Schrobenhausen
Südsprit: Die Biodieselanlage wird abgebaut

Schwarz-rote Bundesregierung besiegelte mit Steuer auf pflanzliche Kraftstoffe vor 14 Jahren das Aus der Raffinerie in Schrobenhausen

12.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:45 Uhr
Ein Stück Firmengeschichte wird beendet: Die Biodieselraffinerie der Südsprit wird abgebaut. Die Gebäude am Königslachener Weg sollen für die Südstärke umgenutzt werden. −Foto: M. Schalk

Schrobenhausen - Bei der Südsprit, einem Schwesterunternehmen der Südstärke in Schrobenhausen wird ein Kapitel der Firmengeschichte endgültig geschlossen: die Biodieselanlage am Königslachener Weg wird abgebaut.

 

Das teilte das Unternehmen gestern mit.

Mit großen Hoffnungen startete das Projekt vor fast 15 Jahren: Bau und Betrieb einer Anlage zur Produktion von 100000 Tonnen Biodiesel pro Jahr, 9000 Tonnen an Reinglycerin für die Pharmaindustrie und fast 40000 Tonnen an Rapspresskuchen als hochwertiges Futtermittel. Die Liefergenossenschaft aus regionalen Landwirten hatte sich laut einer eigenen Pressemitteilung zusätzliche Wertschöpfung im ländlichen Raum, einen geschlossenen Wertstoffkreislauf ohne Abfälle und schon damals einen bedeutenden Beitrag zur Reduktion von CO2 im Straßenverkehr versprochen. Nachdem die Anlage in Rekordzeit geplant, errichtet und im August 2006 erfolgreich in Betrieb gegangen war, kam der große Schock aus Berlin: Die noch recht frische schwarz-rote Regierung unter Angela Merkel führte quasi über Nacht die Besteuerung von Biodiesel und Pflanzenölkraftstoffen ein. Damit verteuerte sich das Produkt so, dass es als Ersatzprodukt zu fossilem Diesel nicht mehr konkurrenzfähig produziert werden konnte, so die Südstärke weiter. Die als PlanB begonnene Produktion von Pflanzenölraffinat wurde aus denselben Gründen wenig später gestoppt. Die Anlage wurde im Jahr 2010 stillgelegt. Allen Mitarbeitern der Südsprit wurden Arbeitsplätze bei der Südstärke angeboten.

Über die Jahre wurden, auch mit ausländischen Partnern, große Anstrengungen unternommen, auf der Anlage konkurrenzfähige Produkte herzustellen, die jedoch allesamt scheiterten, wie das Unternehmen erklärt. Die Produktion von Biodiesel liege heute in der Hand großer Konzerne, die in Hafennähe hauptsächlich importiertes Pflanzenöl raffinierten und sehr flexibel zusätzlich Biodiesel daraus herstellen könnten. Für die Herstellung von Biodiesel aus gebrauchten Altfetten, die den größten Effekt bei der CO2-Reduktion bringe und auch die Teller-oder-Tank-Diskussion vermeide, sei die Südsprit-Anlage nicht geeignet.

Die Südsprit habe sich nun zum Abbau der Anlage in Schrobenhausen entschlossen, der Anfang Februar begonnen hatte und etwa acht Wochen dauern werde. Die Anlagenteile werden demnach der Wiederverwendung zugeführt. Die Gebäude, die jetzt noch die Energiezentrale, die Rapspressen, die Umesterungs- und Destillationsanlagen sowie Büro- und Laborräume der Biodieselproduktion beherbergten, blieben erhalten und würden von der Südstärke in zukünftige Anlagenerweiterungen zur Veredelung von Kartoffelstärke einbezogen. Um diese Pläne zu verwirklichen, sei der Südstärke zufolge die Versorgung mit Stärkekartoffeln aus der Region von ganz entscheidender Bedeutung - unter anderem der Erhalt des Donaumooses als Kartoffelanbauregion, aus dem etwa 20 Prozent der in Schrobenhausen verarbeiteten Kartoffeln stammten.

SZ