Schrobenhausen
Vom glühenden Fan zum Teil des Teams

<DK-XY_trifft>SZ TRIFFT </DK-XY_trifft>Starkoch Chrissi Sauer, der seine Lieblingsfußballmannschaft FC St. Pauli in deren Trainingslager bekocht hat

24.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:11 Uhr
Fans kochen für ihre Fußballstars: Schrobenhausens Star-Koch Chrissi Sauer versorgte zusammen mit Franz Stoß beim Trainingslager im österreichischen Maria Alm die Spieler des FC St. Pauli wie Ryo Miyaichi und Yi-Young Park. −Foto: Tay Duc Lam /Witters

Schrobenhausen (SZ) Wenn der FC St. Pauli in zwei Wochen in die neue Saison startet, dann ein bisschen auch mit Schrobenhausen-Power. Mit Unterstützung von Franz Stoß vom Juze GreenHaus hat Koch Chrissi Sauer jetzt den Zweitligisten in dessen Trainingslager kulinarisch versorgt.

Bei den Heimspielen des FC St. Pauli gibt es eine Tradition: "Aux Armes", schreit der Vorsänger, bevor die Spieler ins legendäre Millerntor-Stadion einlaufen. Wörtlich übersetzt: "Zu den Waffen", im übertragenen Sinne aber eher so etwas wie "Auf in den Kampf. Auf geht's". Die Fankurve antwortet: "Aux Armes. Nous sommes St. Pauli." Auch Chrissi Sauer und Franz Stoß kennen dieses Ritual und sind manchmal kurz davor, auch einen solchen Wechselgesang anzustimmen, als die Spieler sich hungrig vor ihnen aufreihen. Diesmal in umgekehrter Rolle, als Zuschauer, während Sauer live für sich kocht. "Verkehrte Welt", sagt Stoß ein wenig ungläubig. "Aux Armes" hätte dann im noch übertrageneren Sinne so etwas bedeuten können wie: Ran an die Teller. Essen fassen. Wir sind St. Pauli!

Eine Woche lang hat der Heimat2- und TV-Koch ("Wir in Bayern") Chrissi Sauer mit Hilfe von Franz Stoß jetzt den Hamburger Kultklub in dessen Trainingslager bekocht. Das ist schon alleine deshalb toll, weil es ein Profiverein aus der 2. Bundesliga ist. Noch toller aber ist es, weil es der Verein ist, den Sauer seit zirka fünf Jahren, Stoß noch länger aktiv unterstützt.

Der Verein, den beide sogar als Tätowierung auf ihrem Körper verewigt haben, dessen Fanclub "Rat Pack" sie angehören. Ihr Herzensverein. Seit ein paar Jahren fahren die Kiezkicker zum Trainingslager ins malerische Hüttendorf von Maria Alm. Und weil der Schrobenhausener Norbert Heinzlmeier wiederum mit Josch Seyfert, dem Geschäftsführer des Hüttendorfes, befreundet ist, war Sauer plötzlich als Koch engagiert, Stoß und Heinzlmeiers Sohn Sebastian quasi als Küchenhilfen in Österreich dabei.

"Hammer", "Wahnsinn" und "Unglaublich" sind die Worte, die immer wieder fallen, wenn sie nun davon erzählen. "Mit fast 40 fühlt man sich erst mal wie ein kleiner Bub", sagt Stoß mit einem Lachen. Schnell hätte sich das aber gelegt. Weil die Schrobenhausener eben nicht als Fans da waren, sondern vom 70-köpfigen Spieler-, Trainer-, Betreuer- und Vorstandsteam als Teil davon aufgenommen wurden. Auch bei den Testspielen oder abends am Lagerfeuer waren sie dabei. "Wir haben uns nicht aus Fan-Sicht über die vergangene Saison unterhalten, sondern ganz normale Gespräche geführt. Zum Beispiel über den Urlaub", erzählt Stoß.

Auch für Sauer hat sich der positive Eindruck, den er von seinem Verein - auch wegen dessen politischer Ausrichtung - hatte, bestätigt. "Ganz normale Leute, höflich und mit Anstand", sagt er. Früher stand der 30-Jährige in der Südkurve beim FC Bayern. "Bei St. Pauli läuft aber alles toleranter und respektvoller ab", betont der Koch. "St. Pauli macht ganz einfach noch mehr Spaß."

Die Bewunderung war aber nicht nur einseitig. "Das Team hat auch unser Essen sehr geschätzt", freut sich der Koch, für den es ungewohnt war, so viele hungrige Leute gleichzeitig zu versorgen. Knapp 15 Kilo Fleisch, zehn Kilo Fisch und 30 Kilo Kartoffeln, Nudeln oder Reis hätte er pro Tag verarbeitet, erzählt Sauer. Dazu ganz viel Gemüse. In zwei großen Pfannen und am Grill, in unterschiedlichsten Varianten, zum Beispiel als Paella. "Unfassbar", sagt der 30-Jährige lachend. "Die haben alle einen Sixpack, schaufeln aber rein, was geht." In zwei Wochen startet der Verein in Magdeburg wenn man so will auch mit ein bisschen Schrobenhausen-Power in die neue Saison.

Chrissi Sauer und Franz Stoß werden dann wieder als treue Fans dabei sein. "Meistens fahren wir zu den Auswärtsspielen im südlichen Deutschland", sagt Sauer. Nach Ingolstadt, Regensburg oder Fürth also. Nach dem Auswärtsspiel beim FCI am 21. September, so seine Idee, würde er das komplette Team dann gerne in die Heimat2 zum Essen einladen.

"Drei- bis viermal pro Saison sind wir aber auch bei Heimspielen am Millerntor", erzählt er. Dort werden die beiden Schrobenhausener dann wieder aus ihrer gewohnten Zuschauerrolle heraus "Aux Armes. Nous sommes St. Pauli" antworten, wenn der Vorsänger anstimmt. Vielleicht ja noch ein bisschen lauter als bisher.

Matthias Vogt