Aresing
Mehr als nur ein Stellvertreter

Ohne Georg Hartmanns Engagement könnte Aresings Bürgermeister Klaus Angermeier nicht Vizelandrat sein

31.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:16 Uhr
Engagierte Vizes: Während Klaus Angermeier (l.) Landrat Peter von der Grün vertritt, hält Georg Hartmann (r.) die Gemeinde Aresing am Laufen. −Foto: Janda, Hofmann

Aresing/Neuburg - Wenn es derzeit um Aresinger Themen geht, könnte es sein, dass Bürgermeister Georg Hartmann mit Landrat Klaus Angermeier telefoniert.

Moment - Bürgermeister Hartmann? Und Landrat Angermeier? Nun, daran muss man sich gewöhnen, schließlich ist Angermeier, in erster Linie der Erste Bürgermeister von Aresing, auch stellvertretender Landrat von Neuburg-Schrobenhausen. Und wenn er, wie in diesen Wochen, in Neuburg Landkreischef Peter von der Grün vertritt, übernimmt in Aresing Zweiter Bürgermeister Georg Hartmann die Amtsgeschäfte. Das funktioniert offenbar bestens - beim Besuch unserer Zeitung in den jeweiligen Büros strahlen beide Stellvertreter jedenfalls übers ganze Gesicht.

Interessant an dieser Konstellation ist auch, dass in beiden Verwaltungen die politischen Farben gewechselt werden: in Neuburg von orange zu schwarz, in Aresing von schwarz zu orange. Denn Angermeier ist bei der CSU, Hartmann ebenso wie von der Grün bei den FW. Nicht, dass das irgendetwas zu bedeuten hätte. Sowohl der Landrat und sein Stellvertreter als auch der Aresinger Bürgermeister und sein Vize haben ein enges Vertrauensverhältnis, das im Falle Angermeier/Hartmann über Jahre gewachsen ist. Denn Georg Hartmann ist bereits seit 2014 in Aresing Angermeiers Stellvertreter.

"Er macht das hervorragend", lobt Angermeier von seinem Neuburger Schreibtisch aus Georg Hartmann und fügt schmunzelnd hinzu: "Den kann ich auch mal alleine lassen. " Über seine eigene Tätigkeit im Landratsamt sagt Angermeier: "Das war schon immer mein Traumjob. " Mit identischen Worten hatte er vor sechs Jahren, als er neu ins Amt gewählt wurde, auch die Tätigkeit als Aresinger Bürgermeister bezeichnet. Die Frage, welcher Job ihm besser gefalle, bezeichnet Angermeier deshalb auch als "unfair".

"Ich wollte im Landkreis mehr mithelfen", benennt der Aresinger seine Motivation für die Übernahme des Amtes als Stellvertreter des Landrats. "Wir haben viele Aufgaben", sagt er, da wolle er "mitsteuern, mitdenken, mitgestalten". Dass er aus dem Landkreissüden kommt, während Peter von der Grün im Norden wohnt, habe übrigens nichts zu bedeuten: "Wir haben beide den Gesamtblick", sagt Angermeier, da gebe es kein Norden und Süden, Neuburg-Schrobenhausen sei "ein Landkreis".

Angermeier vertritt von der Grün übrigens nicht nur, wenn der im Urlaub oder krank ist, sondern arbeitet jeden Donnerstag im Landratsamt mit. Für seinen Vertreter in Aresing, Georg Hartmann, bedeutet das natürlich einen erheblich höheren Arbeitsaufwand, als ihn Zweite Bürgermeister sonst haben. "Das war mir klar", sagt Hartmann, der auch Schriftführer im FW-Kreisverband ist. Als solcher ist er natürlich ganz nah an Landrat Peter von der Grün dran und wusste, als er sich im Mai im Aresinger Gemeinderat erneut als Zweiter Bürgermeister zur Wahl stellte, dass Gemeindechef Klaus Angermeier Vizelandrat werden sollte.

Wobei Hartmann, der 65 Jahre alt ist, aber deutlich jünger aussieht, eines zugute kommt: "Ich bin seit 1. Juli 2019 Rentner. " Hartmann leitete früher einen Handwerksbetrieb, im vergangenen Jahr verkaufte er die Anteile an seinen Bruder. Zudem verfügt Hartmann über 24 Jahre Gemeinderatserfahrung.

Hermann Knöferl, der Geschäftsleiter im Aresinger Rathaus, kommt mit beiden Chefs bestens aus. Über Georg Hartmann sagt er: "Er ist für uns eine große Unterstützung, weil er aus der Baubranche kommt. " Zumal gerade ja der Rathausumbau anläuft, ein Projekt, für das Hartmann komplett zuständig ist, um Angermeier zu entlasten. Und so wie Klaus Angermeier jeden Donnerstag in Neuburg ist, sitzt Georg Hartmann jeden Donnerstag in Aresing im Bürgermeisterbüro. Das sei schon viel mehr als nur eine Stellvertretung, "er führt die Geschäfte voll und ganz", sagt Knöferl, der über den Daumen gepeilt schätzt, dass Hartmann eine viermal so hohe Arbeitsbelastung im Rathaus habe wie in den vergangenen sechs Jahren, als Klaus Angermeier noch nicht Vizelandrat war. "Wenn ich noch berufstätig wäre, könnte ich das nicht machen", meint Hartmann, der keinen Zweifel daran lässt, dass er sich gerne für seine Gemeinde engagiert, zumal seine Frau noch berufstätig sei und er deshalb zu Hause auch nicht vermisst werde.

Was auch noch ganz wichtig sei: "Ich habe von jedem in der Verwaltung die volle Unterstützung", freut sich Hartmann. Ganz ähnlich äußert sich in Neuburg Klaus Angermeier, der das Engagement der Mitarbeiter sowohl in Aresing als auch in Neuburg hervorhebt. Auch deswegen könne er sagen: "Ich habe meine Entscheidung, als stellvertretender Landrat zu kandidieren, noch keinen Tag bereut. "

Ganz ohne seine Aresinger kommt Klaus Angermeier übrigens auch als amtierender Landrat nicht aus. Am vergangenen Montag war abends Gemeinderatssitzung, tags darauf trat die Aresinger Schulverbandsversammlung zusammen. Beide Sitzungen leitete Angermeier selbst, das sei ihm eine Herzensangelegenheit gewesen, auch wenn er das nicht hätte tun müssen. "Vor Arbeit habe ich noch nie Angst gehabt", sagt der CSU-Mann noch, verbal die Ärmel hochkrempelnd und wohl wissend, dass Georg Hartmann dieselbe Einstellung hat.

SZ

Bernd Hofmann