Schrobenhausen
"Unterbrechung der Infektionsketten fundamental"

Wirtschaftsstaatssekretär Roland weigert weiht eine neue Corona-Schnellteststation ein

16.04.2021 | Stand 23.09.2023, 18:01 Uhr
Neue Schnellteststelle: Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert hat sich von Britta Voß (links) in ihrer neuen Schnellteststelle untersuchen lassen. Das Ergebnis: negativ - also kein Corona. −Foto: Spindler

Schrobenhausen - Testen, testen, testen: Das ist eine entscheidende Devise von Roland Weigert (FW), Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium, um die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. Darum war der Kleinhohenrieder auch am Freitagvormittag in Schrobenhausen, um eine neue Schnellteststelle einzuweihen. Und nicht nur das.

In der neuen Schnellteststelle im Bürgermeister-Stocker-Ring 11 nimmt Roland Weigert Platz auf einem weißen Stuhl. Er lacht munter, als ihn die Chefin des Schrobenhausener Dienstes Pflegeengel auffordert, die FFP2-Maske abzusetzen. Die Hände durch blaue Handschuhe geschützt, ein Plastikschild vor dem Gesicht und die Kleidung durch einen gelben Umhang geschützt, nimmt Britta Voß ein Teststäbchen aus der Verpackung.

Drei Testmöglichkeiten haben die Damen um Britta Voß: Sie können Rachen- und Nasenabstriche machen. Für Kinder, die möglicherweise schnell Angst vor dem Abstrich haben, gibt es laut Voß auch einen Lollipop. Auf dem müssten die Kleinen etwa 90 Sekunden herumlutschen, dann könne auch der Test absolviert werden. Bei den Kindern hilft dabei gegen die Furcht eine knuddelige Handpuppe - Lina.

Der Grund für die Gründung der Schnellteststation bei dem Pflegedienst hat eigentlich mit der zunehmenden Vereinsamung älterer Menschen zu tun, die durch die Corona-Pandemie noch verstärkt werde, sagt Pflegedienstleiterin Heidi Sonhüter. Als dann auch noch unter den zu betreuenden Patienten ein Suizid dazu kam, war klar, dass etwas passieren müsse. Wie Voß sagt, sei ihr Pflegedienst bayernweit der zweite, der von der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB) als Schnellteststelle anerkannt worden sei. Dabei beruft sich Voß auf die Angabe der KVB, mit der die einmal wöchentliche für Interessenten angebotenen Schnelltests auch abgerechnet werden.

In die Schnellteststelle kann jeder kommen, vorausgesetzt, die Personen haben sich vorher angemeldet und einen Termin ausgemacht. Denn etwa 20 bis 25 Schnelltests schaffe das Personal durchschnittlich pro Tag, so Voß. Darüber hinaus ist der Pflegedienst auch mit einem Corona-Mobil unterwegs zu Menschen, die selber nicht mehr mobil seien. Und auch Arbeitgebern werde unter den Vorzeichen der neuen Testverpflichtung fürs Personal ein Service vor Ort angeboten. Mit mehreren Firmen sei sie bereits in Gesprächen, sagt Voß.

Der Test bei Voß und Co. ist ein Antigentest. Der habe nach Worten von Shahram Tabrizi, Chefarzt der Akutgeriatrie am Schrobenhausener Kreiskrankenhaus, eine etwas geringere Trefferquote als der PCR-Test, aber einen für den Mediziner entscheidenden Vorteil: Er finde zuverlässig die Hochinfektiösen heraus. "Mit dem Antigenschnelltest erwischen wir die Hotspots", sagt Tabrizi. Und damit könne eine Infektionskette wirkungsvoll unterbrochen werden.

Für Roland Weigert gibt es keine Alternative zur Teststrategie des Freistaates. "Die Unterbrechung der Infektionsketten ist fundamental." Davon würden auch Gastronomie und Einzelhandel profitieren, was ihm ebenfalls sehr wichtig sei. Darüber hinaus müsse mehr Wert auf die sogenannte Risikoinzidenz gelegt werden, sagt Weigert. Nicht alle Infizierten Menschen hätten möglicherweise Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Deshalb müssten einige Risiken bei der Berechnung der Siebentagesinzidenz für Entscheidung pro oder kontra Lockdown anders als bisher bewertet werden.

Neben dem Pflegedienst in Schrobenhausen bieten mehrere Ärzte ebenfalls den kostenlosen Schnelltestservice an. Die Apotheken allerdings nicht, wie Voß sagt. "Wir wollen Nachahmer", sagt Voß zu ihrem Projekt, "es gibt keine Konkurrenz." Dafür fährt sie Weigerts Lob ein: "Das ist gelebte aktive Bürgergesellschaft." Übrigens sucht Voß noch ehrenamtliche Helfer, die nach einer Schulung in der Schnellteststelle mitarbeiten möchten.

Brav macht Weigert den Mund weit auf, lächelt dabei noch freundlich, auch wenn er jetzt nichts mehr sagen kann. Das Teststäbchen in der rechten Hand von Britta Voß verschwindet Zentimeter für Zentimeter im Schlund des Politikers. Weigert hustet kurz. Dann ist es schon vorbei. Voß beträufelt das Stäbchen mit einer Flüssigkeit, schwenkt alles einige Male. Jetzt heißt es warten. Der Teststreifen wird beträufelt. Die Uhr läuft. Nach 15 Minuten steht das Ergebnis fest: Negativ, eigentlich etwas, was Politiker nicht so gerne über sich hören. Aber beim Coronatest macht Weigert natürlich gerne eine Ausnahme.

Die Öffnungszeiten der neuen Schnellteststelle: Montag, Dienstag, Freitag, 7 bis 17 Uhr; Mittwoch und Donnerstag, 11 bis 19 Uhr; jeden zweiten Samstag des Monats, 8 bis 16 Uhr. Termine auf Anfrage per Telefon oder via WhatsApp unter der Nummer (0151) 40551000.

SZ

Jürgen Spindler