Schrobenhausen
Vom Bauch ins Ohr

Schlagzeugshow "Drums & more" begeisterte an zwei Abenden rund 600 Gäste in der Aula des Gymnasiums

17.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:30 Uhr
Die "Kleine Tischmusik" erklang passend mit Kochlöffeln gespielt. Atemberaubend war auch das, was Stargast Michael Leopold (u.l.) lieferte. Helmut Lutz (u.r.) führte auf sympathische Weise durch den Abend. −Foto: Dürrmann

Schrobenhausen (SZ) Alle Achtung, das war eine richtig gute Show! Im Rahmen der "Vorweihnacht der guten Herzen" der Schrobenhausener Zeitung präsentierte Musiklehrer Helmut Lutz in der Aula des Gymnasiums eine neue Auflage von "Drums & more". Sein Percussionensemble und der Special Guest Michael Leopold, der allerdings nur am Freitag dabei war, begeisterten die Besucher - sowohl am Freitag als auch am Samstag waren 300 Gäste gekommen.

Rita Brunner, Musiklehrerin am Gymnasium, verspricht in ihrer Begrüßungsrede am Freitagabend "eine mit viel Herzblut eingeübte grandiose Show" und so ist es auch: es ist eine großartige Veranstaltung, die, wie der Untertitel schon andeutet, "vom Bauch ins Ohr" geht.

Gleich das erste Stück, die Ouvertüre von Wilhelm Tell des Komponisten Gioachino Rossini gibt den Besuchern einen Vorgeschmack, welche musikalischen Leckerbissen heute noch zu erwarten sind. Die sechs Instrumentalisten auf der hell erleuchtenden Bühne erhalten für ihre Darbietung bereits jetzt euphorischen Applaus. Dann übernimmt Helmut Lutz, Lehrer für Schlagzeug an der Musikschule Schrobenhausen und der Organisator des gesamten Events, die Moderation. Lutz führt sympathisch und immer wieder informierend durch den ansprechenden Abend. Johannes Hanisch meistert "Tymbolero" von William J. Shinestine, ein Werk für Pauke und Klavierbegleitung (Florentin Gassner) in großartiger Manier. Das Schwirren der Hummel vermittelt Tobias Fottner beim bekannten "Hummelflug" von Nikolai Rimsky Korsakov mit unglaublich schnell über die Klangstäbe flitzenden Schlägeln. Die "Musik des Balkans, gekennzeichnet durch viele Takt- und Tempowechsel", wie Lutz das Stück "Slavonic Festival" ankündigt, verwirklicht Martin Zuber mit einem gekonnten Solo auf der Snare Drum unter Klavierbegleitung von Helga Widmann. Und dann kommt er, der Special Guest des wunderbaren musikalischen Abends: Michael Leopold, der seit 2016 Schlagzeuger bei den Münchner Philharmonikern ist. Mit diesem Weltklasseorchester spielte der 26-Jährige in den vergangenen 14 Tagen in der Carnegie Hall in New York, in der Tonhalle in Zürich und am Vorabend noch in Wien im Großen Musikvereinssaal. "Und als Steigerung heute in der Aula am Gymnasium Schrobenhausen", kündigte Moderator Helmut Lutz ihn an und heimste viel Gelächter bei den Besuchern ein. Doch Seltsames geschieht. Leopold spielt nicht Schlagzeug, nein, er gibt eine musikalische Pantomime wieder, das heißt Leopold macht auf die Millisekunde genau das, was ihm Geräusche, die aus dem Lautsprecher kommen, vorgeben. Es ist eine beeindruckende Vorführung, die der junge Künstler mit einem grün leuchtenden Stab auf der fast ganz abgedunkelten Bühne präsentiert. Frenetischer Applaus des Auditoriums in der Aula des Gymnasiums ist Leopold damit sicher.

Fast ebenso viel Beifall erhalten vier Chefköche, die bei der "Kleinen Tischmusik" mit Kochlöffeln auf Tischen trommeln. Zum Abschluss des ersten Teils interpretiert ein großes Orchester unter Mitwirkung von Michael Leopold die doch recht anspruchsvolle Partitur von "Erinnerungen an Zirkus Renz." Und schon klatschen alle Zuhörer im Rhythmus mit.

Im zweiten Abschnitt geht es gleich rockig los. Die Musik von "Eye of the tiger" kommt zwar vom Band, aber das anspruchsvolle Schlagzeug spielt der siebenjährige Ben Natzer. Sehr angenehme Klänge treffen dann auf die Ohren der Besucher, denn es sind Samba, Bossa und "Moments of swing" angesagt. Bei diesen Stücken musizieren alle mit und das "more" von "Drums & more" ist gut sichtbar und bestens hörbar: Vibraphon, Marimba, Xylophon, Akkordoens, Klavier, elektrischer Bass und auch Kontrabass ergeben mit dem Percussionensemble einen sehr homogenen Klangkörper. Mit geschlossenen Augen könnte man meinen, man sei in einem renommierten Jazzclub in einer größeren Stadt. Natürlich darf der Stargast Michael Leopold nochmal ran, aber diesmal wirklich spielend auf dem Schlagzeug. Bei "Crazy arms" zeigt der Pfaffenhofener sein enormes Können. Einer, der vielleicht mal in die Fußstapfen dieses Künstlers treten könnte, ist Korbinian Lutz. Beim Stück "Rossana" von der US-amerikanischen Rockband Toto ist der jugendliche Musiker sehr gefordert. Der "Half-Time-Shuffle", einer der bekanntesten Schlagzeug-Grooves der Pop-/Rockgeschichte, scheint kein Problem für ihn zu sein. Das Publikum bedankt sich nochmal mit allerbestem Beifall bei allen Mitwirkenden von "Drums & more" und erhält hierfür noch ein paar Zugaben von höchster musikalischer Qualität.

Das Allerschönste daran dürfte aber sein, dass die Besucher beim Verlassen der Aula ihren Geldbeutel zückten und kräftig für die "Vorweihnacht der guten Herzen" spendeten. Die Meinung der Besucher war durch die Bank, dass das "ein großartiges Konzert" war. Organisator Helmut Lutz sollte also nicht zu lange mit einer Neuauflage warten.

Erhard Dürrmann