Königsmoos
Zur Reise des Lebens gehört auch der Tod

Der Hospizverein Neuburg-Schrobenhausen führt die Schüler der vierten Klassen spielerisch an das sensible Thema heran

12.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:30 Uhr
Stolz präsentieren die Schüler der Klasse 4b ihre Bohnenranke, die sie selbst gepflanzt haben. Die Pflanze symbolisierte den Kindern, dass auch wenn man mal unerwartet aus durch einen Verlust aus der Bahn geworfen wird, man mit ausreichend Zeit wieder Wurzeln schlagen kann. −Foto: Blum

Königsmoos/Stengelheim (SZ) Der Tod ist ein Thema, das überwiegend traurig macht und schmerzt, über das man nicht sprechen möchte. Und doch ist er ein fester Bestandteil des Lebens. Mit Kindern über den Tod zu sprechen, Trauer zu verarbeiten und Trost zu spenden hat sich der Hospiz Verein Neuburg-Schrobenhausen in seinem Projekt "Hospiz macht Schule" zur Aufgabe gemacht.

In allen drei der vierten Klassen der Grundschule Königsmoos in Stengelheim sind die Hospizhelfer unterwegs. Jetzt haben sie die Klasse 4b spielerisch und gleichzeitig sehr direkt an das Thema Tod und Sterben herangeführt. Über eine ganzen Schulwoche hinweg haben die Viertklässler jeden Tag unter einem anderen Motto bestritten. Das Team aus fünf ehrenamtlichen Mitarbeitern des Hospizvereins hat an einer speziellen Weiterbildung der Bundes-Hospiz-Akademie teilgenommen, um die pädagogisch notwendigen Voraussetzungen zu erfüllen. Der Verein verfügt nun über insgesamt 15 Projektleiter für diesen Bereich.


So stand der vierte Tag der Schulwoche im Zeichen der Trauer. Die Viertklässler malten zu Beginn des Tages Bilder mit bunten Fingerfarben, wobei sie ihren Gefühlen, die sie am Vortag erlebt haben, freien Lauf lassen konnten. "Das Malen mit den Fingerfarben war das Beste an der Woche", sagt Max und der Rest der Klasse pflichtete ihm mit lauten Ja-Rufen zu. Und da die Kinder auf kreativem Weg Trauerverarbeitung begreifen sollen, bemalten sie in kleinen Gruppen gemeinsam Tontöpfe, in die sie mit Ivonne Marx-Weiland Bohnen einpflanzten. So erfuhren sie spielerisch, dass auch wenn man sich aus dem Leben herausgerissen fühlt, man wieder neue Wurzeln schlagen kann. "Nach einiger wächst und gedeiht die Pflanze wieder. Aber sie benötigt eben die Zeit dazu", erklärt Marx-Weiland den Schülern. Denn auch bei der Trauerbewältigung müsse man den Menschen mit Geduld begegnen und dürfe nicht aus Angst Wegrennen, erklärt die Ehrenamtliche der Klasse und die Kinder hörten aufmerksam zu.

Der letzte Tag der Woche drehte sich schließlich um Trost und Trösten. Dabei sammelten die Viertklässler gemeinsam Ideen, wie man jemanden tröstet und wie sie sich selbst wünschen würden, getröstet zu werden. Auf einer großen Bohnenranke schrieben sie dann ihre Vorschläge auf: Eine Umarmung, Ablenkung und ein Taschentuch geben standen am Schluss auf dem Poster. Anschließend las Ulrike Mommendey die Geschichte "Die Gebetsflöte" - eine Indianergeschichte über die Vergänglichkeit der Natur und die Aufgabe der Kinder, die Zukunft zu gestalten - und ließ so die gesamte Woche noch einmal Revue Passieren.

Zum Abschluss sang die Klasse noch einmal das Lied "Der Himmel geht über allen auf", das die Kinder ebenfalls bereits die ganze Woche begleitet hat, bevor sie in einer Feed-Back-Runde den Hospizhelfern erzählten, was sie besonders spannend fanden und was ihnen nicht so gut gefallen hat. "Die Rückmeldung der Kinder war sehr positiv und hilft uns, das Programm eventuell noch anzupassen und zu verbessern", sagt Anita Arndt. Denn der Verein möchte sein Projekt an weiteren Schulen anbieten, da es sich beim Tod um ein sehr sensibles Thema handele, das jeden betreffe, dem man nicht aus dem Weg gehen kann, so die Hospizhelferin. Anfang Juli nimmt die Klasse 4c der Grundschule Königsmoos an der Projektwoche teil.

Mit einem pädagogisch ausgearbeitetem Konzept und großer Nähe zu den Kindern - man duzt sich, umarmt sich auch mal, wenn jemand weint - führen die geschulten Hospizhelfer die Kinder mit spielerischer Art an das Thema Tod heran und bemühen sich ihnen zu zeigen, dass es absolut in Ordnung ist über seine Gefühle zu sprechen und Trauer zuzulassen. "In der Gesellschaft wird viel zu wenig über den Tod gesprochen. Viele Eltern verstecken sich vor ihren Kinder, wenn sie traurig sind, statt die Trauer mit ihnen zu teilen und zu erklären, was los ist", sagt Christel Kornprobst. Sie selbst ist Mutter, mehrfache Oma und die Hospizarbeit habe ihr persönlich sehr viel geholfen, sich auch mit ihrem eigenen Ableben - wenn es irgendwann einmal so weit ist - und dem Umgang damit in der Familie aufzuarbeiten. "Die Hospizarbeit hat mir persönlich sehr viel auf den Weg mitgegeben. Es wird immer nur geschont, nun lebe ich viel bewusster und kann mich viel besser auf diese Reise vorbereiten die wir alle antreten müssen auf dieser Welt", erklärt Kornprobst.
 

Kristina Blum