Denkendorf
Nagelgurt sollte den Geisterfahrer stoppen

Verkehrspolizei Ingolstadt hat am Sonntag vergeblich versucht, den tödlichen Unfall bei Denkendorf zu verhindern

18.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:17 Uhr
In den Trümmern dieses Opels starb am Sonntag der aus Friedberg stammende Geisterfahrer. −Foto: Foto: Reiß

Denkendorf (DK) Einen Tag nach der Geisterfahrt eines 82 Jahre alten Opelfahrers aus Friedberg mit tödlichem Ausgang blieben am Montag weiter viele Fragen offen. Der Mann hatte, wie berichtet, am Sonntagmorgen auf dem Weg Richtung Nürnberg auf der A9 zwischen Pfaffenhofen und Denkendorf (Kreis Eichstätt) die falsche Seite der Autobahn benutzt.

Er war beim Zusammenstoß mit einem anderen Verkehrsteilnehmer gestorben. "Wir wissen die Umstände, woher er gekommen ist und wohin er wollte, immer noch nicht genau", sagte Willibald Pröll, Vizechef bei der Verkehrspolizei Ingolstadt.

Die Ermittler gehen nach bisheriger Sachlage von zwei Optionen aus: "Der Mann ist eventuell direkt bei Pfaffenhofen auf die A9 gelangt oder er war an der Rastanlage Holledau und ist von dort verkehrt wieder eingefahren", sagte Pröll. " Ein solcher Notruf löst sofort ein Maßnahmenpaket bei der Polizei aus, um - falls möglich - Schlimmes zu verhindern.

"Natürlich können wir einem Falschfahrer nicht auf derselben Seite hinterherfahren. Das geht gar nicht, weil wir sonst andere ebenfalls gefährden würden", sagte Willibald Pröll. In diesem Fall sei eine Streife gerade auf dem Rückweg von einem Unfall bei Schweitenkirchen gewesen und räumlich gut gestanden. "Die Kollegen haben auf der richtigen Seite - also in Fahrtrichtung Nürnberg - zu dem Mann aufgeschlossen, bis sie auf seiner Höhe waren." Nur durch den Mittelstreifen getrennt, seien sie mit Blaulicht und Martinshorn parallel zu dem 82-Jährigen gefahren und hätten versucht, ihn auf sein Falschverhalten aufmerksam zu machen. "Aber der Mann hat das völlig ignoriert und ist weitergefahren." Parallel dazu, so Pröll, hätten andere Kollegen auf der Gegenseite den Verkehr nach München ausgebremst, um eine Kollision mit dem Falschfahrer zu vermeiden. Obwohl der Friedberger die entgegenkommenden Polizeiautos mit ihrem Blaulicht gesehen haben muss, "wischte" er durch - wegen des relativ geringen Verkehrs am Sonntagmorgen passierte zunächst nichts.
Als dritte Maßnahme hatte die Verkehrspolizei kurz hinter Denkendorf bei Gelbelsee einen Nagelgurt über die Fahrbahn gelegt, nachdem der übrige Verkehr gestoppt war. Der 82-Jährige kollidierte aber kurz zuvor mit dem Wagen eines 75-Jährigen aus Fürth, dessen Auto ging in Flammen auf. Der mutmaßliche Unfallverursacher starb in den Trümmern, der Mittelfranke erlitt Verbrennungen und Knochenbrüche, sein drei Jahre jüngerer Begleiter kam glimpflicher davon. Die weiteren Ermittlungen sollen nun die Umstände der Todesfahrt im Detail klären.

Solche Geisterfahrten enden in der Regel oft folgenlos, anders im aktuellen Fall. Dass der 82-Jährige nach der ersten Mitteilung noch 40 Kilometer weit kam, ist den Umständen geschuldet. "Wir müssen ja erst die Leute zusammenziehen, das dauert etwas, je nachdem, wo die Kollegen gerade sind", sagte Pröll. Bei Tempo 120 oder mehr und freier Strecke komme ein Geisterfahrer derweil entsprechend weit. Kräfte der Inspektionen in Beilngries, Geisenfeld und Ingolstadt hatten die Verkehrspolizei unterstützt. 2018 waren sieben Geisterfahrer auf der A9 bei Ingolstadt gemeldet worden. Fünf bemerkten den Irrtum noch und kehrten um, die zwei anderen wurden gestellt. Passiert war dabei nichts.
 

Horst Richter