Schrobenhausen
Zu viel Bürokratie

Stadt verzichtet bei Mühlen- und Turbinenprojekt auf Zuschüsse aus Leader-Programm

20.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:51 Uhr
Mühlen und Turbinen - wie die bei Hohenwart - spielen bei einem interkommunalen Projekt eine Hauptrolle. Der Schrobenhausener Finanzausschuss hat jetzt einstimmig beschlossen, wegen hoher bürokratischer Hürden auch eine Leader-Förderung für das Vorhaben zu verzichten. −Foto: Haßfurter

Schrobenhausen (SZ) Das interkommunale Tourismusprojekt "Mühlen und Turbinen im Schrobenhausener Land" verzichtet auf EU-Gelder. Der Grund: Die bürokratischen Hürden für die europäische Förderung sind zu hoch. Deshalb beschloss der Finanzausschuss in Schrobenhausen, das Projekt ohne Leader-Zuschüsse durchzuziehen.

Max Direktor, der ehemalige Stadtarchivar von Schrobenhausen, hatte das Mühlen- und Turbinenprojekt in Gang gesetzt. Er war es auch, der es um ein Haar zum Scheitern gebracht hätte. Schrobenhausens Kulturamtsleiterin Claudia Freitag-Mair berichtete in der jüngsten Sitzung des Finanzausschusses, dass Direktor damit gedroht hatte, das Projekt hinzuwerfen. Den Grund für Direktors Überlegung lieferte Freitag-Mair gleich mit: Der bürokratische Aufwand, um an europäische Fördergelder als Leader-Projekt zu kommen, sei derart immens, dass es kaum Freiheiten bei der Realisierung des Vorhabens gebe. Ein solches Projekt brauche ein Minimum an Planungsfreiheit, so Freitag-Mair, damit es im Zweifel auch neuen Gegebenheiten, die sich durch die laufenden Recherchen ergäben, angepasst werden könnte. Seien die Leader-Fördergelder erst einmal genehmigt, seien Änderungen am Vorhaben selber so gut wie kaum noch möglich. Und die Erfahrung aus der Vergangenheit hätten gezeigt, so Freitag-Mair weiter, dass Ausgaben auch bei geringen Abweichungen durch die LAG nicht anerkannt würden.

Die Bürgermeister der beteiligten Kommunen - neben Schrobenhausen sind das Waidhofen, Langenmosen, Gachenbach und Hohenwart - hätten sich in einem Gespräch darauf verständigt, das Projekt ohne Leader-Förderung weiter vorwärts zu bringen. In den beteiligten Kommunen sollen sich die Gemeinderäte mit der Frage beschäftigen. Das hat der Waidhofener Gemeinderat bereits erledigt. Dort haben sich die Kommunalpolitiker mit einer knappen Mehrheit dazu entschlossen, auf die europäischen Fördergelder zu verzichten.

Im Finanzausschuss in Schrobenhausen fiel die Entscheidung dagegen einstimmig aus. Für die drei Mühlen auf dem Schrobenhausener Gebiet, die in das Projekt einbezogen sind, würden die Kosten insgesamt 3750 Euro - für jeden Mühlenstandort müssen die beteiligten Kommunen Kosten in Höhe von 1250 Euro tragen - ausmachen, hatte Bürgermeister Karlheinz Stephan (CSU) ausgerechnet. Der bürokratische Aufwand, der mit der Leader-Förderung verbunden sei, so Stephan, übersteige die eigentliche Fördersumme deutlich.

Der Kritik von Rudi Koppold (FW), das Mühlen- und Turbinen-Projekt lieber in andere bereits existierende Radwegeprojekte einzubinden, konterte Stephan mit dem Argument der Vielfalt. Je mehr unterschiedliche Angebote die Stadt für Radltouristen machen könnte, umso größer sei die Chance, auch mehr Tagestouristen anzuziehen.

Das ist auch eines der Hauptziele des Projektes. Die Ergebnisse sollen in ein touristischen Radwegekonzept nach dem Vorbild des Oxenweges, der durch Schrobenhausen führt, eingebunden werden, skizzierte Freitag-Mair. Spezielle Schautafeln an den Standorten noch existierender oder ehemaliger Mühlen sollen entlang eines besonderen Radweges aufgestellt werden. Auch spezielle Infoblätter sollen herausgebracht werden. Darüber hinaus werde darüber nachgedacht, das Mühlen- und Turbinenprojekt in ein oberbayerisches Vorhaben einzubinden. Unter dem Titel "WasserRadlWege" sollen ab Sommer besondere Radtouren rund um das Thema Wassser angeboten werden.

Nun ist wieder Max Direktor am Zug. Er solle auf der Grundlage der bisherigen Ergebnisse ein neues Konzept erarbeiten. Im Herbst soll das Konzept dann den beteiligten kommunen vorgelegt werden. Berücksichtigt werden soll dabei auch, dass mögliche Sponsoren genauso eingebunden werden können in das Vorhaben wie örtliche Heimatforscher. Zudem sollen die Kosten den Ansatz nicht überschreiten und der Organisationsaufwand gestrafft werden.

Jürgen Spindler