Mühlried
Pfarrer Skrzypeks wertvoller Schatz

Am Sonntag verabschiedet die Heilig-Geist-Gemeinde Mühlried ihren langjährigen Seelsorger

12.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:05 Uhr
Zweimal Pfarrer Robert Skzypek: mit dem Rad vor der Mühlrieder Kirche, und einmal in der Kirche bei einem Gottesdienst. Im September wechselt er nach Lindau. −Foto: Fotos: Hora

Mühlried (SZ) Der Abschied rückt näher: Am Wochenende beginnen die Verabschiedungsfeiern für Pfarrer Robert Skrzypek (51), der im September nach Lindau wechselt - nach fast 17 Jahren in Mühlried und Edelshausen. An diesem Sonntag in Mühlried und am 22. Juli in Edelshausen wird er im Mittelpunkt stehen. Für ein Interview war aber noch Zeit.

Herr Pfarrer, sind Sie bereit für die Abschiedsfeiern?
Robert Skrzypek: Niemandem von uns fällt das Abschiednehmen leicht. Mit dem Abschied schwindet etwas Vertrautes. Es geht mir nicht anders. Doch "im Abschied ist die Geburt der Erinnerung", sagt ein deutsches Sprichwort. Ich habe in Mühlried und Edelshausen von den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern große Unterstützung wie auch von der Pfarrgemeinde hohe Wertschätzung erfahren. Deshalb ist die Pfarrei für mich - sofern es das überhaupt gibt - zu einer Traumstelle geworden. Das macht den Abschied natürlich umso schwerer. Auch wenn ich mich auf meine neue Stelle in Lindau schon freue, weil ich sie sehr interessant sehe, werde ich vieles von hier schmerzlich vermissen.

Sie sind seit 25 Jahren Priester. Was hat sich seit ihrer Priesterweihe in der Kirche verändert?

Skrzypek: Wir sehen alle, wie sich unsere Gesellschaft verändert. Konsumkultur, Medienkultur, die Ich-Kultur - wir leben in einer Zeit, in der jedes Bedürfnis so schnell wie möglich gestillt werden muss und bleiben dadurch konstant an der Oberfläche. Aber der Mensch braucht immer auch Herausforderungen, um in die Tiefe zu kommen, sich selbst kennenzulernen: dadurch zum Beispiel, dass man sich mal geduldig an einer Aufgabe abarbeiten muss, die einem die Wirklichkeit stellt. Heutzutage zeigen immer mehr Menschen der Kirche die kalte Schulter. Eine Studie der Universität Münster zeigt aber, dass die Gläubigen die Kirche weniger aus kircheninternen Gründen verlassen, sondern schlicht, weil ihnen die Kirche gleichgültig geworden ist. Ich möchte die Fehler, die die Kirche als Institution gemacht hat, gerade nicht schönreden. Aber man kann jetzt sagen, dass die katholische Kirche als bisher einzige große Institution Schritte unternommen hat, die Problematik auch aufzuarbeiten. Es gibt das berühmte Wort von Mutter Teresa. Ein Journalist fragte sie: ,Mutter, was muss sich an der Kirche ändern?' Und die Antwort war: ,Sie und ich.' Und das gilt für jeden, für jeden Bischof, jeden Pfarrer, jeden Priester, jeden Laien.

Wenn Sie auf Ihr Wirken in Mühlried und Edelshausen zurückblicken, was bleibt da besonders haften?

Skrzypek: 17 Jahre lang durfte ich mit meinen Pfarreimitgliedern einen Weg gehen, der viele Facetten hatte. Da gab es Zeiten des Fragens und Suchens nach dem richtigen Weg. Aber vor allem in meiner Erinnerung bleiben Momente von großer Herzlichkeit, großartige Gottesdienste und Feste, tiefe Begegnungen. Es war niemals langweilig.

Was werden Sie am meisten vermissen?

Skrzypek: Es ist unmöglich, alles aufzuzählen. Unsere Gottesdienste in der Fastenzeit und im Advent, Familiengottesdienste und die Erstkommuniongottesdienste, die vielen Familien, die Kinder um den Altar, eine mitfeiernde Gemeinde. Und unglaublich fehlen werden mir die Heerscharen an Ministranten, die unsere Gottesdienste bereichern - allein schon durch ihre Anzahl, umso mehr durch ihre Einsatzbereitschaft. Unsere wunderschönen und interessanten Pilgerreisen, die einzigartigen Faschingsveranstaltungen, die Weihnachtsmärkte. Ich habe einen wertvollen Schatz in meinen Gemeinden gehabt: nämlich viele Menschen in den unterschiedlichsten Gruppierungen, die mir halfen und mich unterstützten. Das möchte ich ganz fest betonen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Dafür bedanke ich mich von ganzem Herzen!

Was wissen Sie über Ihre neue Pfarrei?

Skrzypek: Seit meiner Ernennung zum Pfarrer von Lindau war ich dreimal vor Ort. Ich kam mit dem dortigen Pfarrer ins Gespräch, habe auch schon die Mitglieder des Pfarrgemeinderates und der Kirchenverwaltung kennengelernt. Ich betreue ab Herbst in Lindau drei sehr unterschiedliche Pfarreien. Jede Pfarrei ist anderes geprägt. Die Gegend ist natürlich sehr schön. Da hätte ich es wohl schlechter treffen können (grinst). Ich kannte die Bodenseeregion bisher noch nicht. Aber inzwischen finde ich es sehr reizvoll und freue mich, dort zu leben und zu arbeiten.

Was wünschen Sie den Menschen in Mühlried und Edelshausen?

Skrzypek: Jeder Anfang ist auch eine gute Chance, das bisherige Pfarreileben in den Blick zu nehmen. Ich bin zuversichtlich, dass die Pfarreimitglieder von Mühlried und Edelshausen mit der neuen Situation ab September und mit dem neuen Pfarrer Georg Leonhard Bühler gut zurecht kommen werden. Ich kann nur immer wieder betonen: Ich habe alles, was ich hier getan habe, gern getan. Ich wünsche den Menschen, dass sie am Glauben dran bleiben und dass sie sich weiter so engagieren.

Sie fahren ja bekanntermaßen viel und gerne Rad. Haben sie in der Bodenseegegend schon Radtouren im Blick?

Skrzypek: Ja, ich fahre leidenschaftlich gerne Fahrrad. Dabei kann ich am besten Abschalten und neue Kraft tanken. Dass es am Bodensee wunderschöne Touren gibt, steht wohl außer Frage. Ich hoffe, dass der Herbst noch ein paar schöne Tage bietet und ich die Zeit finde, mich auf mein Fahrrad zu schwingen.

Sie sind außerdem großer Fußballfan. Ihr Heimatland Polen ist ja wie Titelverteidiger Deutschland früh gescheitert. Verfolgen sie die WM? Wer wird Weltmeister?

Skrzypek: Ich habe gleichermaßen für Polen und Deutschland mitgefiebert. Das Positive daran, dass beide ausgeschieden sind, ist, dass ich die WM danach in aller Ruhe weiterverfolgen konnte. Am Sonntag wird Frankreich Weltmeister.

Das Gespräch führte

Rainer Hora