnitten hat. "Das wundert mich jetzt nicht mehr, wenn ich mir meinen Fall so ansehe."