Schrobenhausen
Es bleibt dabei: Notdienst verschwindet

Aber: Patienten sollen verstärkt über Hausbesuche betreut werden

05.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:24 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Es war eines der Schlagworte dieses Bundestagswahlkampfs: Viele Menschen fühlen sich abgehängt. Das ist auch so beim Thema hausärztlicher Notdienst, der ja in Schrobenhausen abgeschafft wird. Bürgermeister Karlheinz Stephan hat interveniert - und stieß auf eine Mauer.

Im März 2018 soll die Umstellung greifen: Wer nach Dienstschluss der Hausärzte oder an Wochenenden einen Arzt braucht, kann dann im Schrobenhausener Land nicht mehr auf den örtlichen Notdienst zurückgreifen, sondern muss eine der Bereitschaftspraxen in Aichach, Pfaffenhofen oder Neuburg besuchen. Gegen diese Entscheidung der kassenärztlichen Vereinigung in Bayern (KVB) regt sich Widerstand. Auf Vermittlung des Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer (CSU) kam es jetzt in Freising zu einem Treffen von Bürgermeister Stephan mit dem Chef der KVB, Wolfgang Krombholz (Foto).

Den Verlauf des Gesprächs beschreibt Stephan so: "Ich habe die Bedenken unserer Bürger dargelegt, aber Herr Krombholz hat keinen Jota Luft gelassen." Will heißen: Die KVB will ihr neues Modell durchboxen. "Krombholz hat das fachlich fundiert begründet, sein Ziel sei die dauerhafte Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung von ganz Bayern, er könne das nicht regionalspezifisch sehen, sondern müsse das Große und Ganze sehen." Stephan zusammenfassend: "Aus seiner Sicht wird alles gut."

Der große Coup sei das Hausbesuch-System, das parallel aufgebaut und gerade ausgeschrieben wird. "Wer anruft und sagt, ich kann mich nicht ins Auto setzen, bekommt einen Hausbesuch", gibt Stephan wieder, was er aus dem Gespräch mit dem KVB-Chef mitgenommen hat. Zusätzlich zu den Bereitschaftspraxen sollen wohl mehrere Ärzte in Bereitschaft sitzen, die von einem Fahrdienst abgeholt und zum Patienten gebracht werden. "Das sei der große, revolutionäre Fortschritt des Systems", berichtet Stephan, und tatsächlich werde der Fahrdienst gerade ausgeschrieben.

Damit wäre zumindest eine Befürchtung vom Tisch: dass Senioren im ländlichen Raum ohne öffentlichen Personennahverkehr, die sich kein Taxi leisten können, trotzdem zu einem Arzt kommen könnten.

"Ich kann nicht beurteilen, ob das funktioniert oder nicht", bewertet Stephan das Gespräch, "aber ich kann berichten, dass wir nicht die einzigen sind, die sich zurückgesetzt fühlen." Auch in Amorbach in Unterfranken laufe ein Bürgermeister Sturm. "Für mich ist das Thema nicht vom Tisch", betont Stephan, "ich mache auf dem Weg weiter, den ich schon in Sachen Geburtenstation begonnen habe - mit Blick auf die allgemeine Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum." Gerade gingen eine Reihe von Briefen an die zuständigen Stellen in Berlin.

Ein Aspekt, der in Schrobenhausen zuletzt immer wieder hinter vorgehaltener Hand diskutiert wurde, ist inzwischen wohl vom Tisch. Bei der KVB hatte wohl jemand angeboten, noch mal ein gutes Wort für Schrobenhausen einzulegen, wenn sich alle Hausärzte einig wären und sie "mit einer Stimme" sprächen - und das sei wohl nicht der Fall gewesen. Demnach gibt es sehr wohl Hausärzte im Schrobenhausener Raum, die für das neue KVB-System sind. Offizielle Aussagen dazu sind allerdings nicht zu bekommen.

Auch Karlheinz Stephan kennt diese Aussagen, sein Eindruck ist aber, dass das nichts verändert hätte: "Seit 2012 arbeitet die KVB an diesem System, und sie will das auch umsetzen."