Hohenwart
Musik mit Luftballons und Didgeridoo

Die Marktkapelle spielt zum zehnjährigen Jubiläum ein Best-of ihrer Konzerte

18.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:59 Uhr
Julia Thurner

Hohenwart (SZ) Genau eine Minute vor 19 Uhr wird das Licht in der Turnhalle der Grund- und Mittelschule Hohenwart ausgeschaltet und es wird ganz ruhig. Ein paar letzte Gäste kommen noch schnell durch die Tür geeilt - doch die Stühle für das Jubiläumskonzert der Marktkapelle sind schon lange alle besetzt.

Und dann geht es auch schon los. Die Musikanten und Musikantinnen der Marktkapelle Hohenwart laufen geordnet in Reih und Glied in die Halle ein - und man erhält den Eindruck, der Zug nimmt kein Ende. Unter langanhaltendem Applaus schreiten die mehr als 40 aktiven Musiker auf die Bühne und warten auf einen weiteren wichtigen Mann: den Dirigenten Eberhard Ade. Kaum auf der Bühne, hebt der auch schon seinen Taktstock und es geht los mit dem ersten Stück: Die Overtüre zur Oper Carmen - fulminant, kräftig, beeindruckend.

Danach nimmt kurz Vorsitzender Tobias Haberer das Mikrofon in die Hand und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus: "Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn!" Er sei beeindruckt von der Vielzahl der Gäste und auch der Geschwindigkeit, in der die Karten alle verkauft wurden. Natürlich werden auch allerlei Ehrengäste im Publikum begrüßt, unter anderem der ehemalige Landrat und jetzige Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert. Zu seiner neuen Funktion findet Eberhard Ade gleich einen passenden Witz: "Wir sind ja auch gemeinsam zur Schule gegangen - und ich hab's zum Kapellmeister gebracht, du bist nur Sekretär."

Doch damit es schnell mit Musik weitergehen kann, wird an die Moderatorin des Abends, Christine Hammer übergeben, die dieses Amt nun schon zum zweiten Mal übernimmt. Mit Charme und einer Prise Humor verrät sie dem Publikum vor jedem Stück Hintergrundinformationen zu Komponisten und Werk. Sie fügt aber auch hinzu, bei welchen der bisher sechs Konzerte das ausgewählte Lied gespielt wurde - denn das siebte Konzert zum zehnjährigen Jubiläum der Marktkapelle Hohenwart stellt sozusagen ein Best-of und bunt gemischtes Potpourri aller bisher gespielten Stücke dar. Aus diesem Grund geht es nun auch in die Welt der traditionellen Blaskapellenmärsche und Konzertwalzer, allem voran der Florentiner Marsch von Julius Fucik, der jedem, der etwas mit Musikkapellen zu tun hat, ein Begriff ist.

Danach wird ein besonderes Stück angekündigt: "Ein Solo für 18 Luftballons - und Hans Kufer", erzählt Christine Hammer. Bei einem Auftritt fehlte einer Blaskapelle die große Trommel und eine Alternative musste gefunden werden. Das war der Anreiz für den Komponisten, die Luftballonpolka zu verfassen. In der Marktkapelle Hohenwart ist natürlich eine große Trommel vorhanden und daher haut es umso mehr rein, wenn dazu zusätzlich Hans Kufer im Takt die Luftballons zum Platzen bringt - da zuckt dann auch mal der Dirigent zusammen.

Vor der Pause zeigen die Musikanten mit Film- und Popmusik, dass sie nicht nur Blasmusik draufhaben. Bei den bekannten Melodien von Winnetou und Star Wars fällt vor allem Daniel Seidl mit seiner Trompete auf, der ein wunderbares Solo nach dem anderen hinlegt. Am Schluss geben dann alle beim Lied "Music" von John Miles nochmal ihr Bestes - getreu dem Liedtext: "Music was my first love and it will be my last".

Doch das war noch lange nicht das letzte Stück, denn nach einer kurzen Verschnaufpause mit Getränken und belegten Broten geht es auch schon weiter im Programm. Jetzt ist erst einmal die Jugendmarktkapelle unter der Leitung von Rita Endres an der Reihe. Die knapp 30 jungen Musiker (einige sind auch bereits schon bei den Großen) legen gleich direkt los mit dem Thema von "JAG - im Auftrag der Ehre", einer amerikanischen TV-Serie. Mit diesem Stück und dem nächsten - dem Thema der Filmreihe "Fluch der Karibik" - machen sie deutlich, dass sie längst mit den Großen mithalten können und noch eine große Zukunft vor sich haben. Natürlich ist auch eine Zugabe eingeplant, doch davor verwandelten sich die Musikanten erst einmal. Es wurden Sonnenbrillen und Sakkos hervorgezaubert und mit dem Hit "Everbody needs somebody to love" der Blues Brothers sorgt die Jugendmarktkapelle dafür, dass ein jeder aus dem Publikum mitschwingt und zu lächeln beginnt.

Dann ein fliegender Wechsel, die "großen" Musikanten betreten wieder die Bühne und legen mit dem Paartaler Marsch noch einmal richtig los. Danach ist eine Besonderheit geplant: Beim Lied "Africa" von der Rockband Toto stehen vor allem afrikanische Percussion und Schlagwerke im Vordergrund. Doch die Marktkapelle besitzt noch ein anderes spezielles Instrument: ein Didgeridoo. Das ist zwar nicht ganz so afrikanisch, gibt aber der Interpretation des Lieds einen besonderen und einzigartigen Flair.

Anschließend kündigt Christine Hammer bereits die erste Zugabe an: ein Medley der besten Hits von Udo Jürgens. Und wie absolvierte dieser Ausnahmekünstler immer seine Zugaben? Natürlich im weißen Bademantel. Das ließ sich Kapellmeister Eberhard Ade nicht zweimal sagen, kommt aber beim Dirigieren der Stücke "Griechischer Wein" oder "Mit 66 Jahren" ganz schön ins Schwitzen.

Das letzte Lied auf dem Programmzettel lautet: "Mission Impossible", das Thema der erfolgreichen Filmreihe. Wieso das gewählt wurde? "Vor zehn Jahren", erzählt Christine Hammer, "schien die Marktkapelle auch wie eine Mission Impossible, eine unmögliche Mission. Doch wenn was erfolgreich ist, wird es immer wieder neu aufgelegt." Und das gleiche trifft auch für die Konzerte der Marktkapelle zu. Kaum sind die letzten Töne verklungen, werden schon Zugabe-Rufe aus dem Publikum laut. Ein letztes Lied haben sie noch vorbereitet: den ersten Marsch, den sie bei der allerersten Probe zusammen gespielt haben, "A good start" von Luigi di Ghisallo. Dafür wird auch die Jugendmarktkapelle nach vorne geholt und zusammen lassen die mehr als 60 Musiker die Halle noch einmal erbeben.

Zum Abschluss des Konzerts werden nicht viele Worte verloren - die gäbe es am nächsten Tag beim Ehrenabend zum Jubiläum. Was aber natürlich nicht fehlen darf und schon Tradition beim Konzert der Marktkapelle ist, ist die Bayernhymne. Ungefragt stehen dazu alle Gäste auf und stimmen kräftig mit ein - obwohl man zugeben muss, dass es fast unmöglich ist, die riesen Anzahl der Musikanten zu übertönen. Und das allein spricht schon für den Erfolg der Hohenwarter Marktkapelle, den sich vor zehn Jahren bestimmt keiner so vorgestellt hat.

Julia Thurner-Irmler