Mittelschule im Widerspruch zum Kultusministerium

06.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:35 Uhr

Zum Artikel "Übungsunterlagen erst seit Freitag im Briefkasten" über den digitalen Unterricht an der Michael-Sommer-Mittelschule (SZ vom 31. März):Mein Sohn, der die achte Klasse besucht, hat seine Materialien auch erst am Mittwoch, 25. März, erhalten.

Es ist also keine Ausnahme, dass das Material erst so spät bei den Kindern eintraf. Der Umschlag war falsch beschriftet und ein Vermerk der Post darauf, weswegen auch die Zustellung so lange gedauert hat. Es ist mir ein Rätsel, wie man einen Briefumschlag derart falsch beschriften kann.

Mein Mann und ich sind beide selbstständig, und nicht zuletzt deshalb kann ich es nicht verstehen, wie man so viel Geld für Porto, Versandtaschen, Papier und Toner für etwa 400 Schüler ausgeben kann - was unter anderem von unseren Steuergeldern bezahlt wird. Von der sinnlosen Umweltverschmutzung einmal ganz abgesehen. Alle anderen Mittelschulen im Landkreis, und sicherlich auch darüber hinaus, schaffen es, die Schüler digital zu versorgen.

Auf der Seite des Kultusministeriums heißt es dazu, dass davon ausgegangen wird, "dass die übergroße Mehrheit der Schülerinnen und Schüler bzw. ihrer Erziehungsberechtigten über entsprechende Endgeräte verfügen. Wo das nicht der Fall ist, stellen herkömmliche Kommunikationswege (Telefon, Briefversand) Alternativen dar. "

Der Briefversand ist also nur eine Alternative, aber nur für die, die keinen PC oder Handy haben. Fast jedes Kind, wenn nicht sogar alle Kinder haben heutzutage ein Handy und auch Zugriff auf Messengerdienste. Auch hat das Kultusministerium für die schulfreie Zeit ausdrücklich erlaubt, dass Lehrer mit ihren Schülern über diese Messengerdienste in Kontakt treten können und ihnen so Unterrichtsmaterial zukommen lassen könnten. Dies würde kein Geld kosten, wäre erlaubt und man könnte die Kinder täglich oder mehrmals wöchentlich mit Unterrichtsmaterial und Lösungen versorgen, so wie das auch an anderen Mittelschulen im Landkreis gemacht wird. Ganz zu schweigen davon, dass überall in den Medien von Digitalisierung an Schulen in Bayern die Rede ist und an der Mittelschule in Schrobenhausen ein Schritt zurück gegangen wird.

Ich kann nicht verstehen, wie sich die Schulleitung gegen Vorgaben des Kultusministeriums und gegen einen digitalen Unterricht in der heutigen Zeit stellen kann. Aber sich sinnlos gegen Dinge zu stellen, kennen wir von der Schulleitung zur Genüge.

Auch war es bei meinem Sohn so, dass er sich nach Vorgaben seiner Lehrkraft ein komplett neues Themengebiet in Mathematik selbst erarbeiten sollte und dazu auch selbstständig Merkeinträge verfassen sollte.

In GSE war es ähnlich, hier sollte mein Sohn mehrere Seiten im Buch lesen und dann selbstständig Merkeinträge dazu verfassen. Wie das ein Schüler der Mittelschule alleine machen soll, ist für mich absolut unnachvollziehbar. Hierzu heißt es auf der Seite des Kultusministeriums: "Die Lehrkräfte stellen ihren Schülerinnen und Schülern während der Zeit der Schulschließungen ein altersangemessenes Lernangebot zur Verfügung, vor allem in digitaler Form. Dieses Lernangebot leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, den Unterrichtsausfall ein Stück weit aufzufangen, kann den regulären Unterricht jedoch nicht ersetzen. Es dient, je nach Alter der Schülerinnen und Schüler, der Vertiefung und Wiederholung des Gelernten, womöglich auch der Umsetzung von Arbeitsaufträgen. "

Hier steht nichts davon, dass sich die Kinder Themen selber erarbeiten sollen. Das sollten doch die Lehrkräfte und die Schulleitung wissen. Lieber werden unsere Kinder und wir Eltern überfordert.

In dem Briefumschlag mit dem Material für meinen Sohn war auch ein Arbeitsauftrag der Konrektorin für das Fach Kunst. Die Kinder sollten ein Stillleben malen, mein Sohn wusste gar nicht, was ein Stillleben ist, weil sie das noch gar nicht im Unterricht besprochen hatten. Dazu hieß es, dass die Bilder mit in die Schule gebracht werden müssen und bewertet werden. Dazu steht auf der Seite des Kultusministeriums: Es können keine Leistungsnachweise bis zu den Osterferien durchgeführt werden. "Auch im Rahmen der Notfallbetreuung oder in digitalen Formaten finden keine Leistungserhebungen in der Zeit der Schulschließungen statt. " Auch kann ich es wieder nicht verstehen, wie die Konrektorin der Schule sich gegen die Vorgaben des Kultusministeriums stellt.

Auch wäre es schön gewesen, wenn die Vorsitzende des Elternbeirates beispielsweise einige oder alle Klassenelternsprecher angerufen hätte und gefragt hätte, wie die Unterrichtsversorgung in den übrigen Klassen ist. Zu sagen, dass sie die Kritik der Mutter nicht nachvollziehen kann, finde ich nicht gut. In der zehnten Klasse, in der das Kind von Frau Spreng ist, klappt die Versorgung scheinbar gut, in der Klasse meines Sohnes klappt sie nicht gut, wie ich finde.

Wenn man auf Facebook in der Schrobenhausener Gruppe die Kommentare liest, die andere Eltern dort posten, die auch Kinder an der Mittelschule in Schrobenhausen haben, sieht man, dass es anscheinend doch mehrere Eltern gibt, die sehr unzufrieden sind. Es wird sich dort auch über Aussagen der Schulleitung beschwert - man sollte doch bei der Post anrufen und sich beschweren, wenn das Material zu spät kommt - und über die Versorgung mit Material.

Mir ist klar, dass das eine Ausnahmesituation ist, die weder unsere Kinder, noch wir Eltern oder die Schulleiter und Lehrer vorher hatten, und dass das alles sehr spontan organisiert werden musste. Trotzdem kann ich nicht nachvollziehen, wie es die Schulleitung der Mittelschule in Schrobenhausen immer wieder schafft, in Krisensituationen anders zu handeln - und in meinen Augen falsch zu handeln -, als die Schulleiter anderer Schulen.

Als die Schule wegen der Sturmtiefs Sabine am 10. Februar 2020 für die Schüler ausfiel, wurde scheinbar als einzige Schule im Landkreis die Michael-Sommer-Mittelschule in Schrobenhausen überhaupt nicht geöffnet, um eventuell Schüler zu betreuen, deren Eltern arbeiten müssen. Zumindest kann ich es mir nicht anders erklären, da an diesem Tag nicht einmal die Autos der Schulleitung auf dem Parkplatz der Schule standen. An allen anderen Mittelschulen im Landkreis waren nach meinen Informationen die Schulleitung und Teile der Lehrer anwesend.

Die Schule und die Schulleitung in Schrobenhausen schaffen es immer wieder mit negativen Schlagzeilen in die Presse. Ich frage mich, wann denn da das Schulamt oder die Regierung von Oberbayern oder das Kultusministerium endlich mal eingreift.

Daniela Müller-Blumhofer

Schrobenhausen