Zum Artikel "Die Sache mit dem
Dieses Rathaus wird nie ein Palast

18.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:00 Uhr

Zum Artikel "Die Sache mit dem ,Palastumbau'" (SZ vom 8/9. Dezember) über das Rathaus und andere Ausgaben in Schrobenhausen:Um einen Palastumbau handelt es sich beim Rathaus in der Tat nicht, denn es ist kein Palast, und es wird auch keiner, wenn man noch so viele Millionen für eine Erneuerung drin versenkt.

Christian Grimm bot einst sein satirisches Talent auf und ließ den Besucher Schrobenhausens das Rathaus "ehrfürchtig als ein Feuerwehrhaus von stattlichen Ausmaßen" identifizieren. Er selbst hat es in seiner wunderbaren Glosse in dieser Zeitung als eine "Bausünde" in eine Reihe mit "international anerkannten Hässlichkeiten", wohlgemerkt in unserer Stadt, gestellt. Hätte man bloß nicht diesen Bau zum Objekt des Denkmalschutzes werden lassen!

SZ-Redakteur Mathias Petry ist ja in seiner Würdigung noch recht wohlwollend mit der Behandlung dieser Angelegenheit umgegangen, und auch ich habe nicht vor, jemand in unserer Stadt nun öffentlich hinrichten zu wollen; ich bin nicht der Geschäftsführer etwa einer Volkshochschule (und auch einem - oder geschlechterspezifisch korrekt - einer solchen) steht so etwas nicht gut zu Gesicht.

Dennoch ist die veranschlagte Ausgabe mit den im Artikel in der SZ aufgeführten geplanten Mängeln viel zu teuer. Denn die 100000 Euro, die der Autor des Textes pro Arbeitsplatz ermittelt, beziehen sich auf die Renovierung und nicht etwa auf die Errichtung eines solchen.

Ich erinnere mich, dass Ulrike Manz schon in den 80er-Jahren eine Stadthalle für Schrobenhausen forderte und Erwin Schmidmeier beispielsweise eine Tiefgarage. Über solche Objekte verfügt Schrobenhausen bis heute nicht. Stattdessen haben wir eine Biergartenruine und ein so genanntes Foyer an einer Turnhalle, die nie schön gewesen ist. Viele Tankstellen in den 50er- und 60er-Jahren hatten mehr Charme als diese Projekte.

Dann haben wir noch den Betonklotz am Pflegschloss, der mal eben einfach so passiert ist. Er ist zwar nicht ganz so teuer, dafür nochmal hässlicher. Immerhin wurde mal nachgedacht, ob man ihn verschönern könnte.

Wir Bürger haben unseren Stadtrat und den Bürgermeister gewählt, um uns in den öffentlichen Dingen zu vertreten. Und das sollen diese Organe auch weiterhin tun. Denn was bei Volksbefragungen herauskommen kann, ist nicht immer ideal, das haben wir bei der Abstimmung über die Innenstadtsanierung gesehen. Auch mit dieser ist ein Teil unserer Öffentlichkeit nicht zufrieden. Werner Helmrich hat sich dazu öffentlich und als Leserbriefschreiber geäußert; es hat also durchaus öffentliche Reaktionen gegeben.

Die Einschaltung externer Gutachter und Berater sollte ebenfalls auf ein Minimum beschränkt werden; wir haben doch viele Fachleute in Rat und Ämtern.

Trotz Kritik können wir mit Bürgermeister und Stadtrat zufrieden sein. Aber da ist noch deutlich Luft für mehr Sorgfalt bei der Ausgabenkultur und auch für die Frage, ob für das viele Geld das, was man sich vorgestellt hat, auch erreicht wurde.

Der meines Erachtens allzu gelassenen Beurteilung der finanziellen Position der Stadt durch den Herrn Bürgermeister kann ich mich nicht recht anschließen. Eine antizyklische Ausgabenpolitik - in schlechten Zeiten Geld auszugeben, um die Konjunktur zu fördern - und in guten Zeiten etwas zurückzuhalten - wäre das nicht ein besseres Modell?

Und was Redakteur Mathias Petry auch völlig zu Recht angesprochen hat: Gedankenspiele sind offenbar Fehlanzeige. Es ist aber auch jetzt noch möglich, mal zu überlegen, wo die Stadt langfristig stehen möchte und welche Ausgaben noch auf sie zukommen können.

Hätte man dies beizeiten getan, wäre bei dem bisher betriebenen Aufwand mit demselben Geld womöglich auch noch eine Stadthalle samt einer integrierten Bücherei dabei herausgesprungen. Oder vielleicht auch noch ein neues Rathaus, das über Jahrzehnte tatsächlich als schön wahrgenommen worden wäre. . .

Axel Paul

Schrobenhausen