Schrobenhausen
Von Schönheit, Geschichte und Stil

Am Tag des offenen Denkmals nahmen rund 60 Interessierte an einer Führung durch das Schrobenhausener Rathaus teil

09.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:01 Uhr
Dies ist keine Stadtratssitzung - aber ein Blick in den alten Sitzungssaal des Rathauses. Am Tag des offenen Denkmals gab Architekt Stefan Schrammel Erläuterungen zur Sanierung des Bauwerks. Der Saal wurde auch vor der Sanierung des Rathauses wegen mangelnden Brandschutzes nicht mehr genutzt. −Foto: Mayer (2), Spindler (1)

Schrobenhausen (SZ) Die Frage bleibt offen, ob das Schrobenhausener Rathaus schön ist. Aber die Frage nach "schön" sei ohnehin immer eine subjektive Empfindung, wie Stadtbaumeister Axel Westermair am Sonntagnachmittag im Rahmen des Tag des offenen Denkmals erklärt. Jedenfalls kann man es neuerdings als schützenswertes Denkmal betrachten.

Um die 60 Besucher kamen am Tag des offenen Denkmals in das für Umbau und Sanierung leergefegte Rathaus. Axel Westermair spielte kurz auf die kontroversen Debatten um die Sanierung an. Für den Rest der Veranstaltung blieben dann die Kontroversen aus, zumal Architekt Stefan Schrammel vom Stadtplanungsbüro Schrammel in Augsburg - unterstützt von seinem Kollegen Günter Bauer -, die Baugeschichte, die Erhebung zum Baudenkmal und den Sinn der Sanierung so überzeugend und begeistert referierte, dass es wohl seit gestern ein paar Skeptiker weniger gibt.

Zur Baugeschichte des Rathauses erklärte Stefan Schrammel warnend, wie in der Architekturgeschichte bei neu aufkommenden Stilen immer schnell das Vorhergegangene verdammt worden sei, dies dürfe nicht wieder geschehen.

Das Schrobenhausener Rathaus von Architekt Peter Buddeberg zähle zu den herausragenden Beispielen der Architektur der 1970er-Jahre in Bayern; in diese Riege gehört auch das BMW-Hochhaus in München, aber nur wenige Bauten in Kleinstädten zählen dazu. Der Entwurf Buddebergs habe damals unter zahlreichen Vorschlägen am besten das bauliche Umfeld berücksichtigt.

Zwei Highlights, so Schrammel, seien nun bei der Sanierung besonders zu bearbeiten, Sitzungssaal und Lenbachsaal. Der Sitzungssaal werde mit Blick auf die weiteren Erwartungen in der Stadtentwicklung vergrößert. Der Lenbachsaal soll mit verschiedener Nutzung - von Trauungszimmer bis zu Lesungen - mehr in den Blickpunkt gerückt werden. In beiden Fällen spielt die künftige Lichtgestaltung eine herausgehobene Rolle.

Drei Kriterien werden nun bei der Sanierung bevorzugt ins Auge gefasst. Da sind vor allem Nutzungsänderungen; dies bedeutet Eingriffe in die Bausubstanz im Inneren, beispielsweise den Ausbau des Dachgeschosses. Dann müsse man für das ganze Gebäude einen unübersehbaren Sanierungsstau konstatieren, aber gerade bei diesem Punkt sei die gute Bausubstanz hervorzuheben. "Man muss sich überlegen, dass hier 50 Jahre aufzuarbeiten sind", betonte Schrammel. Und schließlich seien da noch die Maßnahmen für den vieldiskutierten Brandschutz, gab der Architekt zu bedenken.

Ein paar Anmerkungen dazu hatte Marlies Bauer, die als Stadträtin noch die Endphase des alten Rathauses und dann um 1970 alle Planungs- und Einrichtungsberatungen für den Neubau mitgemacht hat. "Dass das Rathaus über den Stadträten abbrennen könnte, haben wir nie gefürchtet", so Bauer.

In zwei Gruppen konnten sich die Besucher ihr Rathaus näher anschauen. Neben der Betrachtung aller Innenräume lenkte der Stadtbaumeister den Blick auch außen auf verschiedene Details.

Franz-Josef Mayer