Artenschutz im Aufwind

Landesbund für Vogelschutz will Umsetzung des Naturschutzgesetzes wissenschaftlich überwachen

19.12.2019 | Stand 23.09.2023, 9:55 Uhr
"Wir müssen das Bewusstsein für die Natur weiter wach halten", sagt der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer. −Foto: Richter

Hilpoltstein - Wenn Norbert Schäffer auf das zu Ende gehende Jahr zurückblickt, kommt es ihm vor, als wären es weit mehr als zwölf Monate gewesen.

"Es ist unglaublich viel passiert, eine solche Intensität habe ich noch nie erlebt", sagt der aus der Oberpfalz stammende 55-Jährige. Heute lebt der studierte Biologe und Vogelkundler im Raum Hilpoltstein (Kreis Roth) und ist seit 2014 Vorsitzender beim Landesbund für Vogelschutz (LBV). Das unter "Rettet die Bienen" bekannt gewordene Volksbegehren im Februar hatte dem Naturschutz einen gewaltigen Schub gegeben. "Unsere Aufgabe ist es jetzt, diese Begeisterung für die Artenvielfalt am Leben zu erhalten", sagt Schäffer.

Initiiert von der ÖDP und unterstützt von Bund Naturschutz, LBV und Grünen, war das Volksbegehren auf eine riesige Resonanz gestoßen. Mehr als 1,7 Millionen Menschen im Freistaat brachten mit ihren Unterschriften den Wunsch zum Ausdruck, das Naturschutzgesetz in Bayern zu ändern und mit wirksamen Maßnahmen das Artensterben zu beenden. "Diese Volksbegehren hat keine Bewegung ausgelöst, sondern nur den Zeitgeist sichtbar gemacht", glaubt der LBV-Vorsitzende. "Viele Menschen wollen kein ,weiter so', sie lieben die Natur. Es gab Orte, da haben sich 40 Prozent der Leute eingetragen. Das ist auch der Erfolg jahrzehntelanger Umweltbildung durch die Naturschutzverbände. Fridays for Future geht doch in dieselbe Richtung. "

Norbert Schäffer äußert sich hochzufrieden über den Ausgang des Verfahrens. Er freut sich, dass die Forderungen des Volksbegehrens von der Staatsregierung übernommen wurden. "Ich weiß nicht, ob Markus Söder tatsächlich ein begeisterter Naturschützer ist. Aber er sagt das Richtige, das bayerische Naturschutzgesetz ist richtig gut. Wenn das Ganze so kommt, hat es die Substanz, den Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten und umzudrehen. "

Die Kontrolle, dass dies tatsächlich geschieht, werde künftig eine der Hauptaufgaben des LBV sein. "Ich werde Söder ganz genau auf die Finger schauen", kündigt Norbert Schäffer im Gespräch mit unserer Zeitung an. Die Vogelschützer wollen dafür ein Wissenschaftlerteam beauftragen, "zu prüfen, ob auch wirklich alles umgesetzt wird".

Die Freude an der Natur wecken und wachhalten, bleibe ein weiterer Schwerpunkt, sagt der 55-Jährige. "Ein schlechtes Gewissen zu machen, ist keine Motivation. Wir wollen begeistern und die Menschen für unsere Ziele gewinnen. Wir müssen liefern und Vorschläge machen. " Dazu werde die Umweltbildung forciert, auch in Kindergärten und Schulen. Schäffer berichtet von einem enormen Mitgliederzuwachs in diesem Jahr, "der stärkste in unserer 110-jährigen Geschichte. Wir haben jetzt über 100000 Mitglieder, und das Interesse hält an. " Die Kreisgruppen leisteten enorme Arbeit, die Früchte seien da und dort bereits erkennbar: "Man sieht schon wieder mehr blühende Wiesen und naturnahe Feldränder. Aber der Natur geht es noch immer schlechter als je zuvor. Das ist ein steiniger Weg, und ich sehe noch lange kein Ende. "

Horst Richter