Corona-Pandemie
Jeder dritte Bayer zweimal geimpft - aber Maske bleibt wohl länger

26.06.2021 | Stand 04.07.2021, 3:33 Uhr
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33,8 Prozent der Menschen haben in Bayern inzwischen die Corona-Zweitimpfung erhalten.

Dennoch müssen sich die Menschen wohl noch Monate auf Maskenpflicht einstellen.

Mit seiner Impfquote liege Bayern im bundesweiten Vergleich auf dem 6. Platz bei den vollständig Geimpften. Das teilte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mit. Der vollständige Impfschutz sei gerade mit Blick auf die Ausbreitung der hoch ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus wichtig, so Holetschek. Der Impfschutz sei bei dieser Variante wirksam.

50 Prozent der Bayern haben mindestens eine Erstimpfung erhalten. Damit liegt der Freistaat dem Bundesgesundheitsministerium zufolge (Stand 25.6., 10.00 Uhr) im deutschlandweiten Vergleich allerdings auf dem vorletzten Platz. Lediglich in Sachsen haben mit 46,9 Prozent weniger Menschen eine Erstimpfung erhalten.

Impfstoffmangel in den letzten Wochen in Impfzentren

In den vergangenen Wochen hatte es wegen Impfstoffmangels in den Impfzentren vor allem nur Zweitimpfungen gegeben. Nachdem aber für die kommenden Wochen von den Herstellern wieder mehr Vakzin in Aussicht gestellt wurde, soll das Tempo angezogen werden.

Hierzu veranstaltet die Staatsregierung am Montag einen Impfgipfel, zu dem neben Ministerpräsident Markus Söder und Minister Holetschek (beide CSU) den Angaben nach rund 20 Vertreter der Ärzteschaft, Apotheken, Kommunen, Wissenschaft und Wirtschaft geladen sind.

Maskenpflicht und Hygieneregeln noch mehrere Monate

Trotz steigender Impfquote müssen sich die Menschen in Deutschland wohl noch viele Monate auf geltende Grundregeln zur Corona-Eindämmung wie das Maskentragen in Räumen einstellen.

Darauf hat der Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, die Bürger eingestimmt. Die Impfungen alleine reichten nicht, um steigende Fallzahlen im Herbst zu verhindern. "Wir müssen die Basismaßnahmen weiter aufrecht erhalten. " Dies in Kombination mit den Impfungen sei nötig, um härtere Maßnahmen wie Schließungen von Einrichtungen zu vermeiden. "Das Beispiel Israel zeigt, dass man es machen muss. Man muss beides weiter fahren. "

In Israel gilt seit Freitagnachmittag nach einer deutlichen Zunahme der Neuinfektionen erneut eine Maskenpflicht in geschlossenen Räumen. Diese war erst Mitte des Monats fast komplett aufgehoben worden. Die meisten Fälle stehen nach offiziellen Angaben in Verbindung mit der in Indien entdeckten, ansteckenderen Delta-Variante. Deren Anteil wächst auch in Deutschland. In der zweiten Juni-Woche lag er nach jüngsten RKI-Zahlen bei 15 Prozent. "Wir gehen davon aus, dass er heute schon höher sein wird", sagte Wieler.

Delta-Variante verbreitet sich schnell

Delta verbreite sich noch schneller, "vor allem natürlich in der ungeimpften Bevölkerung", sagte Wieler. Durch vollständiges Impfen, behutsames Öffnen, Masketragen in Räumen, Abstandhalten und Hygiene seien auch diejenigen besser geschützt, die noch nicht geimpft seien oder noch nicht geimpft werden könnten - darunter auch viele Kinder. Wieler rief auf, die nun erfreulich niedrige Inzidenz zu verteidigen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warnte mit Blick auf Delta erneut zur Vorsicht: Aus einem zu sorglosen Sommer dürfe kein "Sorgenherbst" werden. Delta werde über den Sommer auch hierzulande die Oberhand gewinnen, dies sei eher eine Frage von Wochen als von Monaten. Es mache bei der Ausbreitung aber einen Unterschied, wie hoch die gesamte Zahl der Ansteckungen und die Impfquote seien. "Es liegt an uns", sagte Spahn. Er appellierte an alle Bürger, Impfangebote zu nutzen - auch für wichtige Zweitimpfungen als vollen Schutz gegen Virusvarianten.

Wieler hatte zuvor bereits in der "Rheinischen Post" (Freitag) dafür plädiert, Schutzmaßnahmen in Schulen bis ins kommende Frühjahr beizubehalten. "Wir empfehlen, dass in Schulen weiter getestet und Mund-Nasen-Schutz getragen wird. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, das sollte bis zum nächsten Frühjahr so sein. " Er rechne mit vermehrt Fällen bei Kindern, es gebe bereits jetzt größere Schulausbrüche.

Wieler begründete die Empfehlung auch damit, dass mit wachsender Impfquote bei Erwachsenen der Infektionsdruck auf die Jüngeren steigen werde. Wie lange an dem Rat festgehalten werde, hänge vom Infektionsverlauf ab. Wieler rief zudem zur Umsetzung guter Testkonzepte mit Labortests auf, um Infizierte früh zu erkennen und um letztlich die Schulen offen zu halten. Es könnten etwa sogenannte Lolli- und Spucktests verwendet werden, die für Kinder nicht so unangenehm seien.

Nach dem Urlaub öfters testen lassen

"Wer will, dass die Schulen nach den Ferien sorgenfreier starten können, der sollte sich und seine Familie nach der Rückkehr aus dem Urlaub einfach ein, zwei, drei mal in einigen Tagen Abstand testen", appellierte Spahn. Die Corona-Impfung von Kindern und Jugendlichen bleibe eine individuelle Entscheidung von Kindern, Eltern und dem impfenden Arzt. Dies würden nun sicherlich viele abwägen - im Lichte der Entwicklung rund um Delta und in Israel an Schulen. An deutschen Schulen wolle man möglichst viel Normalität möglich machen - bei gleichzeitig bestmöglicher Sicherheit, so Spahn.

Die Initiative Familien forderte, bei steigendem Infektionsgeschehen im Herbst mit der Pandemiebekämpfung bei Erwachsenen anzusetzen "und nicht erneut Kinder und Jugendliche einseitig belasten". Der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Dario Schramm, sprach sich in der "Rheinischen Post" (Samstag) für eine Aufhebung der Maskenpflicht auf Schulhöfen nach den Ferien aus, plädierte aber zugleich dafür, den wissenschaftlichen Rat zu Schutzmaßnahmen in Schulen ernst zu nehmen: "Corona existiert weiterhin und ein Schutz davor ist dringend notwendig. "

dpa/ce