Italien hat es schon vorgemacht - die Leute singen und musizieren aus ihren Fenstern und von ihren Balkons. Jetzt zieht Deutschland nach. So soll in Zeiten der Krise Mut gemacht werden. Bei aller Distanz doch ein Gefühl des Miteinanders entstehen. An diesem Sonntag um 18 Uhr werden im ganzen Land Menschen an ihren Fenstern gegen die Einsamkeit singen.
Was in Italien anscheinend spontan funktioniert, wird in Deutschland Tage vorher geplant und ein bedeutungsvolles Lied ausgesucht. Was soll's. Für unsere etwas spießige Mentalität können wir nichts. Weil Ludwig van Beethoven in diesem Jahr 250 Jahre alt geworden wäre, wurde für den Anlass die „Ode an die Freude“ („Freude schöner Götterfunken“) ausgewählt.
Der Text stammt von Friedrich Schiller:
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum!
Deine Zauber binden wieder
Was die Mode streng geteilt;
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
Der Europarat erklärte 1972 Beethovens „Ode an die Freude“ zu seiner Hymne. 1985 wurde sie von den EU-Staats- und -Regierungschefs als offizielle Hymne der Europäischen Union angenommen. Schillers Text wird dabei aber weggelassen.
Bei der Balkon-Aktion kommt er aber vielleicht wieder zur Geltung. Denn jeder kann mitmachen, egal ob mit Instrument oder ohne. Profimusikerin, Meistersinger, Chorknabe, Amateurin oder blutiger Anfänger. Jeder für sich, und doch alle zusammen.
Wer nach der Ode noch weitersingen möchte , den lädt die Evangelische Kirche Deutschland wie jeden Abend um 19 Uhr ein, gemeinsam „Der Mond ist aufgegangen“ zu singen oder zu musizieren – jeder und jede auf seinem Balkon oder im Garten. Denn Singen verbindet und tut gut.