Schwebheim
Ein Lächeln trotz Corona-Maske

Zwei bayerische Firmen produzieren gemeinsam lachende Mund-Nasen-Masken

20.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:00 Uhr
Strahlende Gesichter trotz Maske: Susanne Arndt (links) im Kreise ihrer Familie. Die 44-Jährige betreibt die Textilmitteldruck-Firma Lamasuli in Schwebheim im Landkreis Schweinfurt. −Foto: Arndt

Schwebheim / Würzburg - "Ein Kaff wie jedes andere" sei dieses Schwebheim in der Nähe von Schweinfurt, sagt Susanne Arndt. Doch in ihrem kleinen Textildruckunternehmen in dem 4500-Einwohner-Ort steht das Telefon seit Wochen nicht mehr still. Denn mit ihren Mundschutzmasken zaubern die 44-Jährige und ihre vier Mitarbeiter den Menschen im wahrsten Wortsinn ein Lächeln ins Gesicht.

 

Mund-Nase-Masken sind eine lästige Notwendigkeit in Zeiten von Corona. In der Regel einfarbig, der Zweck heiligt die Mittel. Es gilt, die Pandemie im Zaum zu halten, weitere Infektionen zu verhindern. Entsprechend laufen die Menschen durch die Gegend. Weil der Mund nicht zu sehen ist, sind auch die Emotionen nicht zu erkennen.

Die Mitarbeiter von "Fotobox-Team", vor etwa sechs Jahren in Schweinfurt gegründet, wurden durch Corona hart getroffen. Sie kommen mit ihrer mobilen Fotobox zu Messen, Hochzeiten, größeren Veranstaltungen. "Wir hatten das Problem, dass uns Anfang März alle Aufträge für 2020 weggebrochen sind. Den Eventbereich hat es richtig schlimm getroffen, wir waren 'first out, last in'", sagt Alexander Gillich (37), einer der beiden Firmengründer. Bei einem Brainstorming entstand dann aus der Not heraus die Idee, Bilder von Gesichtern auf Mund-Nasen-Masken zu drucken.

"Wir haben geschaut, was eine Textilpresse kostet - und festgestellt, dass ein Kauf ein zu großer Invest und Mieten heikel war. Also haben wir uns auf die Suche nach einem Textildrucker gemacht." Am 11. Mai verschickte ein Mitarbeiter eine Rundmail - und Susanne Arndt reagierte zwei Tage danach. Vermieten wollte sie ihre Geräte nicht, trotzdem fand man einen gemeinsamen Nenner. Nun steht eine etwa 1,50 Meter mal 80 Zentimeter große Fotobox im "Lamasuli", wie Arndts Ladengeschäft in Schwebheim heißt.

Gedruckt wird 70 Sekunden lang bei 180 Grad

Wer den Weg nach Unterfranken nicht auf sich nehmen will, kann über ein Onlineformular ein geeignetes Foto auf der Homepage des Fotobox-Teams hochladen. Das Foto - von der Nasenspitze an abwärts bis zum Kinn - wird dann 70 Sekunden lang bei 180 Grad über eine Heißpresse auf eine weiße Blanko-Mundschutzmaske gedruckt. "Diese Masken kommen aus China und sind sündhaft teuer im Einkauf", sagt Arndt. "Erst bringen sie uns den Virus, und dann bereichern sie sich an den Masken", sagt sie und lacht.

15 Euro kostet die fertige Maske inklusive Versand. "Es hat sich sehr schnell herauskristallisiert, dass das turbowitzig ist", sagt Alexander Gillich. "Die Leute lachen einen an, du wirst angesprochen. " Es handle sich um keine medizinische Maske, sie sei aber gleichzusetzen mit selbstgenähten Masken, sagt Arndt. Weil die sogenannte Sublimationsdruckart nur auf Polyester funktioniert, werde das Foto darauf gedruckt. "Das Innenmaterial ist Baumwolle, die Maske kann man bei bis zu 90 Grad waschen, ohne dass das Foto verblasst", erklärt Arndt.

Auch wenn sie versucht, den Hautton durch ein Bildbearbeitungsprogramm möglichst originalgetreu hinzubekommen, könne die Maske keine 1:1-Kopie des originalen Hauttons sein. "Einmal hat sich jemand beschwert, weil er mit seiner Maske auf dem Gesicht sein iPhone nicht entsperren konnte", sagt Fotobox-Mitgründer Alexander Gillich. Er findet es "ultraschön", dass die Idee seiner Firma solche Kreise zieht. "Wir wollten was Positives machen und den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zaubern."

"Ein Gewinngeschäft ist das nicht"

Die Einnahmen teilen sich die beiden Kleinunternehmen. "Ein Gewinngeschäft ist das nicht", sagt Susanne Arndt, "aber schön für die Publicity". Sie schätzt, in den vergangenen beiden Monaten 600 bis 700 Masken verkauft zu haben, "Tendenz steigend". Fotobox-Mitgründer Gillich sagt, dass man mit den Einnahmen die Fixkosten "etwas decken" könne.

Was die beiden Kleinunternehmen eint: Sie haben sich durch die Geschäftsidee in diesen nicht einfachen Zeiten gegenseitig über Wasser gehalten. Susanne Arndt will in Schwebheim in Kürze personell und auch räumlich aufstocken. Sie und ihr Mann haben eine neue Geschäftsidee und wollen ein Patent anmelden. Und das Fotobox-Team hofft darauf, dass Großveranstaltungen bald wieder möglich sind, damit sie mit ihren auf derzeit vier Städten (Raum Würzburg, Nürnberg, München und Bamberg) verteilten rund 20 Fotoboxen wieder durchstarten können.
 

Uwe Ziegler